Interview mit Horst Schaffenberger

Wohin geht das Theologische Seminar St. Chrischona?

Sinkende Studentenzahlen im Theologiestudium und Forderungen nach flexiblen Studienmöglichkeiten bringen das Theologische Seminar St. Chrischona (tsc) ins Nachdenken. tsc-Seminarleiter Dr. Horst Schaffenberger erklärt im Interview, wohin der Weg der theologischen Ausbildung auf Chrischona gehen soll.

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Dr. Horst Schaffenberger, einer der Referenten (Bild: Markus Dörr)
Horst Schaffenberger, 22 Studenten haben 2013 eine Ausbildung am tsc begonnen – den vierjährigen Bachelorstudiengang Theologie wählten nur sieben Erstsemestrige. Ist die klassische Pastorenausbildung nicht mehr attraktiv?
Horst Schaffenberger: Ich glaube, dass es viele junge Christen gibt, die etwas fürs Reich Gottes tun möchten. Das Engagement ist da, aber es ist weniger zielgerichtet. Studienanfänger suchen oft einen sanften Einstieg, der ihnen viele Optionen offen lässt. Sie trauen sich den Pastorenberuf gerade am Anfang der Ausbildung kaum zu und sagen sich: Wenn es mir gefällt, kann ich ja später auf die Pastorenausbildung umsteigen.

Das Theologische Seminar St. Chrischona (tsc) hat 2013 viel Energie in strategische Überlegungen investiert, zum Beispiel bei einem «Think Tank». Was ist dabei herausgekommen?
Das tsc hat sich zunächst seiner Werte vergewissert: das ganzheitliche Ausbildungskonzept, die Praxisnähe und die kommunikative Theologie. Auf dem Chrischona-Campus können die Studenten alltägliches Christsein einüben und Gemeinschaft erleben. Das wollen wir stärken.

Gibt es konkrete strategische Entscheidungen?
Ja, wir starten 2014 mit dem neuen tsc-Fernstudiengang, der über E-Learning funktioniert. Das wird ein tolles Ausbildungsprogramm für Menschen, die 100 Prozent Flexibilität benötigen.

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2 Dozenten und Studierende im Gespräch im Café des Konferenzzentrums St. Chrischona
Einerseits ein flexibles Fernstudium anbieten und andererseits das ortsgebundene Vollzeitstudium stärken – widerspricht sich das nicht?
Wir wollen beides fördern. Es gibt Menschen, denen es nicht möglich ist, drei oder mehr Jahre zum Studieren nach St. Chrischona zu kommen. Zum Beispiel, weil sie schon ihren aktuellen Beruf bewusst als Investition ins Reich Gottes verstehen. Trotzdem wollen sie sich tiefergehendes theologisches Know-how aneignen.

Braucht es überhaupt noch einen weiteren theologischen Fernstudiengang?
Das Besondere am tsc-Fernstudium ist das gut durchdachte pädagogische Konzept hinter der E-Learning-Plattform. E-Learning heisst bei uns nicht einfach, dass wir ein paar Dokumente hin und her schicken, welche die Studenten dann lesen und bearbeiten müssen. Sondern es gibt einen intensiven, interaktiven Austausch der Fernstudenten. Das ist aufwendig, aber sehr ertragreich. So etwas gibt es im deutschsprachigen Raum kein zweites Mal.

Was wird in zehn Jahren Herausforderung Nummer 1 für die theologische Ausbildung sein?
Wir arbeiten dann noch stärker mit der Generation der «Digital Natives». Diese Generation ist voll digital aufgewachsen und wünscht sich viele Optionen. Ausserdem gilt es, sich auf eine noch säkularere Gesellschaft einzustellen: Wie kann man da überhaupt missionarisch arbeiten und Gemeindearbeit machen?

Diese Frage beschäftigt auch den internationalen Chrischona-Verband, zu dem das tsc gehört. Eine Antwort ist das Chrischona Mission Statement: Jesus erleben. Menschen fördern. Dem Nächsten dienen.
Das tsc ist voll in dieser Mission drin. Jesus erleben meint fürs tsc, die persönliche Spiritualität entwickeln. Menschen fördern und dem Nächsten dienen sind nicht nur Unterrichtsinhalte am tsc, sondern gehören zum Wertesystem.

Vielen Dank für das Interview, Herr Schaffenberger.

Dr. Horst Schaffenberger (56) leitet das Theologische Seminar St. Chrischona (tsc) seit Herbst 2006 und ist ausserdem Mitglied des Chrischona-Leitungsteams.

Webseite:
Zur ausführlicheren Version des Interviews

Theologisches Seminar St. Chrischona

Zum Thema:
Theologische Seminare: Schweizer Theologe will Qualität fordern und Glaubwürdigkeit fördern
«Urbane Mission»: Wie man die städtische Bevölkerung erreichen kann

Datum: 20.12.2013
Autor: Markus Dörr
Quelle: Livenet

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