Der britische Schindler ist tot

Sir Nicholas Winton rettete 669 jüdische Kinder

Der Brite Nicholas Winton rettete mehrere hundert jüdische Kinder vor den Nazis. Nun ist «der britische Schindler», wie der später zum Ritter geschlagene Held genannt wird, im Alter von 106 Jahren gestorben. Winton war im Laufe der Zeit zum Christentum konvertiert.

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Nicholas Winton
669 jüdische Kinder bewahrte Nicholas Winton vor dem Holocaust. Er selbst war in eine deutsch-jüdische Familie geboren worden. «Die Welt hat einen grossartigen Mann verloren», äusserte sich der britische Premier David Cameron.

Anno 1938 war Winton Angestellter an der Londoner Börse. Ein Freund drängte ihn damals, die Skiferien zu annullieren und stattdessen in die Tschechoslowakei zu reisen. Alarmiert durch Flüchtlinge aus dem Sudetenland, das kurz zuvor von den Nazis besetzt worden war, fürchteten Winton und sein Freund, dass die Tschechoslowakei als nächstes dran sein würde und dass die Juden in Konzentrationslager geschickt würden.

Acht Züge kamen durch

Nach einem Besuch in der Nation kehrte Winton nach London zurück, um die Evakuation von Kindern in die Wege zu leiten. Mit Volontären schleuste er diese an den Behörden vorbei in britische Familien, die bereit waren, ihre Häuser zu öffnen. Das war keine einfache Sache, galt es doch darüber hinaus, gefälschte Reisepapiere zu drucken und Zugreisen aus Prag zu organisieren.

Acht Züge mit jüdischen Kindern konnte Winton aus Hitlers Reichweite führen. Bei einer neunten Reise wären 250 Kinder an Bord gewesen, doch der Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 verhinderte die Abfahrt. «Ein Tag früher und wir wären durchgekommen», sagte Winton. «Von keinem dieser Kinder haben wir je wieder etwas gehört. Das ist ein entsetzliches Gefühl.»

Am Leben geblieben

Auf anderen Transporten aus Berlin und Wien wurden viele weitere Kinder gerettet. Doch die britische Zeitung «The Independent» hebt hervor, die Operationen von Winton seien besonders gewesen, weil er sie über weite Strecken allein durchgeführt hätte. «Es hätte noch viel mehr getan werden können, doch dazu wäre mehr Zeit und Hilfe aus anderen Ländern nötig gewesen», blickte Winton zurück. Nicht alle seien in perfekten Familien gelandet. «Doch sie waren am Ende des Krieges am Leben.»

Während rund fünfzig Jahren sei die Geschichte von Nicholas Winton nahezu unbekannt gewesen, berichtete «CNN». 1988 publizierte «BBC» einen Dokumentarfilm, wodurch Wintons Einsatz gewürdigt und einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde. 2003 wurde er von Queen Elizabeth II zum Ritter geschlagen und von Tschechien 2014 mit der höchsten Auszeichnung, dem Weissen Löwen, geehrt.

Winton war im Laufe seines Lebens zum Christentum konvertiert.

Zum Thema:
Hommage an Carl Lutz: Der Retter von über 60'000 Juden
Zum Tod von Nelson Mandela: Er zeigte Grossmut gegen jene, die ihn zerstören wollten

Datum: 06.07.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Gospel Herald

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