«Ich glaube, hilf meinem Unglauben», so lautet der Text der
Jahreslosung 2020 aus Markus Kapitel 9, Vers 20. Glauben, was bedeutet das eigentlich?
Und was tue ich, wenn ich nicht glauben kann? Vertiefende Gedanken zur
Jahreslosung von der Evangelistin und Buchautorin Elke Werner.
Elke Werner
«Ich glaube, es wird heute noch regnen», sagt der ältere Herr und
bezieht sich dabei auf ein schmerzhaftes Ziehen in seinem Rücken. «Ich
glaube an das Gute im Menschen», sagt ein junger Mensch, der
vertrauensvoll auf andere zugeht. Doch: «Ich glaube an Gott!» – wer sagt
das schon so offen? Es ist eher peinlich, von seinem Glauben an Gott zu
sprechen. Was unterscheidet eigentlich den Glauben an die persönliche
Wettervorhersage vom Glauben an Gott?
Der Begriff «Glaube» oder «glauben» wird unterschiedlich gefüllt.
Wenn wir vom Glauben an Gott sprechen, geht es um mehr als um ein
«Vermuten» oder ein «Für wahrscheinlich Halten». Glauben an Gott heisst,
sich Gott anvertrauen, heisst sein eigenes Leben auf dieses Fundament zu
bauen.
Glaube umfasst das ganze Leben
Ist das zu viel verlangt? Ja, es ist schon viel verlangt, denn es hat
mit meinem ganzen Leben zu tun. Der Glaube an Gott hat mit meinem
Alltag, meinen Werten und Zielen zu tun. Mein Leben gestalte ich nach
den Geboten und Verheissungen Gottes. Und nein, es ist nicht zu viel
verlangt, denn mehr als mein Vertrauen in Gott zu setzen und all das im
Glauben anzunehmen, was er schon für mich getan hat, muss ich nicht tun.
Gott hat schon alles getan. Der Schöpfer dieser Welt hat einen Weg
gebahnt, auf dem Menschen wie du und ich, die mit Schuld und Egoismus
geplagt sind, wieder zurück zu Ihm finden können. Jesus sagt von sich:«Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater
denn durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen
Vater erkennen.» (Johannes Kapitel 14, Verse 6-7 / Luther 2017).
Der erste Schritt zum Glauben
Wenn es um Glauben geht, geht es erst einmal darum, Gott
kennenzulernen. Durch sein Wort, festgehalten in der Bibel, können wir
erkennen, wer und wie Gott ist. Er hat sich in seinem Sohn Jesus
Christus in dieser Welt sichtbar gemacht und uns gezeigt, wie sehr er
uns Menschen liebt. Unsere Schuld trennt uns von Gott und kann nicht
durch gute Taten aufgewogen werden. Wir brauchen Vergebung unserer
Schuld. Und die kann Gott uns gewähren, weil Gott selbst in Jesus unsere
Schuld auf sich genommen hat und am Kreuz für uns stellvertretend in
die Trennung von Gott gegangen ist.
Durch Gottes Geist von neuem geboren
Wer Gott sein Herz öffnet, zu dem wird Gottes Geist einkehren und von
innen her das Leben erneuern. Dabei ist der Heilige Geist das Geschenk
Gottes, das den Glauben stärkt und das Verständnis von Gott und seinen
Taten erweitert. Jeder, der im Glauben das neue Leben in Christus
annimmt, wird mit dem Heiligen Geist beschenkt und wird damit in die
Familie Gottes aufgenommen. «Denn ihr habt ja von Gott keine
Geisteshaltung bekommen, wie Sklaven sie haben, was zu einem Leben in
Furcht führen würde. Sondern ihr habt den Gottesgeist empfangen, durch
den ihr als rechtmässige Söhne und Töchter in seine Familie aufgenommen
werdet. Durch diesen Geist rufen wir deshalb auch in unseren Gebeten:
Abba, Vater! Genau dieser Gottesgeist bestätigt uns, dass wir wirklich
Gottes Kinder sind. Wenn wir aber seine Kinder sind, dann sind wir auch
seine rechtmässigen Erben. Wir sind Erben Gottes, Miterben des Messias.»
(Römer Kapitel 8, Verse 15- 17 / Das Buch).
Jeder Mensch kann mit Gott in Kontakt treten. Das geschieht durch ein
einfaches Gebet: «Gott, ich will dich kennenlernen. Komm in mein
Leben.» Das Abenteuer des Glaubens beginnt. Wie in einer Beziehung unter
Menschen kommt es jetzt darauf an, miteinander im Gespräch zu bleiben.
Je mehr ich Gott kennenlerne, desto mehr kann ich ihm vertrauen. Glaube
ist nichts Statisches, es ist ein Unterwegssein. Erst geht es hin zu
Gott durch den Glauben an Jesus und dann mit Gott in der Kraft des
Heiligen Geistes in den Alltag mit all seinen Höhen und Tiefen.
Und wenn ich nicht glauben kann?
In der Jahreslosung geht es um Glauben und Unglauben. Doch was ist
gemeint mit dem Unglauben? Manch ein Leser wird sich im Schrei des
verzweifelten Vaters wiederfinden, von dem im Markusevangelium berichtet
wird: «Ich glaube; hilf meinem Unglauben!» Sein Sohn ist mit einem
dämonischen Geist belastet und wird immer wieder in lebensbedrohliche
Situationen gebracht. Der Vater kommt mit dem Sohn zu den Schülern von
Jesus und bittet um Hilfe, denn er hat schon viel von Jesus und seinen
Wundern gehört. Doch Jesus ist nicht da, die Jünger können mit ihrem
Gebet nichts ausrichten. Jesus ist mit drei seiner Schüler auf einem
Berg und stösst erst zur Gruppe um Vater und Sohn hinzu, als dieser schon
seine Hoffnung auf Hilfe verloren hat. Dennoch nimmt er all seinen Mut
zusammen und bittet Jesus, dass er ihm hilft. Und genau das tut Jesus.
Er heilt den Jungen und Vater und Sohn können am Ende frei von dieser
Last und Belastung nach Hause gehen.
Wie gross muss mein Glaube sein?
Egal, wie klein oder gross das Vertrauen auf Jesus ist, ob es durch
Enttäuschung geschwächt ist wie im Fall des Vaters oder ob ein Mensch
durch intellektuelle Zweifel am Glauben gehindert wird – für Jesus ist
wichtig, dass jeder damit zu ihm kommt und ehrlich vor ihm ist. Er
benötigt keinen perfekten Glauben, um seine Grösse und Macht zu zeigen.
Er nimmt uns Menschen an, so wie wir sind. Er erhört Gebete und lässt
manchmal auch ein Wunder geschehen, ganz ohne unser Zutun. Wir dürfen
erleben, dass Gott in unser Leben eingreift und dadurch auch einen
schwachen Glauben stärkt. Zweifel sind bei Gott willkommen, denn sie
zeigen, dass wir die Frage nach Gott ernst nehmen.
Ein erster und wichtiger Schritt beim Überwinden von Zweifeln ist es,
sie wahrzunehmen und auszusprechen. Suchen Sie sich einen kompetenten
Gesprächspartner, der Ihnen helfen kann. Lesen Sie christliche
Literatur. Sprechen Sie mit Gott über Ihre Zweifel. Jesus nahm ein
extrem kleines Samenkorn als Anschauungsobjekt und erklärte, dass der
Glaube noch so klein sein kann, er wird Grosses bewirken können. «Ich
sage euch ganz deutlich: Wenn euer Vertrauen auch nur die Grösse eines
Senfkorns hätte, könntet ihr zu diesem Berg sagen: Bewege dich von hier!
Und er würde sich versetzen. Überhaupt nichts wäre für euch unmöglich.»
(Matthäus Kapitel 17, Vers 2).
Wenn Gott die Zweifel ausräumt
Thomas war einer der Jünger Jesu. Er hatte alles aufgegeben, um Jesus
nachzufolgen. Er war am Anfang seines Weges mit Jesus bereit gewesen,
mit Jesus zu sterben. Doch als Jesus gekreuzigt und nach drei Tagen
auferstanden war, konnte Thomas nicht glauben, was die anderen Jünger
ihm erzählten: Sie hatten den auferstandenen Jesus mit ihren eigenen
Augen gesehen. Thomas wollte selbst Jesus sehen, seine Hände in die
Wundmale legen und sicherstellen, dass es sich wirklich um Jesus
handelte und nicht um eine Einbildung oder Wunschvorstellung. Jesus ging
darauf ein und erschien noch einmal seinen Schülern. Dieses Mal war
Thomas dabei. Jesus forderte Thomas auf, seine Hände in die Wundmale zu
legen, um so seine Zweifel zu überwinden. Dass Thomas gezweifelt hatte,
war kein Hindernis geworden, kein Störfaktor im Verhältnis von Jesus und
Thomas. Die Realität, die Wahrheit, die Echtheit der Auferstehung von
Jesus setzte sich durch und Thomas konnte seinen Glauben wiederfinden.
Ein Abenteuer kann beginnen
Themenflyer Jahreslosung 2020
«Ich glaube, hilf meinem Unglauben!» Das ist eine Jahreslosung, die
zum Abenteuer des Glaubens einlädt. Sind Sie dabei? Egal ob als Anfänger
– ich will Jesus erst mal kennenlernen und fange an, im Neuen Testament
zu lesen – oder als ein Nachfolger Jesu, der durch Zweifel und
Enttäuschung das Gefühl hat, ganz weit weg von Jesus zu sein: Sie sind
eingeladen, so wie Sie sind, zu Jesus zu kommen. Glauben heisst: Ehrlich
sein vor Gott und seine Wunder erwarten. Bleiben Sie dran! Es lohnt
sich!
Dieser Text stammt aus dem Themenflyer zur Jahreslosung 2020, der im SCM Bundes-Verlag erschienen ist. Er ist ab CHF 0.60 pro Stück (Mengenpreis) erhältlich.