Scheidung. Ende. Aus?

Paarberater Andreas Steiner: «Zwischen zwei Übeln das kleinere wählen»

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Trennung, Scheidung und Wiederheirat sind unter Christen schwierige, aber leider aktuelle Themen. Schnell werden Betroffene in die Kategorien Schuldige und Opfer eingeteilt. Das Gospel Center Brugg führt am 20. Mai eine Tagung dazu durch. Livenet sprach mit Paarberater Andreas Steiner, einem der Referenten an der Tagung «Scheidung. Ende. Aus?»

Livenet: Andreas Steiner, worauf achten Sie grundsätzlich in Ihrer Beratungstätigkeit bei der Begleitung von Paaren in Krisen?
Andreas Steiner: Ich versuche, in einer Paarberatung für beide Partner eine unabhängige Ansprechperson zu sein. Möglichst unparteiisch. Eine Krise ist auch in der Paarbeziehung eine Chance; diese versuche ich mit dem betroffenen Paar herauszuarbeiten. Als Grundlage dienen dabei die Aspekte, die in der Beziehung bisher funktioniert haben. Die meisten Paare waren einmal verliebt und haben schon gemeinsam Probleme bewältigt und gute Zeiten erlebt. Da versuche ich anzuknüpfen, Hoffnung zu stärken und Mut zu machen, die allenfalls vernachlässigte Beziehung zu nähren. Kommunikation einüben, gemeinsam Probleme lösen und Alltagsstress bewältigen sind wichtige Fertigkeiten, die für eine gelingende Beziehung von Bedeutung sind.

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Andreas Steiner
Auch unter Christen kommt es oft zu Scheidungen. Warum fällt es uns so schwer, treu zu sein?
Nicht immer ist eheliche Untreue der Scheidungsgrund eines Paares! Auch Treue fällt nicht allen Paaren schwer. Es gibt verschiedene Ursachen, die einen Seitensprung oder eine aussereheliche Beziehung begünstigen können. Treue ist ein Wert, der auch in einer Beziehung besprochen und definiert sein will.

Welches sind denn nach Ihren Erfahrungen aus der Beratungstätigkeit die häufigsten Gründe, die zu einer Scheidung führen?
Häufig entsteht durch die vernachlässigte Pflege der Beziehung ein Vakuum, welches dann bei entsprechender Gelegenheit ausserhalb der Paarbeziehung ausgefüllt wird. Auch andauernder und eskalierender Streit oder Dauernörgelei führt oft zur Unterkühlung einer Beziehung. Beruflicher Dauer-Stress und mangelnde Kommunikationsfähigkeit begünstigen eine negative Paardynamik. Finanzielle Probleme, Krisen, Krankheiten, Jobverlust oder Schicksalsschläge sind für jedes Paar eine Belastungsprobe. «Wir haben uns auseinandergelebt», sagen oft scheidungsbereite Paare. Alles Gründe, an einer Beziehung zu arbeiten und sich eben nicht zu scheiden.

Wann ist der Punkt erreicht, wo eine Scheidung unumgänglich ist oder sogar Sinn macht?
Scheidung ist eine Notlösung, verbunden mit Schmerzen und häufigen Langzeitfolgen für alle Beteiligten. Des Öftern geht es darum, zwischen zwei Übeln das kleinere zu wählen. Gewalt in der Beziehung ist bei Uneinsichtigkeit oder mangelnder Therapiebereitschaft immer ein Grund zur Trennung. Für mich kommt zuerst die Paar- und/oder Einzeltherapie vor der Scheidung oder Trennung. Bei andauerndem Suchtverhalten jeglicher Art ist oft erst die Bereitschaft eines Paarteiles zur Trennung der Grund, das Suchtverhalten zu ändern.

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, kann auch ein Leitgedanke sein. Zuerst gilt es, mit einem Paar die vielseitigen Konsequenzen einer Trennung oder Scheidung abzuwägen.

Ist eine Ehe nach einem Seitensprung noch zu retten respektive zu reparieren?
Natürlich, sonst würde die Scheidungsrate noch mehr nach oben schnellen. Ein Seitensprung ist ja oft ein unbewusst inszeniertes Signal für die Unzufriedenheit in der bestehenden Beziehung. Es kann ein heilsamer Schock sein, der schmerzhaft auszuhalten und zu bearbeiten ist. Kann aber bei guter, offener Bearbeitung zur Gesundung und Heilung einer scheinbar gescheiterten Beziehung führen. Bitte keine Kurzschlusshandlungen und vorschnelle einseitige Verurteilung des Fremdgehers!

Ist eine Wiederheirat aus Ihrer Sicht bedenkenlos möglich?
Bedenkenlosigkeit gibt es auch bei einer ersten Heirat nicht. Bei einer zweiten ist es vorteilhaft, das Denken den Verliebtheitshormonen vorzuschalten. Die erste Beziehung sollte abgeschlossen und auch gut bearbeitet und reflektiert sein! Es ist oft einfacher, in eine neue Beziehung zu rutschen, als sich der Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Alleinsein zu stellen. Genau wie bei dem Entschluss zur Scheidung, sollten beim Eingehen einer neuen Beziehung die Konsequenzen, auch hier wieder für alle Beteiligten, gut bedacht werden.

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Zur Webseite:
Anmeldungen für die Tagung «Scheidung. Ende. Aus?»


Angebot für Paarberatung:
Sie möchten einer Beziehungskrise vorbeugen, aus ihr als Paar gestärkt hervorgehen oder die Beziehung fair beenden? Andreas Steiner bietet Hilfe als unparteiischer Begleiter.
www.sinnbb.ch / info@sinnbb.ch

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Datum: 05.04.2017
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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