Nordsudan

«Jetzt ist chalas; die Sklaverei ist vorbei!»

Sie durchlitten Jahre der Sklaverei im Nordsudan. Von ihren Besitzern wurden sie gedemütigt und verachtet. Dann kamen diese jungen Leute frei. Die folgenden beiden Einzelschicksale stehen für viele andere; mehr dazu auch auf der Dossier-Seite www.sudan.livenet.ch.

Ihre Geschichten gleichen einander: Als Kinder wurden sie von Sklavenjägern gefangen und verschleppt. An ihrem neuen Ort wurden sie geschunden; sie hatten keine Rechte und keinen Wert.

«Ich wuchs bei meinem Sklavenmeister auf», sagt Wadea Abdallah Adam. Tagsüber musste sie putzen, Feuerholz holen und viele andere Arbeiten erledigen. Nachts hatte sie nur ihre Kleider, um darauf zu schlafen. Lohn gab es keinen, und auch sprechen konnte sie kaum jemandem. «Dafür hätte ich zum Islam übertreten müssen.» Das wollte sie aber nicht.

«Ich war sein Spielzeug»

Dafür gab es Vergewaltigungen. «Mein Meister zeugte mit mir dieses Baby», sagt Wadea. «Als ich älter wurde, hat er mich vergewaltigt. Als Moslem kann er Sklaven haben und mit ihnen tun und machen, was er will. Ich wurde gequält und hatte zu tun, was er wollte.»

Wadea liebt ihren Sohn. «Aber nicht den Mann, der ihn mir gezeugt hat.» Das Söhnchen sei aus ihrem Blut. «Er ist mein erstes Baby.» Ihr Besitzer habe sie gar nicht als Ehefrau gewollt. «Ich war einfach ein Spielzeug für ihn.» Seiner richtigen Frau habe das übrigens gar nicht gepasst, dass er mit der Sklavin schlief. «Sie zeterte und schimpfte auf ihn ein.» Die Sklavin mit dem Baby wollte sie schließlich nicht mehr im Haus. «In dieser Zeit kam jemand, der mich befreite und zurück in den Süden brachte. Ich war sehr glücklich. Da gab es Essen, Trinken, und wenn jemand krank oder verletzt war, bekam er Medizin. Jetzt bin ich frei und daheim. Niemand schlägt mich hier mehr. Jetzt ist chalas!* Die Zeit der Sklaverei ist vorbei.»

Aus dem Nichts heraus geschlagen

Auch Wal Abdhal Deng wurde in die Sklaverei verschleppt. Wal ist etwa 15 Jahre alt. Ganz genau weiss er es nicht. Aber seine fünf Jahre in der Sklaverei sind ihm umso lebhafter im Gedächtnis. «Ich wurde aus meinem Dorf verschleppt. Sie brachten Menschen um und verschleppten Kinder wie mich. Sie töteten auch Frauen und nahmen junge Mädchen weg. Auf dem Weg behandelten sie uns sehr schlecht; die Frauen wurden vergewaltigt. Ich selber wurde in einen Ort in der Nähe von Meiram, in den Norden, gebracht.»

Er wurde verkauft, sein Besitzer hiess Meizan Mohamed. «Es waren noch drei andere Sklaven im gleichen Heim. Die flüchteten aber, und Meizan bedrängte mich daraufhin: „Du musst etwas davon wissen!“ Ich sagte: „Nein!“ Aber Mohamad schlug mich.» Auch sonst habe er aus dem Nichts heraus Probleme gemacht und Wal grundlos geschlagen.

Im Zuge des Friedensabkommens kam auch Wal frei. Einheimische Menschenrechtler holten ihn. «Bis wir aus dem Norden zurück in den Süden gingen, schliefen wir fünf Tage auf dem Boden. Wir hatten nichts, um uns draufzulegen. Aber wir wurden gut behandelt und haben zu Essen gekriegt.»

«Ich bin glücklich»

«Ich bin froh, nun wieder im Dinka-Land zurück zu sein. In meiner Gefangenschaft betete ich zu Gott, dass ich die Sklaverei überstehen kann. Jetzt bin ich frei. Ich will nun hier Hirse und Erdnüsse säen und unabhängig werden. Ich will auch Christ werden. Denn das ist der Glaube meines Volkes.» Durch Vermittler hat Wal erfahren, dass seine Eltern noch leben. Ist er sehr aufgeregt, sie nach fünf Jahren wiedezusehen? «Ich bin glücklich», sagt Wal.

* arab. „chalas“ = fertig

Aktion Nothilfe Sudan

Die in diesem Dossier beschriebene Hungerkatastrophe hat begonnen; die Hintergründe dazu sind im Dossier ausführlich beschrieben. Bis Ende 2005 könnten mehrere Millionen Menschen unverschuldet Opfer dieses Desasters werden.

Gemeinsam mit verschiedenen Hilfswerken sowie Livenet.ch und Jesus.ch läuft die Hilfsaktion Nothilfe Sudan. Sie wird von drei Schweizer Werken unterstützt: CSI (Christian Solidarity International), Frontiers und Vision Africa. Letzteres ist nicht selber in diesem Land tätig, unterstützt diese Aktion aber publizistisch.

Wir bitten Sie um eine Spende.
Die Kontonummer lautet: Postfinance 87-96742-1.
Das Konto lautet auf: CSI Schweiz, Sudan-Hilfe, Zelglistrasse 64, 8122 Binz.

CSI ist seit 1992 im Sudan tätig. Mit dem gesammelten Geld wird Hirse gekauft und an die vom Hungertod bedrohte Bevölkerung verteilt. Karawanen bringen die Lebensmittel zum Beispiel in die Marktstadt Warawar im Südsudan, wo jedes bißchen Nahrung ein Menschenleben retten kann. Die Einkäufe werden vom Werk getätigt und überwacht.

Statistik der Spenden

Das Sammelkonto ist offen seit Dienstag, dem 7. Dezember 2004.
Bisher wurden 10’059,70 Franken gesammelt.

Statistik des Genozids im Südsudan

Tote: über 2 Millionen Menschen
Vertriebene: 5 Millionen Menschen
Versklavte Menschen: rund 200'000
Das Morden geschieht seit 1983; von Januar 2005 an via Hungerkatastrophe

Statistik – Genozid in der Region Darfur (Westsudan)

Tote: über 300'000 Menschen (gemäss Washington Post)
Vertriebene: 1,8 Millionen Menschen (UN-Schätzung)
Versklavte: noch keine Angaben; gemäss ARD und anderen Quellen passieren Verschleppungen.
Das Morden geschieht seit 2003.

Dank der Dokumentationsarbeit von CSI konnten der Genozid und die Versklavungen im Süden abgebremst werden.

Hintergrundinfos zur Aktion:

www.sudan.livenet.ch
www.livenet.ch/www/index.php/D/article/493/21137

Homepages der beteiligten Organisationen

CSI: www.csi-schweiz.ch
Frontiers: www.frontiers.ch
Vision Africa: www.visionafrica.ch

Datum: 29.07.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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