Perspektivenwechsel

Christ und Führungskraft

Wie wir alle wissen, ist das Christentum die Basis unserer europäischen Kultur. Doch wieviele Europäer kennen wirklich die Botschaft der Bibel? Und wieviel wollen sie überhaupt hören? Könnte sie zu herausfordernd wirken, zu vieles in Frage stellen?

Wer die Bibel in ihrem tieferen Wesenskern verstehen will, muss sich einige grundsätzliche Wahrheiten vor Augen halten:

- Diese Welt ist kein freiheitlicher, neutraler, spannungsloser, herrschaftsloser Raum - die wichtigen Machtpositionen sind eingenommen, nicht von grossen Militär- oder Wirtschaftsmächten, sondern von Himmel und Hölle, von einem Schöpfer und einem Zerstörer, von Gott und von seinem Widersacher, den die Bibel Satan nennt.

- Jeder Mensch hat die Alternative, unter welcher Herrschaft er leben will - entweder unter der des Schöpfers oder der des Zerstörers. Die bewusste Entscheidung für den einen bedeutet eine bewusste Entscheidung gegen den andern.

- Damit begebe ich mich entweder unter die Herrschaft eines wütenden Verlierers (der will, dass ich auch verliere!) oder unter die Herrschaft eines triumphierenden Gewinners, Christus (der will, dass ich auch gewinne!).

Die Entscheidung, unter welcher Herrschaft ein Mensch ist, hat weitreichende Konsequenzen. Wer sich für Christus entscheidet, entscheidet sich für eine Autorität, die Freiheit will - und Freiheit ist anspruchsvoll! Wer sich nicht für Christus entscheidet, landet automatisch bei einer Autorität, die Bindung will - und es ist einfacher in Bindungen zu leben als in Freiheit.

Es ist ein weitverbreiteter Irrtum zu glauben, dass es ein Leben ohne Fremdbestimmung gäbe, ein neutrales Verhalten. Dieses Denken ist naiv und realitätsfremd. Auch haben die meisten ein verzerrtes Verständnis von letzter Wirklichkeit und verschliessen sich dadurch jeder lebensverändernden Möglichkeit. Als Resultat finden sie weder Geborgenheit noch eine gesunde, zielgerichtete Lebensgestaltung. Der Mensch ist auf Entscheidung angelegt.

Dimension der Wirklichkeit

Der meiner Meinung nach profilierteste, christliche Denker dieses Jahrhunderts, der Engländer C.S. Lewis, der in Oxford einen Lehrstuhl für Literatur und Geschichtsphilosophie hatte, schrieb einmal in einem seiner Bücher: «Wirklichkeit ist in der Regel etwas, auf das wir nicht selbst gekommen wären. Und das ist einer der massgeblichen Gründe, weshalb ich dem Christentum glaube: Es ist eine Religion, auf die wir nie selbst gekommen wären. Sie hat genau diesen merkwürdigen, ungewöhnlichen Charakter, der der Wirklichkeit zu eigen ist.»

Es ist dieser Aspekt von Wirklichkeit, der für meine Entscheidung, Christ nach biblischem Sinn zu werden, ausschlaggebend war. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, nach einem Gott zu suchen, der sich uns so darstellt, wie der Gott der Bibel; der in der Person von Jesus Christus auf die Welt kam und durch den eigenen Tod einen so hohen Preis zahlte, damit Sie und ich mit Gott wieder Versöhnung finden können. Diese Idee könnte niemals von einem Menschen stammen. Diese faszinierende Dimension von Wirklichkeit ist es, die auch heute Menschen dazu bringt, sich mit Jesus Christus zu beschäftigen und ihn persönlich als oberste Autorität und Orientierung in ihr Leben aufzunehmen. Dies ist das geistliche Netzwerk von Menschen, die sich freiwillig, durch Entscheidung, unter die Führung Gottes begeben haben und daraus Energie, Frieden und Lebensorientierung beziehen. Das sind die wirklichen Christen!

In fast allen Lebensbereichen braucht es die Kraft, die das Zentrum dieses Netzwerkes ausmacht. Folgend nur zwei Beispiele:

Vor einiger Zeit erschien ein interessantes Buch auf dem Markt, das sich mit dem Wertesystem unserer europäischen Führungskultur auseinandersetzt (Rudolf Affemann «Made in Europa - Gestalten mit Führungskultur, Straube Verlag Erlangen). Dazu schrieb die FAZ «Blick durch die Wirtschaft»:

«In häufigen Vergleichen zwischen den Managementkonzepten und dem Menschenbild der Vereinigten Staaten und Japan sowie in Europa zeigt der Autor auf, dass Europa durch die Wiederbelebung abendländischer kultureller Werte, insbesondere der christlichen Werte, das Innovationstempo und die Produktivität auf ein mit den Japanern vergleichbares Niveau steigern könne. Europa habe alle Trümpfe in der Hinterhand, um der globalen Herausforderung durch Japan zu begegnen. Damit europäische Unternehmen das Vordringen der Japaner aufhalten und als Wettbewerber gleichziehen können, brauchen die Unternehmen Führungskräfte mit einer geistigen Neuorientierung, die auch die geistige Führung übernehmen könnten.» Und geistige Führung ist immer Verwirklichung von Werten.

Der Begründer einer der profiliertesten europäischen Unternehmensberatungsfirmen setzte sich immer wieder mit dem Thema Führung und christlicher Glaube auseinander. Er schrieb einmal in der Hauszeitschrift seines Unternehmens:

«Wer sich mit Bereichen befasst, die nicht durch «hard facts» und EDV-Listen belegbar sind, der gibt seinem Entscheidungsprozess einen neuen Stellenwert, der auf andere nicht ohne Wirkung bleibt. Die Dimension dieses Stellenwertes beginnt bei einer spürbaren Vertrauenszunahme und kann bis zur charismatischen Überzeugungskraft führen. Diese spürbare Entwicklung liegt in der bewussten Bereitschaft, sich für sein Tun und Lassen vor einer übergeordneten Macht zu verantworten. Eine solche Demut gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine moderne und verantwortungsvolle Führungspersönlichkeit. Die Frage nach dem Sinn unseres Handelns steht immer deutlicher im Zentrum der obersten Untenehmensleitung. Wer die Antwort in seinem Glauben gefunden hat, strahlt eine innere Sicherheit aus, deren Wirkung auf Manager und Mitarbeiter niemals ausbleiben wird. Wem dieser Weg offen steht, der darf darauf nicht verzichten.»

Wer Christus begegnet tritt immer in eine neue Wirklichkeit ein! Es gehört zum Wesen dieser neuen Wirklichkeit, dass sie sich abfragen lässt. Wirklichkeit geht der kritischen Nachfrage nie aus dem Weg. Wenn immer Sie irgendwo einem Menschen begegnen, der sagt, er sei Christ, dann fragen Sie in bitte, ob das in seinem persönlichen Leben zu einer neuen Wirklichkeit geführt hat - und wo und wie diese neue, geistliche Wirklichkeit wahrnehmbar sei. Ich habe in den letzten dreissig Jahren in vielen Teilen der Welt selbst persönlich erlebt, wie Menschen sich grundlegend änderten, nachdem sie eine persönliche Begegnung mit Jesus Christus hatten, der auch heute noch in dieser Welt lebt und aus «normalen» Menschen neue Menschen macht.

Wir müssen die Werte-Basis unserer europäischen Kultur, das Christentum, wieder ganz neu ernst nehmen oder wir werden in der Zukunft gravierende Schwierigkeiten mit unserer europäischen Kultur-Identität haben.

Die christliche Prägung unseres westlichen Kulturkreises fand vorwiegend durch die Kirchen und ihre verschiedenen Werke statt. Leider haben die Kirchen kaum diejenigen mit der Botschaft des Neuen Testamentes erreicht, die in dieser Welt wirkliche Verantwortung tragen. Dies geschah fast ausschliesslich durch Führungskräfte, die sich Jesus Christus angeschlossen hatten und dieses faszinierende «Know-how» eines neuen, persönlichen Christus-Glaubens an andere Kollegen weitergaben. Und eines Tages entdeckten auch diese, dass Glaube an den Jesus Christus der Bibel Wirklichkeit ist, und das erlebbar ist, was im Neuen Testament steht.

Ressourcen als Christ

Ein Christ hat mehr Ressourcen zu seiner Verfügung und auch mehr Chancen. Das gilt auch für die Welt von Management und Führung. Christen arbeiten ressourcenreicher, zum Beispiel:

- Sie manipulieren nicht mehr, weil sie sich freiwillig an eine höchste Autorität gebunden haben. Erst dadurch haben sie ein Verständnis für Autorität erlangt und wissen sich für ihr Handeln verantwortlich.

- Sie haben Frieden gefunden. Ihre persönliche Schuld ist ihnen vergeben worden, sie haben dadurch zu echtem, persönlichen Frieden gefunden. Deshalb können sie produktiver sein. Sie brauchen sich nicht mehr so intensiv mit sich selbst zu beschäftigen.

- Sie sind kritikfähig. Sie können sich selbst als wertvoll annehmen und brauchen sich nicht laufend vor anderen zu beweisen. Sie können Kritik annehmen ohne zurückzuschlagen.

- Sie wurden zur Nächstenliebe befähigt. Dadurch haben sie Zugang zur wichtigsten Befähigung, wenn es um Menschenführung geht. Liebe gibt immer mehr Führungsenergie.

- Sie haben keine Zukunftsangst (mehr). Und damit mehr Kraft und Energie zur kreativen Gestaltung von Gegenwart und Zukunft.

Diese Eigenschaften sind weder riskante Theorien noch Arbeitshypothesen aus einem Managementbuch - auch nicht aus psychotherapeutischen Lebensrezepten! Dies sind Veränderungen die geschehen, wenn ein Mensch sein Leben Jesus Christus ausliefert.

Ich selbst bin ein Beispiel eines göttlichen Reengineering-Prozesses. Ich stamme aus keinem frommen, religiösen Elternhaus und habe mich nie mit religiösen Dingen beschäftigt. Während meines Studiums an der Hochschule trat der lebendige Gott in mein Leben - der Aufhänger war Schuld, die ich nicht wieder gutmachen konnte. Wer Gott begegnet, der ist nie mehr derselbe, und es war Jesus Christus, der eine entscheidende Wende in mein Leben brachte und mir meine Schuld vergab.

Tiefgreifende Erneuerung

Wie finden wir Zugang zur couragierten Änderungsbereitschaft? Wie kann ich mich persönlich so ändern, dass ich für diese neue Welt «lebens-richtig» werde, - Zugang zu den so wichtigen Lebens- und Management-Ressourcen habe?

Eines ahnen wir alle: Wir können so wie bisher nicht weitermachen. Was unsere gesamte verwöhnte Konsum- und Genussgesellschaft dringend notwendig hat, ist ein geistiger Quantensprung. Zu vieles ist uns Europäern bereits verlorengegangen: Zukunftsmut, Dankbarkeit, intelligente Opfer- und couragierte Änderungsbereitschaft.

Wenn ich mich in meiner eigenen Wissens- und Erfahrungswelt umschaue, dann finde ich nur eine Situation, in der solche Quantensprünge wesenhafter, tiefgreifender Änderungen im Leben von Menschen passieren: Immer nur dort, wo Menschen ihrem Schöpfer begegnen. Nur die Begegnung mit dem lebendigen Gott führt zu der tiefen Betroffenheit, die der Ausgangspunkt zu wirklicher Änderung ist.

Wir finden in der Bibel, im neuen Testament, einen Bericht solch einer Begebenheit: Es ist eine nächtliche Begegnung in Jerusalem zwischen zwei Männern. Sie unterhalten sich über das Thema: Wie kann ein Mensch sich grundlegend ändern?

«Einer der beiden Männer war der Pharisäer namens Nikodemus. Mitten in der Nacht kam er heimlich zu Jesus und stellte folgende Frage: "Meister, wir wissen, dass Gott dich als Lehrer zu uns gesandt hat. Deine Taten beweisen, dass Gott mit dir ist." Darauf erwiderte Jesus: "Ich sage dir eins, Nikodemus: Wenn jemand nicht von neuem (oben) geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen." Verständnislos fragte der Pharisäer zurück: "Was meinst du damit? Wie kann ein Erwachsener noch einmal geboren werden? Er kann doch nicht in den Mutterleib zurück und ein zweitesmal auf die Welt kommen!" Aber Jesus wiederholte nur. "Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wer nicht umkehrt und durch Gottes Geist neu geboren wird, kann nicht in Gottes Reich kommen! Ein Mensch kann immer nur menschliches, vergängliches Leben zeugen; aber der Geist Gottes gibt das neue, das ewige Leben. Wundere dich deshalb nicht, wenn ich gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden... Nikodemus, höre gut zu: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern das ewige Leben hat. Gott hat nämlich seinen Sohn nicht zu den Menschen gesandt, um über sie Gericht zu halten, sondern um sie vor dem Verderben zu retten. Wer an ihn glaubt, der wird nicht verurteilt werden."»

Eine höchst bemerkenswerte Begebenheit, von der im Johannesevangelium, dem dritten Kapitel berichtet wird, Aussagen voller Brisanz. Was spielte sich damals in Jerusalem wirklich ab?

Was Jesus zu Nikodemus sagte und was Jesus heute auch zu uns sagt (denn er lebt noch heute und redet zu Menschen) ist eine einzigartige Botschaft: Es gibt eine Alternative, eine wirklichkeitserprobte Alternative: Du kannst noch einmal von vorne anfangen, noch einmal einen Nullpunkt setzen. Ein Neuanfang in ein fundiertes und lebenswertes Leben, und in eine bunte, herausfordernde Zukunft. Die alte Lebens- und Denkweise soll aufhören. Noch einmal starten - das konnte Nikodemus nicht begreifen. Das können kluge Leute von heute auch nicht begreifen. Aber es ist auch gar nicht wichtig, ob wir begreifen, wichtig ist nur, dass wir alle einsehen, dass uns hier die einzige, in der bisherigen Wirklichkeit erprobte Überlebenschance angeboten wird! Alles andere ist Wunschdenken, naiver Idealismus oder unbegründete Hoffnung.

Jedes System, das sich mit der umgebenden Wirklichkeit nicht mehr vernetzen lässt, hat seine Existenzberechtigung verloren - sagt uns die Wissenschaft. Unser Wohlstands-Lebenssystem der Gegenwart lässt sich schon längst nicht mehr mit dem zu erwartenden Lebenssystem der Zukunft vernetzen. Und wenn wir wollen, dass eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder Wirklichkeit werden soll, dann müssen wir den uns so lieb gewordenen Lebensstil im Wohlstand bald und nachhaltig ändern. Doch die dazu notwendige, innere Kraft kann nur von dem kommen, der uns gemacht hat, der uns dieses einzigartige Angebot einer neuen Alternative macht, dieses «alter natus» - das neu, aus Gott geboren werden. Die innere Kraft für die Umgestaltung unseres Lebens, kann nur von Jesus Christus kommen.

Paulus, der erste wirkliche Manager der neuen christlichen Kirche, dem nichts leicht gemacht wurde, fasste diese Wahrheit in einfache Worte (2. Korintherbrief, Kapitel 5, Vers 17), indem er seinen Freunden erklärte: «Wenn sich jemand Christus angeschlossen hat, und ihn aufgenommen hat in sein persönliches Leben, dann ist er zu einem neuen Menschen geworden.»

Dieser Mensch hat den Quantensprung geschafft, er hat den alternativen Lebensstil, er hat das Alte abstreifen können, er hat noch einmal bei Null angefangen! Paulus wusste, über was er redete, denn bei ihm war wirklich viel Altes abzustreifen! Wollen Sie das nicht auch wagen?

Sie können dies mit einem einfachen Gebet wie das folgende tun:
Herr Jesus Christus, ich habe bisher mein Leben ohne Dich gelebt, weil ich überzeugt war, es allein schaffen zu müssen. Jetzt weiss ich, dass ich den stetig wachsenden Herausforderungen einer sich schnell ändernden Welt ohne Deine Hilfe nicht gewachsen bin. Ich nehme Dein Angebot an, mein Lebenspartner zu werden. Ich will noch einmal von vorne beginnen. Ich gebe Dir alle meine Schuld meines Lebens und danke Dir dafür, dass Du mit Deinem Tod am Kreuz mir einen neuen Anfang ermöglichst. Ich lade Dich ein, das Steuer meines Lebens zu übernehmen. Hilf mir bitte, ab heute so leben zu können, dass es Dir gefällt und dass andere Menschen entdecken, dass ich mit Dir lebe. Amen.»

Autor: Dr. rer. nat Siegfried Buchholz, Diplomchemiker und Managementberater, A-Wien


Quelle: Reflexionen

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