Die Jahreslosung 2022 lautet: «Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.» Vier Redaktorinnen und Redaktoren von Livenet erklären, was dieser Vers für sie persönlich bedeutet.
Zuerst perfekt sein?
Rebekka Schmidt
Das ist eine
Herausforderung: Jesus ist Annahme pur. Er verbrachte seine Zeit auf dieser
Welt mit unvollkommenen Menschen, die als «Sünder» abgestempelt waren –
Prostituierte, Betrüger, Aufrührer… Jeder war bei ihm willkommen, so wie er
war; niemanden wies er ab.
Wie sieht das in
unseren Gemeinden aus? Erwarte ich, dass ich selbst und vor allem andere, die
in die Gemeinde kommen, erst perfekt werden, bevor sie kommen «dürfen»? Sind
unvollkommene Menschen willkommen? Die Jahreslosung soll für mich zum
persönlichen Motto 2022 werden, gerade wenn ich neuen Menschen (in der
Gemeinde) begegne.
Rebekka Schmidt
Willkommen
und angenommen
Manuela Herzog
Abweisen
– was für ein liebloses Wort! Seit jeher erleben Menschen Abweisung, passen anderen
nicht in den Plan oder ins Welt- und Menschenbild. Ich denke an Flüchtlinge: In
Kälte, Hunger und Dreck harren die Menschen aus und werden beim Versuch, über
Grenzen zu gelangen, von Polizisten regelrecht in Not und Elend zurückgeprügelt.
Angesichts dieser Misere und Tragödie erscheint Unmut über verwehrten Zugang zu
Freizeiteinrichtungen aufgrund befristeter Schutzmassnahmen wie Hohn …
Auch
Jesus erlebte Abweisung – noch vor seiner Geburt und bis zu seinem Tod. Dennoch
sagte er: «Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.» Gottes Liebe zu
allen Menschen spricht durch seine Worte. Jesus lädt Sie und mich ein: «Komm zu
mir! Bei mir bist du so, wie du bist, willkommen. Du darfst echt sein, ich
nehme dich an, samt deiner Zweifel, Ängste und Unsicherheit. Bei mir erfährst
du Ruhe und Frieden. Ich schenke dir Zukunft!» Was für ein Angebot in dieser
herausfordernden Zeit. Für mich ist es durch nichts auf dieser Welt zu ersetzen
oder toppen!
Manuela Herzog
Wir dürfen hier nicht rein
Hauke Burgarth
An der Tür hängt ein Schild: «Wir dürfen hier nicht
rein.» Darauf abgebildet ist ein Hund. Kurz geht es mir durch den Kopf, dass
ich mal wieder Glück gehabt habe, und ich trete ein. Doch irgendwie lässt mich
die Aussage nicht los. An keiner Kirchentür hängt solch ein Schild – und doch
hängt es dort. Es hängt dort für den Mann, der sein Alkoholproblem nicht in den
Griff bekommt; für die Frau, die mit ihrer Frau zusammenlebt; für den Christen,
der Jesus von Herzen liebt, aber immer wieder von Zweifeln zerfressen wird; für
das Mädchen, das gerne wieder die anderen Teenager in der Gemeinde treffen
würde, das aber die abtastenden Blicke seines Jugendleiters nicht mehr aushält.
Während ich mich noch frage, ob es einmal möglich sein wird, dass Gemeinde ihre
Bedenken über Bord wirft und Menschen einfach annimmt, merke ich betroffen: Ich
bin ein Teil davon. Und gleichzeitig sehe ich Jesus, in dessen Gesellschaft
sich Sünder und alle anderen sauwohl gefühlt haben. Etwas zu meckern hatten nur
die Superfrommen. Und ich merke, dass es tatsächlich bis heute gilt, dass Jesus
keinen abweisen wird. Keinen!
Hauke Burgarth
Gottes Ruf
Reinhold Scharnowski
Ich höre hinter dieser Einladung immer noch den fast
sehnsüchtigen Ruf Gottes im Paradies «Adam, Eva, wo bist du?» Seit dem hat sich
ein ziemlicher Abstand zwischen uns und Gott aufgetan, und normalerweise haben
wir das Gefühl, dass Gott uns zu Recht abweist; darum kommen viele Leute erst in der dringendsten Not auf den
Gedanken, zu beten.
Jesus dagegen steht da mit weit offenen Armen. «Kommt doch»,
sagt er wie ein Vater, der in die Knie geht und die Arme für sein kleines Kind
aufhält. Egal wie du bist. Egal, in wie vielen Betten du geschlafen hast. Egal,
wie deine Lebensbilanz bisher aussieht. Jesus ist «Gott auf unserer Stufe».
Keiner, der zu ihm kommt, muss Stirnrunzeln oder sonst eine Ablehnung erwarten.
Kommen muss ich. Das ist meine Verantwortung. Aber es ist
nur ein Schritt.