CO2-neutraler Transportwagen (Bild: Schöni Transport AG)
Eine der aktuell heissdiskutierten Fragen lautet: Wie können zukünftig Verkehrsmittel umweltschonender werden und schädliche Auswirkungen wie der CO2-Ausstoss verhindert werden? Die Schöni Transport AG will als erstes Schweizer Transportunternehmen bis Ende 2023 komplett CO2-neutral fahren.
In den vergangenen Tagen war seine Rückreise aus Baku in Aserbaidschan geplant. Dass sich Daniel Schöni, Inhaber der Firma, einen Hilfsgüter-Transport mit Abenteuerreise zu seinem 50sten Geburtstag selber schenkte, zeigt seine soziale Ader; und dass es ihm nicht nur ums Geschäft geht.
Für seine Strategie im Bereich Nachhaltigkeit wurde Schöni mit dem Preis des «Eco Performance Award 2020» der Universität Sankt Gallen belohnt, Europas herausragende Auszeichnung für Nachhaltigkeit im gewerblichen Strassengüterverkehr. Was folgt als Nächstes?
Bio-Diesel als grosses Plus
Die Hauptkritik bei Bio-Diesel ist, dass Rapsöl wertvolle Anbaufläche braucht, der Gebrauch als Nahrungsmittel sinnvoller wäre und der Ausstoss sogar krebserregend wirkt. Hier greift die Strategie, dass die Schöni Transport AG nur sogenanntes FAME Biodiesel benutzt, das aus Reststoffen wie Fleischabfällen, Tierkörpern und Altspeiseölen hergestellt wird. Was die CO2-Bilanz angeht: Wenn man die grauen Emissionen bei der Betrachtung berücksichtigt (was bei ihrem importierten Biodiesel relativ ist, da die CO2-Emission für die Produktion im Ausland anfällt), bleibt pro Liter Biodiesel eine netto CO2-Emissionsreduktion von rund 80 Prozent. Und im Gegensatz zu fossilen Treibstoffen sind Biotreibstoffe kein Gefahrgut, sie sind biologisch abbaubar.
Plus Wasserstoff-Mobilität
Als Beginn der Nachhaltigkeits-Bemühungen nennt Daniel Schöni das Jahr 2004. Die «Alpeninitiative» kritisierte mehrmals einen seiner Kunden bezüglich alpenquerender Gütertransporte. Das stachelte an.
So ist das Transport-Unternehmen Mitglied des Fördervereins «H2 Mobilität Schweiz» und bringt zurzeit ein erstes Wasserstoff-Fahrzeug auf die Strasse. Gleichzeitig sagte Schöni dazu, dass in Zukunft sehr sorgfältig mit den Grundwasser-Reserven umgegangen werden müsse.
Nicolas Legler
Livenet war mit Nicolas Legler, Leiter Dienstleistungen und Mitglied der Geschäftsleitung der Schöni Transport AG, im Austausch.
Wie sieht die Ökobilanz vom Bio-Diesel gegenüber Alternativen aus, beziehungsweise planen Sie weitere Ergänzungen? Nicolas Legler: Bei unserer Firma setzen wir auf verschiedene Technologien. Der im Moment sicher effektivste Weg, CO2-Emissionen zu verringern, ist der Einsatz von Biodiesel. Der eingesetzte Biodiesel wird aus Reststoffen wie Fleischabfällen, Tierkörpern und Altspeiseölen hergestellt. Bei der Verbrennung dieses Biodiesels entsteht hauptsächlich biogenes CO2, das beim Aufbau der Biomasse der Atmosphäre entzogen wurde und nicht fossilen Ursprungs bzw. nicht klimawirksam ist. Diesen Treibstoff können wir in unserer bestehenden Flotte einsetzen und erreichen so bis zu 90 Prozent CO2-Reduktion. Gleichzeitig haben wir seit drei Jahren 25LNG Fahrzeuge im Einsatz (Flüssiggas) sowie seit Mitte April ein erstes Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeug. Wir sind der Überzeugung, dass wir uns mit den unterschiedlichen Technologien und Möglichkeiten auseinandersetzen müssen, da es nicht die EINE Lösung für die Treibhausgas-Problematik gibt.
Welche Rolle spielt dabei ihre christliche Grundhaltung, fürs Anliegen der Nachhaltigkeit?
Als Christen verstehen wir die Schöpfung als ein Geschenk Gottes. Wir haben von Gott den Auftrag erhalten, der Schöpfung Sorge zu tragen und sicher zu stellen, dass auch die Generationen nach uns davon profitieren können. Deshalb sollte nachhaltiges Handeln für uns Christen eine Selbstverständlichkeit sein.
Die Mobilität ist an ihren Grenzen, auch die Schweiz mit ihrem Platz für Transportwege. Wie sieht ihre Zukunft in Sachen Verkehr aus, welche Visionen haben Sie?
Es ist sehr schwierig zu sagen, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird. Solange die Konsumhaltung der Menschheit sich so weiterentwickelt wie jetzt («ich will alles möglichst billig, möglichst sofort haben…»), wird sich diese Problematik weiter verschärfen. Wie so häufig: Wir arbeiten an Lösungen, um diesen hauptsächlich durch Gier und egozentrisches Verhalten hervorgebrachten Engpass zu lösen. Vielleicht sollte aber wieder mal ein Umdenken bei unseren Grundhaltungen und Werten passieren, das unser Konsumverhalten verändert. Die Corona-Pandemie hat uns allen aufgezeigt, dass es grundsätzlich mit weniger und etwas entschleunigt auch geht…
Wie sehen Sie soziale Komponenten in diesem Bereich?
Wie bereits gesagt, bedeutet nachhaltiges Handeln, dass ich mich nicht nur kurzfristig um meine eigenen Bedürfnisse kümmere – nach dem Motto «nach mir die Sintflut» –, sondern meine Entscheidungen sind auch auf die Möglichkeiten der zukünftigen Generationen gerichtet. Das ist soziales Handeln.