Als der Soziologe Paul Clark eine Gemeinde in Liechtenstein gründen wollte, hatte er keine hohen Erwartungen – dennoch war der Anfang enttäuschend. Im Talk spricht er über sein Augenleiden, Mobbing und wie Gott Türen öffnet.
Der Amerikaner ist seit 40 Jahren in Europa als
Gemeindegründer unterwegs. Er und seine deutsche Frau engagieren sich nun auch
in Vaduz.
«Wir wussten, dass die Liechtensteiner nicht auf uns
warten», schmunzelt Paul Clark. Eine Freikirche in einem katholisch
geprägten Gebiet zu gründen, sei kein Spaziergang. Doch sein Team und er nehmen den Aufruf
Jesu ernst: «Geht hin und macht Menschen zu meinen Jüngern.» Seine Frau und er
haben schon in kleineren Orten in Deutschland und Österreich Freikirchen
gegründet. Nun wollen sie dies auch in Liechtenstein tun.
Hier nicht!
Im April 2022 sollte der erste Gottesdienst in
Liechtenstein stattfinden. «Wir hatten von einem Verein das alte Kino in Vaduz
gemietet», erzählt Paul Clark. «Aber ein paar Tage vor dem ersten Anlass stornierte
er den Vertrag. Die Besitzer des Hauses seien überzeugte Katholiken. Einer
Freikirche wollten sie ihren Lokal nicht zur Verfügung stellen, war die
Begründung.» Paul bedauerte das sehr. Die Räumlichkeiten wären ideal gewesen:
frisch renoviert, mit toller Sound-Anlage und LCD-Wand. «Natürlich hatten wir
Werbung gemacht für unseren Gottesdienst», erklärt der Gemeindegründer. «Wir mussten
uns daher vor dem Kino einfinden, um die Interessierten zu informieren, die
kommen würden.»
Sie waren nicht die Einzigen. Auch die Presse war da. «Dass
eine christliche Veranstaltung nicht geduldet werden sollte, ist eine
interessante Story für die Medien», stellt Clark fest. «Ein Leserbriefschreiber
fand ebenfalls, das gehe gar nicht, auch in Liechtenstein herrsche
Religionsfreiheit.» Die Journalisten hätten positiv über sein Anliegen, eine
neue Gemeinde zu gründen, berichtet. Und ein paar der Interessierten von damals
gehören nun zu den Mitarbeitenden der neuen Gemeinde. Sie hat im Gebäude des ARGUS
Sicherheitsdienstes ein anderes Lokal gefunden hat. «Eine Tür ist zugegangen,
aber Gott hat eine andere aufgemacht», stellt Paul Clark dankbar fest.
Augenleiden und Mobbing
Paul Clark wurde in Michigan geboren. Gleich wie seine
Schwester und weitere Verwandte ist er von einer genetisch bedingten Augenkrankheit
betroffen. Sein Sehvermögen ist seit seiner Kindheit beeinträchtigt, sein Vater
hatte aus diesem Grund eine Blindenschule besucht. «Das war damals so üblich»,
weiss der 70-Jährige. Er selbst wurde in der Regelschule aufgenommen. Doch er
musste das Schulbuch ganz nah an die Augen halten, um etwas entziffern zu
können. «Damals nannte man es noch nicht Mobbing, aber ich wurde von einzelnen
Mitschülern geschlagen, weil ich nicht gleich war wie sie», stellt er klar. «Ich
musste gut zuhören, um möglichst viel vom Schulstoff mitzubekommen.»
Mit zwölf
Jahren wurde das eine Auge operiert und sein Sehvermögen verbesserte sich ein
wenig. Etwas später klaute ihm einer seiner Schulkollegen das Geografiebuch. Als
Paul es zurückholen wollte, stellte ihm ein anderer ein Bein. Er stürzte zu
Boden und mit dem operierten Auge in die Ecke des Buches.
Keine Heilung
Seine Eltern brachten ihn sofort in die Klinik – aber es
war nichts mehr zu machen. Er sah auf
dem verletzten Auge nichts mehr. Seither lebt er mit einer sehr starken
Beeinträchtigung des Sehens. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kann er
reisen, selber ein Auto lenken darf er jedoch nicht. Doch Paul erklärt: «Im 2.
Korintherbrief, Kapitel 2, Vers 9 spricht Paulus davon, dass er mit einem 'Pfahl
im Fleisch' leben muss. Er bat Gott um Heilung, doch das geschah nie.» Trotzdem
habe Paulus weiterhin Menschen eingeladen, Gott zu vertrauen, erklärt Paul. Damit
sei der Apostel zu seinem Vorbild geworden, und er mag nicht über Schwierigkeiten
jammern.
Gute Berichterstattung in den Medien
Im Nachhinein erwies sich die Stornierung des Mietvertrags
als wirksame Werbung für die Pläne der Gemeindegründer. «Durch die Presse
wurden wir bekannt», erklärt Paul Clark. Im Advent plant die junge Gemeinde nun
einige Anässe, zu denen sie die Bevölkerung wieder einlädt. Das könnte zum
Beispiel ein Gospelkonzert sein. Sie wird in der Regionalzeitung Hope von
Livenet darauf hinweisen. Beide Teams wollen Hoffnung verbreiten: das von
Livenet und das von Paul Clark. Sie alle sind überzeugt, dass Jesus ganz
real Hoffnung vermittelt. Und es sich daher lohnt, sich mit ihm zusammen zu
tun.
Leiterschaft und Gemeindebau
Paul Clark hat viele Jahre Erfahrung als Gemeindegründer
und -Leiter. «Ich bin ein Fan der Gemeinde vor Ort», gesteht er. Er hat deshalb
das Forum für Leiterschaft und Gemeindebau gegründet. «Ich will Ermutiger für
die sein, die andere ermutigen», stellt Clark klar. Und er weiss:
«Gemeindegründer brauchen einen langen Atem.» Neben der praktischen Arbeit
sieht er auch grosse Möglichkeiten in den sozialen Medien. «Wir könne sie
nutzen, um die frohe Botschaft der Liebe Gottes zu verkündigen. Oder um miteinander in
Kontakt zu bleiben.»