Das Flüchtlingsdrama

Das europäische Dilemma und die Christen

Die Flüchtlingskatastrophen und -dramen sind schon fast Alltag. Medien und Politiker übertrumpfen sich in Appellen. Doch wer geht menschlich mit den Geretteten um?

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Ein Flüchtlingsboot vor Lampedusa
Medienschaffende, Flüchtlingshelfer und Politiker fordern bei jedem Unglück mehr Rettungsschiffe. Doch wenn es mehr Rettungsschiffe gibt, laufen noch mehr Flüchtlinge in verrotteten Boten aus oder werden von Schlepperbanden aufs Meer getrieben. Wer es schafft, kommt in Italien an, das unter der Flüchtlingsflut stöhnt. Europäische Politiker verlangen unrealistische Massnahmen. Die Bevölkerung wehrt sich, wenn Flüchtlinge in ihrer Umgebung angesiedelt werden sollen. Meist haben sie eine fremde Sprache und Kultur und lösen nur schon durch ihre Gegenwart Ängste aus. Nun will die EU Libyen bewegen, weniger Flüchtlinge aufs Mittelmeer zu lassen. Wenig realistisch – und letztlich unmenschlich.

Mehr als genug Zündstoff

Um das Mass voll zu machen, erreichte Europa letzte Woche die Nachricht von den 15 Islamisten, welche die Christen auf ihrem Flüchtlingsboot ins Meer und damit in den Tod stiessen. Eine Meldung, die überraschend wenig öffentliches Entsetzen ausgelöst hat. Offenkundig hielten sich die Medien zurück, um Islamängste nicht zu befeuern. Dass mit den Flüchtlingen offenbar auch muslimische Extremisten nach Europa kommen, ist brisant genug. Und für Muslime in Europa ist es immer schwieriger, zu einer Religion zu gehören, in deren Namen heute die scheusslichsten Verbrechen begangen werden. Man will sie nicht zu Komplizen stempeln.

Geistes-Gegenwart heute

Auch Kirchenvertreter und insbesondere der Papst überbieten sich in Appellen, den Flüchtlingen zu helfen. Sprechen sie dabei auch im Namen ihrer Basis. Oder ist auch diese eher von Ängsten oder Abwehr bewegt? Von mutigen Ausnahmen abgesehen? Wie aber müsste eine wirklich christliche Antwort aussehen? Gefragt sind vor allem Taten. Sie geschehen auch, die Akteure sind aber eher Ausnahmen. Und die Hilfe ist anspruchsvoll, geht es doch um Menschen aus fernen Kulturen, die oft traumatisiert, im schlimmeren Fall ideologisch aufgeladen sind. Aber Europa steht im Ausnahmezustand. Und es ist voraussehbar, dass sich die Lage auch in unserem Land bald zuspitzt. Einige Christen sind in Vergangenheit und Gegenwart durch Geistes-Gegenwart und kühnes Handeln aufgefallen. Auch heute?

Es ist Zeit, von Beobachtern zu Handelnden zu werden.

Zum Thema:
Asylanten: «Ich will sie einfach willkommen heissen»
Mutige Konvertiten: Asylantin und ehemalige Muslima fordert mehr Strenge von Behörden
Forschung: Migration und Fremdenangst
Herausfordernd: Europas Migranten als Aufgabe für Kirchen

Datum: 20.04.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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