Interview mit Athletes in Action-Leiter

Sport - für Kirchen eine Randerscheinung, für die Gesellschaft relevant

Sport ist die Freizeitbeschäftigung Nr. 1 in der Schweiz. Doch im Leben der christlichen Gemeinden fristet er ein Mauerblümchendasein. Das müsste nicht so sein, findet Vinci Carrillo, der Leiter von Athletes in Action Schweiz.

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Vinci Carrillo, der Leiter von Athletes in Action Schweiz.
Livenet: Vinci Carrillo, wird die Bedeutung des Sports in Kirchen und Gemeinden unterschätzt?
Vinci Carrillo: Meine Beobachtung ist tatsächlich, dass der Sport für viele eine Randerscheinung ist. Man stellt sich nur zögerlich die Frage, wie eine Kirche mit diesem gesellschaftsrelevanten Thema umgehen soll. Ich habe manchmal den Eindruck, dass eine gewisse Grundskepsis dem Sport gegenüber besteht. Nicht zuletzt, weil Sport ausserhalb der Kirchengemäuer stattfindet. Man sähe es vermutlich lieber, wenn Sportaktive im eigenen Ministry tätig wären.

Wenn talentierte Sportler ihre Wettkämpfe noch am Wochenende bestreiten müssen, sind sie erst recht im Konflikt mit dem sonntäglichen Gottesdienst. Das ist schade, denn das müsste nicht sein. Zudem bin ich überzeugt, dass es im Sport gute Vorbilder mit einem beispielhaften Vorleben von tragenden Werten braucht – auf jeder Leistungsstufe. Das ist eine grosse Chance für Christen. Dazu beitragen könnte, dass Sportler in ihrem geistlichen Leben unterstützt und gefördert werden.

Muss die Gemeinde also mehr Sportprogramme anbieten oder was wünschen Sie sich konkret?
Ich wünsche mir einerseits, dass sportlich talentierte Christen bewusst für den Sport freigesetzt werden. Ihre Leidenschaft, Talente und ihr Wesen werden mit Sicherheit zu einer Inspiration für andere. Andererseits ist es mein Wunsch, dass sportlich talentierte Christen trotzdem in ihrem Glauben wachsen und reifen können. Dass das für die Beteiligten eine echte Herausforderung ist, Sport und Wachstum zu vereinen, ist mir klar. Deshalb bieten wir für solche und andere Problemstellungen Hilfe und Lösungsmodelle an.

Sport ist gesellschaftsrelevant. Ein respektvoller Lebensstil, der aus einem gesunden Glauben kommt, aber auch. Deshalb wünsche ich mir als letztes, dass Kirchen und Gemeinden sich vermehrt Gedanken zu Sport und Glauben machen. Wie sie damit umgehen wollen und welche Chancen für sie entstehen können. Sport ist eine Weltsprache. Sie wird von allen verstanden – ähnlich wie die Musik und die Kunst. Musik und Kunst haben in den Gemeinden längst einen wichtigen Stellenwert, aber der Sport steht oft am Rand. Dabei haben Glaube und Sport sehr viel miteinander zu tun.

Was haben sie denn miteinander zu tun?
Der Mensch besteht aus Körper, Seele und Geist. Um als Mensch konstant Leistungen auf höchster Stufe zu erbringen darf der Bereich des Geistes also nicht vernachlässigt werden. Und hier bin ich überzeugt, dass Jesus und seine Botschaft die beste Kraftquelle ist. Deshalb basieren unsere Seelsorgecoachings und Mentorings auf dem christlichen Glauben. Die mentale Stärke eines Sportlers – aber auch generell eines jeden Menschen – kommt nicht aus dem Nichts. Christen haben da einen Vorteil. Natürlich kann man auch mit anderen Kraftquellen erfolgreich sein, aber der christliche Glaube ist deshalb so herausragend, weil er nicht nur kurzfristig für die Zeit der Karriere trägt, sondern für ein ganzes Leben und darüber hinaus.

Oft haben Spitzensportler nach ihrem Rücktritt eine Krise, weil der ganze Applaus, die Fragen der Journalisten und das Rampenlicht auf einmal wegfallen. Da trägt der christliche Glaube und eröffnet eine neue, lebensermutigende Perspektive. Erfahrungen von ehemaligen Profis bestätigen das. Gott freut sich über die errungenen Siege, persönlichen Bestleistungen und Medaillen. Aber für ihn sind sie nicht massgebend. Er möchte eine Beziehung zum Menschen, zum Leistungssportler. Auch wenn er die Karriere abgeschlossen hat.

Ist Athletes in Action also vorwiegend auf Spitzensportler ausgerichtet?
Nein. Wir sind für alle da, auch für Leistungs- und Breitensportler. Jemand ist nicht nur gut, wenn er super Ergebnisse erzielt. Die Freude an der Bewegung ist der primäre Grund, wieso Menschen in der Schweiz Sport betreiben. Auch hier sind Glaube und Sport wieder sehr verwandt. Denn auch der Glaube an Jesus ist ja eine Quelle der Freude für unser Leben.

Uns geht es darum, dass Sportler dies immer wieder entdecken und sie Gott voll in ihren Sport einbeziehen können. Das Ultimate Trainings Camp (UTC) ist das beste Beispiel. Es zeigt ganz praktisch, wie genial Sport und Glauben zusammen passen. Daneben bieten wir diverse Camps und auch eine Sportbibelschule an. Das machen wir seit fast 30 Jahren. Im nächsten Jahr werden wir unser 30-Jahr-Jubiläum feiern.

Sind die Angebote von Athletes in Action denn gefragt?

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Auch ein Surfcamp gehört zum Angebot von Athletes in Action.
Ja, unsere Dienstleistungen für Sportler boomen in den letzten Jahren. In vielen Bereichen werden wir als Kompetenzträger beim Thema Sport und Glaube wahrgenommen. Das mit gutem Grund, wir haben fast 30 Jahre Erfahrung. So waren unsere Camps 2014 praktisch alle ausgebucht. Aber auch das Sportmentoring ist gefragt. Das merken wir in unserem SPS-Center («Serving the People of Sport») in St. Moritz. Dort betreuen wir einen ganzen Monat lang Leichtathleten, die ihr Höhentraining absolvieren mit Mentoring und Physiotherapie/Massage – das für Junioren bis zu Spitzenleichtathleten. Das macht Freude! Viele Profi-Leichtathleten, die sich für die EM in Zürich vorbereiteten, haben unsere Hilfe ausserordentlich geschätzt.

Oder eine andere erfreuliche Gelegenheit bietet sich am PraiseCamp Ende Jahr in Basel. Dort werden wir als Athletes in Action erstmals den ganzen Sportteil konzipieren und leiten.

Zur Webseite:
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Datum: 24.08.2014
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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