Landeskirchenforum ökumenisch

Das Urbedürfnis, Schuld abladen zu dürfen

Die christlichen Kirchen kennen eine grosse Vielfalt von Formen im Umgang mit Konflikten und Schuld. Die ausgebuchte Tagung in Frauenfeld machte am 15. März Mut, diese als Chance für lebendige Gemeinschaften neu zu entdecken.

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Die beiden Initiatorinnen der Tagung: Sr. Christa Gerber von der reformierten Gemeinschaft El Roi (links) und die katholische Theologin Janique Behmann.
Luther ging ein Leben lang zur Beichte, Calvin hat sie sehr empfohlen, und Dietrich Bonhoeffer war ein Pionier der modernen Beichte im evangelischen Raum. Der reformierte Frauenfelder Pfarrer Jürg Buchegger machte an der ökumenischen Tagung «frei werden, versöhnen, beichten» klar, dass die Beichte als konfessionsunterscheidendes Merkmal nicht taugt.

Katholischerseits stecke dieses Sakrament in der Dauerkrise, erklärte dagegen der gastgebende katholische Pfarrer Benedikt Wey, aber das zeige, dass es ein Urbedürfnis des Menschen gebe, frei zu werden und Versöhnung zu erleben. «Ohne Versöhnung nach innen kann das Zeugnis nach aussen nicht wirken», ergänzte der reformierte Thurgauer Kirchenratspräsident Wilfried Bührer.

Die 184 anwesenden Katholiken und Reformierten entdeckten an dieser vom Landeskirchen-Forum und der Fokolar-Bewegung organisierten Tagung, dass es in der evangelischen Tradition durchaus die Beichte gibt und diese auch heute in evangelischen Kommunitäten – und nicht nur dort – gepflegt wird. Ebenso wurde deutlich, dass sich die katholische Form der Beichte im Laufe der Jahrhunderte mannigfach verändert hat und aus negativen Erfahrungen befreit werden kann. Die Referentinnen Eva Maria Faber, Professorin an der Theologischen Hochschule Chur, und Sr. Doris Kellerhals, Oberin des Diakonissenhauses Riehen, zeigten eine für beide Konfessionen überraschende Vielfalt in der historischen Entwicklung und der heutigen Ausgestaltung von Versöhnung und Beichte in den Kirchen.

Die Tagung sprach die Anwesenden nicht nur intellektuell, sondern ganzheitlich an. Gesang, Seelsorge-Gespräche und der Versöhnungsweg in der Umgebung der Pfarrei St. Anna in Frauenfeld ermöglichten am Nachmittag eine persönliche Auseinandersetzung. In Ateliers wurden Versöhnung in der Familie, Konflikttransformation in Kirchgemeinden, Versöhnungs-Liturgien aus verschiedenen Konfessionen und neue gemeinschaftliche Wege der Versöhnung sowie Seelsorge durch Laien angesprochen und lebhaft diskutiert.

Mit dem Wunsch, das Thema in der eigenen Kirche und Gemeinschaft weiter zu führen und tief bereichert und motiviert gingen die Teilnehmenden auseinander.

Webseiten:
Landeskirchen-Forum
Fokolar-Bewegung

Zum Thema:
Versöhnung: «Es braucht drei Jahre, bis eine neue Atmosphäre da ist»
Kirche und Familie: «Längerfristige Liebe braucht Commitment»
Mission in der Landeskirche: «Das Undenkbare ist bei Jesus der Normalfall»

Datum: 17.03.2014
Autor: Beatrix Ledergerber-Baumer
Quelle: Livenet / LKF

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