Die Notschlafstelle der Sozialwerke Pfarrer Sieber verzeichnete in der abgelaufenen Pfuusbus-Saison 5'517 Übernachtungen von 294 verschiedenen obdachlosen Menschen. Das sind so viele wie noch nie und 1'414 oder 34 Prozent mehr als im Vorjahr.
Pfuusbus-LKW
Damit ist der Pfuusbus nach wie vor die wichtigste Überlebenshilfe für
Obdachlose während der Wintermonate in Zürich und Umgebung.
Wegfallen von Ausweichorten
Ursachen für die deutlich gestiegenen Übernachtungszahlen sind laut
einer Erhebung unter den Nutzern von Pfuusbus und Iglu vor allem die
neue Wegweisungspraxis im Flughafen Zürich und die Schliessung von drei
sogenannten Gammelhäusern an der Neufrankengasse bzw. der Magnusstrasse
im Frühjahr 2017. Damit fielen von Obdachlosen in der Vergangenheit
häufig genutzte alternative Aufenthaltsorte weg. Entsprechend länger
nutzten die Gäste die Angebote. Die durchschnittliche
Aufenthaltsdauer stieg von 15 auf 19 Nächte.
Markante Zunahme psychischer Erkrankungen
Die Bedeutung des Pfuusbus als wichtige Noteinrichtung für Obdachlose
liegt nicht allein in seiner kostenlosen und niederschwelligen
Zugänglichkeit, sondern vor allem in seiner gemeinschaftsbildenden
Funktion, schreiben die Sozialwerke Sieber in einer Mitteilung.
Obdachlose seien Einzelgänger und lebten von der Gesellschaft isoliert.
Einsamkeit sei daher eines der Wesensmerkmale ihres Daseins und für sie
existenzbedrohend. Umso mehr schätzten sie daher die Gemeinschaft mit
Betreuern und anderen Obdachlosen, die im Pfuusbus gelebt wird. «Dennoch
ist es nicht selbstverständlich, dass die Atmosphäre im Bus so
konfliktfrei ist wie in der jüngsten Saison, beobachten wir in den
vergangenen Jahren bei Obdachlosen doch eine markante Zunahme
psychischer Erkrankungen», so die Sozialwerke. Umso höher sei die
Leistung der Betreuerinnen und Betreuer einzustufen.
Die Sozialwerke Sieber
Die Sozialwerke Pfarrer Sieber (SWS) bieten Menschen in Not – wie
Suchtkranken, Obdachlosen, psychisch und physisch Leidenden, Mittellosen
und Heimatlosen – seelsorgerliche, soziale, medizinische und materielle
Hilfe an. Die Angebote orientieren sich am Konzept «auffangen –
betreuen – weiterhelfen» und haben zum Ziel, Menschen schrittweise in
die Gesellschaft zurückzuführen. Die SWS werden dort aktiv, wo andere
Netze fehlen. Sie aktualisieren die biblische Botschaft der
Nächstenliebe im Blick auf die gesellschaftliche Not. Gegenwärtig
arbeiten 180 Mitarbeitende und gut 100 Freiwillige für die SWS.