Der querschnittgelähmte Samuel Koch hat nicht
nur eine, sondern zwei der wichtigsten Lektionen fürs Leben gelernt – und damit
eine alte Erkenntnis der Bibel bestätigt.
Samuel Koch (Foto: Conny Wenk / samuelkoch.com)
An der
ökumenischen «MEHR»-Konferenz in Augsburg erklärte Samuel Koch, wie er lernte,
dass Gott ihn bedingungslos annimmt (Livenet berichtete). In unserer Gesellschaft
funktioniert alles nach dem Prinzip «tun, haben, sein» – man sei erst jemand,
wenn man etwas geleistet hat und etwas besitzt. Durch seine Querschnittlähmung und
durch seine Beziehung zu Gott lernte Koch, dieses «grundverkehrte» Prinzip einfach
umzudrehen.
Zauberwort Gnade
Die Stelle im
Zweiten Korintherbrief: «Lass dir an meiner Gnade genügen» (2. Korinther-Brief, Kapitel 12, Vers 9)
drückt für Koch aus: «Gott liebt bedingungslos, und ich bin wertvoll, einfach,
weil ich existiere». Gnade, nicht Leistung, ist die Schlüsselerkenntnis des christlichen
Glaubens. Wer zu Gott kommt, erfährt bedingungslose Annahme – das Ende des
Leistungsprinzips.
Sein, Rumliegen und Chillen?
Wer nun meint,
dass das zu einem bequemen und ineffizienten Leben führt, täuscht sich. Glaube
sei viel mehr als «Sein, Rumliegen und Chillen», erklärte Koch und bestätigt
damit, was Paulus immer wieder mit dem Wort «Gnade» verknüpft: hohe,
zielgerichtete und sinnvolle Aktivität. «Meine Kraft ist in den Schwachen
mächtig», ist die Fortsetzung des obigen Zitats aus 2. Korinther-Brief, Kapitel 12, Vers 9. Noch
deutlicher macht Paulus es im 1. Korinther-Brief, Kapitel 15, Vers 10. Auf die mächtige Feststellung
«Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin» (!) folgt die Konsequenz: «Aber seine
Gnade an mir war nicht vergeblich, sondern ich habe mehr gearbeitet als sie
alle.»
Radikale Gnade führt also zu einer Art von Aktivität im Leben, die nicht
durch «damit» begründet ist, sondern durch «weil». «Glaube ohne Taten ist tot»,
zitierte Koch in diesem Zusammenhang und empfahl allen Teilnehmern der
Konferenz, etwas zu tun, auch wenn man es nicht müsse; in Zeiten der
Digitalisierung könne jeder etwas verändern, egal unter welchen Umständen. Er
selbst nutze Instagram, um Menschen Mut zuzusprechen und sie zum Nachdenken
anzuregen.
Auf zwei Beinen vorwärts
Wer die Bibel
und das Leben kennt, weiss, dass die wichtigsten Wahrheiten meistens in zwei
Aussagen erfasst werden, die eine Spannung ausdrücken. Aus genau dieser
Spannung besteht die Dynamik des Lebens. «Ich bin wertvoll ohne Leistung und
radikal von Gott angenommen» führt, wenn es wirklich verstanden wird, zu «Ich
setze mich mit aller Kraft für etwas ein». Radikale Annahme durch Gott führt
zum Wunsch, aktiv zu werden. Das sind die zwei Beine eines Lebens, das Schritte
tut und mit oder ohne Querschnittlähmung eine gesunde Dynamik besitzt.