Es tut einem bis in die Knochen weh, wenn man die Gerichtsverhandlungen nachliest, mit denen dieser einst beliebte Volksheld vor 2000 Jahren zum Schweigen gebracht wurde. Mobbing, Schikane, Lügen, konstruierte Vorwürfe und Massenpsychose – nichts war den Gegnern zu schade. Ein Skandal vom gröbsten. Wozu sollte das bloss dienen?
Szene aus dem Film «Die Passion Christi»
Man fragt sich immer wieder mal: Wie ist es möglich, dass das «gesunde Volksempfinden» so ungesund manipulierbar ist? Dass die Volksseele so unkontrollierbar kochen kann? Dieses Problem hat nicht erst die heutige Gesellschaft. Die Geschichte von der Festnahme bis zur brutalen Kreuzigung von Jesus ist ein Lehrstück für die Manipulierbarkeit der Massen und einer der gröbsten Justizskandale aller Zeiten.
Man muss sich das vorstellen: Innert einer Woche fiel er vom gefeierten Volkshelden, den die Leute triumphal in der Hauptstadt willkommen hiessen, zum von allen verachteten, beschimpften und verprügelten Verräter, schlimmer noch als ein notorischer Verbrecher. Von «Hosianna» zu «Kreuzige ihn» in ein paar Tagen. Fanatisierte Religionsvertreter forderten seinen Tod, und nichts und niemand konnte sie aufhalten. Petrus, der mit dem Schwert dreinschlug, genauso wenig wie Pontius Pilatus, Vertreter des hochentwickelten römischen Rechtsstaates. Der konnte nur lahme Versuche machen, die Verurteilung eines Menschen zu verhindern, der klar ohne Schuld war. Als seine eigene Position bedroht wurde, knickte er ein und «wusch sich die Hände in Unschuld», wie es in der Bibel heisst.
Wenn sich Gegner verbrüdern
In der unheiligen Allianz gegen Jesus fanden sich Partner, die bisher Feinde gewesen waren: der römische Statthalter Pontius Pilatus und der grausame jüdische König Herodes. Sie konnten sich eigentlich nicht riechen; aber als Jesus bei den Gerichtsverhandlungen zwischen ihnen wie ein Tennisball hin- und hergeschickt wurde, «wurden sie Freunde» (nachzulesen im Lukasevangelium, Kapitel 23, Vers 12). Es scheint, als wenn sich alle Mächte auf der Erde und in der Hölle gegen diesen Jesus verbrüderten, der zeitlebens nichts anderes getan hatte als Menschen zu lieben, zu heilen und zu lehren. Wie sind eine solch unnatürliche Feindschaft und ein so eklatantes, offensichtliches Justizversagen zu erklären?
Nichts als Werkzeuge
Man versteht die Geschehnisse in der Karwoche nur, wenn man den unsichtbaren Hintergrund der Geschichte kennt. Sowohl die brutal aufgepeitschten Massen als auch die Hauptspieler Pilatus, Herodes und Kaiphas sind letztlich nichts als Werkzeuge. «Es musste so kommen», wird Jesus ein paar Tage später seinen Jüngern erklären, die sich noch kaum vom Schock dieser Tage erholt haben. Ein Gerechter «musste» sterben, um die Schuld aller Ungerechten auf sich zu nehmen. Darum musste es überdeutlich werden: Diesem Jesus konnte man nichts, aber auch gar nichts anhängen, was auch nur von Weitem hätte bestraft werden müssen. Die Leute dachten: «Dieser Mann muss von Gott verflucht sein», darum fiel es den Massen auch leicht, so verblendet «Kreuzige ihn» zu schreien. Die Heftigkeit und Grausamkeit dieses Todes lässt sich nur übernatürlich erklären.
800 Jahre vorher gedeutet
Das Verblüffende: Die Erklärung wurde schon 800 Jahre vorher geliefert. Wir lesen im Buch Jesaja, Kapitel 53: «(3) Er wurde verachtet, von allen gemieden. Von Krankheit und Schmerzen war er gezeichnet. Man konnte seinen Anblick kaum ertragen. Wir wollten nichts von ihm wissen, ja, wir haben ihn sogar verachtet. (4) Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten ertragen müssen. Wir aber dachten, diese Leiden seien Gottes gerechte Strafe für ihn. Wir glaubten, dass Gott ihn schlug und leiden liess, weil er es verdient hatte. (5) Doch er wurde blutig geschlagen, weil wir Gott die Treue gebrochen hatten; wegen unserer Sünden wurde er durchbohrt. Er wurde für uns bestraft – und wir? Wir haben nun Frieden mit Gott! Durch seine Wunden sind wir geheilt. (6) Wir alle irrten umher wie Schafe, die sich verlaufen haben; jeder ging seinen eigenen Weg. Der Herr aber lud alle unsere Schuld auf ihn. (7) Er wurde misshandelt, aber er duldete es ohne ein Wort. Er war stumm wie ein Lamm, das man zur Schlachtung führt. Und wie ein Schaf, das sich nicht wehrt, wenn es geschoren wird, hat er alles widerspruchslos ertragen. Man hörte von ihm keine Klage. (8) Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und grausam hingerichtet. Niemand glaubte, dass er noch eine Zukunft haben würde. Man hat sein Leben auf dieser Erde ausgelöscht. Wegen der Sünden meines Volkes wurde er zu Tode gequält! (9) Man begrub ihn bei Gottlosen, im Grab eines reichen Mannes, obwohl er sein Leben lang kein Unrecht getan hatte. Nie kam ein betrügerisches Wort über seine Lippen. (10) Doch es war der Wille des Herrn: Er musste leiden und blutig geschlagen werden. Wenn er mit seinem Leben für die Schuld der anderen bezahlt hat, wird er Nachkommen haben. Er wird weiterleben und den Plan des Herrn ausführen.»
Wie soll man das verstehen?
Das, was hier geschah, hat nichts weniger als kosmische Bedeutung. Ohne dass wir das «Wie» bis ins letzte verstehen: Dieser Tod war ein Wendepunkt in der Geschichte Gottes mit den Menschen. Und diese Geschichte kann zu unserem persönlichen Wendepunkt werden. Wer selbst scheitert, unter Ungerechtigkeit oder seinem eigenen Unvermögen leidet, darf sich quasi mit Jesus und seinem Leiden identifizieren. Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden haben können. Billiger gings nicht. Aber seitdem hält Gott die Arme auf. Wer sich auf das Leiden und den Tod von Jesus beruft, wird angenommen. Vergebung und Heilung wird möglich – es ist bezahlt. Keiner kann sich so weit verrennen im Leben, dass nicht eine Umkehr zu Gott möglich ist. Unzählige Menschen haben das seit 2000 Jahren persönlich angenommen. Und Sie?