"Mann im Feuer"

Sexualität und Pornographie

Pornografie killt die Intimität in der Beziehung. Der Männertag der Chrischona-Gemeinden in Winterthur griff ein heisses Thema auf.

Fast 500 Teilnehmer wurden am 19. Januar vom neuen Moderator Jim Bühler begrüsst, deutlich mehr als in den Vorjahren. Das Thema "Mann im Feuer - versöhnt mit meiner Sexualität" zog gerade auch jüngere Männer an. Der Jugendpastor Andreas Boppart führte locker ins Thema ein: Pornographie-Konsum werde zwar in den christlichen Kreisen kaum von der Kanzel her thematisiert, sei aber weit verbreitet.

Für Männer sei der falsche Klick am Internet so nahe. "Darum ist es so wichtig, dass wir darüber reden können." Heute sei die Prostituierte in unseren Häusern, nur einen Mausklick entfernt. Boppart: "Wir müssen lernen, mit der Sexualität, mit allem Guten, das Gott in uns hineingelegt hat, zu leben. Wir müssen die Lügen-Mauern, die wir in unserem christlichen Umfeld aufgebaut haben, herunterreissen und beginnen, offen und ehrlich darüber zu reden."

Gott als Coach

Dies tat Wilf Gasser, Paartherapeut aus Bern, im zweiten Referat des Tages. Er erinnerte sich, dass er von seiner Jugendzeit her ein negatives Bild von der Sexualität hatte, welches sich erst in seiner Ehe änderte. Die Vorstellung, dass Gott in Bezug auf die Sexualität sein Coach sein möchte, öffnete ihm eine ganz neue Perspektive.

Echte Intimität könne nur erlebt werden, wenn der Fokus vom Ich auf das Du wechsle, sagte Gasser. Wenn es nur darum gehe, in der Sexualität auf die eigenen Kosten zu kommen, sterbe die Intimität und Sexualität allmählich ab. Gasser bezeichnete die Pornographie als Intimitätskiller. Nicht selten genügten die Reize der eigenen Frau nicht mehr, um den an die Hochglanzbilder gewöhnten Mann zu erregen.

In Negativ-Spirale gefangen?

Wilf Gasser zeigte auch Lösungsmöglichkeiten auf: "Wir Menschen haben von Gott die Fähigkeit bekommen, unsere Gedanken zu kontrollieren. Reinheit ist nicht etwas, was man hat oder nicht hat. Wir müssen dies vielmehr als Weg sehen: Sind wir auf einem guten Weg oder in einer negativen Spirale gefangen?"

In der folgenden Verarbeitungs- und Gebetszeit konnten die Teilnehmer des Männertages auf kleinen Zetteln aufschreiben, was sie vor Gott abladen möchten. Sie warfen diese symbolisch vor dem Kreuz in einen grossen Abfallsack.

Problem Identität

Eindrücklich war das Interview mit einem Pastor, der sich vor einigen Jahren in seiner Gemeinde als Homosexueller zu erkennen gab. Homosexualität habe nichts mit Sexualität zu tun, sondern die Problematik liege tiefer, in der Identität und in der fehlenden Zugehörigkeit zur Männerwelt. Er habe sich ständig ausgeschlossen gefühlt, von allen abgelehnt, sagte der Mann. Als er daran arbeitete, veränderte sich auch seine Sexualität. In der Zwischenzeit hat er Heilung erlebt, ist verheiratet und wurde vor 15 Wochen Vater. Heutet bietet er Hilfe für homosexuell empfindende Menschen an.

Aus den Schuldgefühlen zur Freiheit

Ein weiterer Interviewpartner bekannte, wie er in der Pornosucht gefangen war. Als Jugendlicher entdeckte er die Selbstbefriedigung, um in Drucksituationen Entspannung zu finden. Sex-Heftli wurden nach und nach zur Gewohnheit, später kam das Internet dazu. Dies hatte Auswirkungen auf seine Ehe. Es sei für seien Frau erniedrigend gewesen, dass er sich an anderen Frauen aufgereizt hätte und dann mit ihr ins Bett wollte. Er erzählte von seinen Schuldgefühlen Gott und seiner Frau gegenüber und von seinem angeknackten Selbstwertgefühl. Immer wieder hätte er Gott gegenüber seine Schuld bekannt, doch frei sei er nicht geworden.

Erst als seine Frau sagte, dass es so nicht weiter gehe, lernte er, mit Hilfe eines therapeutischen Beraters Druck anders abzubauen und über sich zu reden. Weitere Hilfen wie Internet-Schutzfilter gehörten auch zum Weg in die Freiheit. Um von seiner Sexsucht frei zu werden, musste er sechs Monate völlig abstinent leben. Heute sei er frei von der Sexsucht.

Wachsam gegen Eindringlinge

Männer müssen ständig eine grosse Arbeitsleistung erbringen, um mit den sexuellen Reizen umzugehen. Darüber sprach am Nachmittag Jörg Schori, der in Bremgarten AG eine Seelsorge- und Beratungsstelle führt. Schori stellte die Frage, ob man als Christ überhaupt in dieser Welt leben könne, ohne sich innerlich zu beschmutzen. Und äusserte seine Erfahrung: dass dies nicht möglich ist.
Gott habe den Mann mit einem starken Sexualtrieb ausgerüstet und dies mit Absicht, betonte Schori. In der Bibel finde man die Spannung zwischem dem Positiven der Sexualität (z.B. im Hohelied) und dem Negativen: "Wer eine Frau nur schon ansieht - virtuell - und sie begehrt ..."

Viele Männer gehen laut dem Referenten mit ihrer Sexualität um wie die Stierläufer von Pamplona: entweder liefen sie vor ihr davon oder ihr hinterher. Besser sei es jedoch, sie (wie ein wildes Pferd) zu zähmen und mit ihr zu leben. Dies sei einfacher in jungen Jahren. Dann sei auch gelegentliche Selbstbefriedigung nicht tragisch - so lange sie im Gespräch mit Gott geschehe.

Über die Gedanken herrschen

Schori erinnerte an Kain, den Gott anwies, dass er die Sünde beherrschen solle. "Dies gilt auch für uns: Wir sollen über unsere Gedanken herrschen." Fast jedem Mann geschehe es, dass er ab und zu einer sexuellen Versuchung nachgäbe. Doch auch damit sei es möglich, in einer inneren Reinheit zu leben, trotz gelegentlichem Versagen. "Dazu müssen wir für unser Leben Verantwortung übernehmen und uns disziplinieren. Als Männer sind wir geboren, um zu kämpfen. Deshalb sollen wir auch den Kampf für eine positive Sexualität und die richtigen Gedanken in uns führen."

Mehr zum Thema

Audiofile: Life Channel im Gespräch mit Jörg Schori

Datum: 24.01.2008
Autor: Daniel Schönenberger
Quelle: Livenet.ch

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