Das
Leben mit und in den vielen Krisen ist ungemütlich und hat etwas von Autofahren
im dichten Herbstnebel. Erkennbar ist nur das, was direkt vor Augen ist, alles
andere ist nur schwer oder gar nicht zu sehen.
Es
ist ein Fahren auf Sicht, in grosser Unsicherheit, denn jederzeit kann es neue,
überraschende Hindernisse, Gegenverkehr oder Engpässe geben.Wie
also umgehen mit den vielen Krisen und den nicht endenden negativen
Nachrichten? Wie können wir leben, ohne in bedrückender Sorge, lähmender Angst
oder gar Verzweiflung zu versinken?
Sich
über Not und Krisen freuen?
In
der Bibel wird kein Schönwetterglaube vermittelt. Viele Texte in diesem Buch
handeln von sehr handfesten Herausforderungen und Problemen, denen Menschen
gegenüberstehen, die an Gott glauben. Da wird keineswegs die Erwartung
vermittelt, dass es Gläubigen immer gutgeht.
Der Lehrer Paulus hat zu dem
Thema eine auf den ersten Blick geradezu provokative Sicht. In der Zeit, in der
er lebte, wurden viele Christen benachteiligt, ausgegrenzt und verfolgt. Trotzdem
schreibt er in einem Brief an die Christen in der Gemeinde in Rom: «Wir freuen uns
auch über die Nöte, die wir jetzt durchmachen.» (Römer, Kapitel 5, Vers 3) Das klingt so, als hätte er regelrecht Lust am Leiden.
Doch das ist nicht gemeint. Und das wird in seinen weiteren Ausführungen auch
deutlich.
Innere Veränderung,
die zu neuer Hoffnung führt
Paulus erklärt, dass Leid
einen inneren Veränderungsprozess in einem Menschen bewirkt, den er so
beschreibt: Zunächst lernt er Geduld und erreicht eine innere Festigkeit.
Schliesslich dringt er zu einer stärkeren Hoffnung durch. Wörtlich schreibt er: «Denn wir wissen,
dass Not uns lehrt durchzuhalten, und wer gelernt hat durchzuhalten, ist
bewährt, und bewährt zu sein festigt die Hoffnung. Und in unserer Hoffnung
werden wir nicht enttäuscht.» (Römer, Kapitel 5, Verse 3 und 4)
So gesehen, freut er sich
also nicht über Krisen und Not, sondern über das, was diese schweren Zeiten in
einem Menschen bewirken können.
Für Paulus ist dieser Weg von
der Not zur Hoffnung dann möglich, wenn ein Mensch ihn mit Jesus geht. In den
Sätzen vor der zitierten Stelle aus dem Römerbrief schreibt er das und erinnert
daran, was Jesus denen gibt, die zu ihm gehören und durch Leid gehen: «Durch ihn (gemeint
ist Jesus) haben wir freien Zugang zu der Gnade bekommen, die jetzt die Grundlage
unseres Lebens ist, und im Glauben nehmen wir das auch in Anspruch. Darüber
hinaus haben wir eine Hoffnung, die uns mit Freude und Stolz erfüllt: Wir
werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben.» (Römer, Kapitel 5, Verse 1-2)
Gnade und Hoffnung
Das sind tatsächlich
sehr starke Aussagen über das, was ein Mensch sogar in Krisenzeiten erleben
kann: Gnade und Hoffnung. Die Gnade Gottes ist die unzerstörbare Grundlage, das
unerschütterliche und unbedingte «Ja» Gottes zu jedem Menschen. Das alte Wort
Gnade liesse sich auch mit Wohlwollen, Liebe und Erbarmen umschreiben. Durch
Gnade ist Gott nicht mehr fern, sondern nah. Wir können ihn als unseren «Papa» ansprechen und
ihn um Hilfe bitten.
Der zweite Schlüsselbegriff, den Paulus nennt, ist der der Hoffnung.
Sie bezieht sich auf das Leben in Zeiten der Not, aber auch auf die Zeit nach
dem Tod, also auf ein ewiges Leben an der Seite von Jesus. Das ist keine
Hoffnung aus dem Nichts, auch keine, die ein Mensch irgendwie mit viel
Disziplin oder eigener Anstrengung aus sich herauspressen muss, auch nicht
durch Optimismus oder positives Denken. Sondern eine, die von Jesus kommt, die
er in einem Menschen bewirkt.
Denn Jesus, der Sohn Gottes, ist selbst das Leben und die
Hoffnung. Jedem Menschen, der sein Leben Jesus anvertraut hat, pflanzt er diese
Hoffnung in sein Herz. Es ist eine Hoffnung, die durch Krisenzeiten trägt und
die in Krisen sogar noch stärker wird.