Plakat von Franklin Graham auf einem öffentlichen Bus (Bild: billygraham.org)
Interessantes Detail am Rande beim Durchstöbern von
Pressemeldungen: Die Stadt Blackpool in England muss sich auf richterliches
Geheiss hin entschuldigen,
weil sie seinerzeit Plakate einer Veranstaltung von US-Evangelist Franklin Graham aus
öffentlichen Bussen entfernte. Warum ist eine Entschuldigung eigentlich so wichtig?
Eine «Busse» zahlen muss sie auch. Mal ganz abgesehen von
dem unmittelbaren Anlass des Geschehens: Wie ist es uns doch wichtig, dass sich
jemand «ent-schuldigt», wenn er oder sie uns was angetan hat! Wehe, jemand
übertritt irgendeine Regel oder Norm! Friedliche Menschen können zu
unbarmherzigen Richtern werden, wenn ein Unrecht in ihren Augen nicht
zufriedenstellend erledigt wird. Auch bei Unfällen oder Katastrophen – wie jetzt gerade in Deutschland – wird immer
nach dem Schuldigen oder zumindest nach Faktoren gesucht, die «mit-schuldig»
sind.
Schuld-Bewusstsein
Sünde und Schuld sind aus dem allgemeinen ethischen
Bewusstsein unserer Gesellschaft offenbar nur scheinbar verschwunden. Wie eh
und je suchen wir nach Schuldigen (in der Regel die anderen), und unser
Gerechtigkeitsbewusstsein ist erst befriedigt, wenn entweder eine Busse bezahlt
oder zumindest eine Ent-Schuldigung geleistet wird.
Auch eine tolerante Gesellschaft schafft die Schuld nicht
ab, sondern verlagert sie – und erfindet neue Möglichkeiten, sich zu
versündigen. Ja, man kann ohne Übertreibung sagen, dass die politische
Korrektheit unserer Jahre unzählige neue Fettnäpfchen geschaffen hat. Sei es
Klima, Rassismus oder Gender-Newsspeak: Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich
gegen irgendeine Regel zu vergehen oder irgendeine Minderheit aufzuregen, die
dann einen Shitstorm erzeugt. Schuld ist allgegenwärtig.
Tief in uns verwurzelt
Ob es uns passt oder nicht: Das Bewusstsein für richtig und
falsch, für Schuld, Sühne und Busse ist offenbar Teil unserer moralischen DNA.
Spätestens wenn gegen «unsere» Regeln verstossen oder «mein» Recht verletzt
wird, schlägt unser inneres Sünden-Instrument aus und verlangt nach Genugtuung.
Schuld muss bezahlt werden, das zeigt unser Empfinden und unser
gesellschaftlicher Alltag jeden Tag. Wir sind allzumal Sünder, ein Blick in die
«sozialen» Medien genügt.
Und er?
Jetzt stellen wir uns mal einen Moment DEN vor, der uns und
alle anderen Wesen geschaffen hat. Ausgerechnet er soll beide Augen zudrücken,
wenn wir uns gegen seine – recht einfachen – Regeln des menschlichen
Zusammenlebens versündigen? Den soll es nicht furchtbar und tief treffen, wenn
seine wunderbare Schöpfung – vom Embryo bis zum Klima – zerstört wird? Ganz zu
schweigen von seiner Ehre, die auf unzählige Arten in den Dreck gezogen wird?
Ihn trifft es. Und bis hierher wäre es nur gerecht, wenn
Gott mit der Welt schon lange sintflutmässig abgerechnet hätte.
Die grosse Ent-schuldigung
Aber – und das ist das grosse ABER des Evangeliums: Er hat
sich eine Ent-schuldigung der Menschheit ausgedacht, die bis heute eigentlich
ein grosser Skandal ist und über den sich Moralisten immer wieder aufregen: Er
legte alle Schuld auf ihn. Der Tod von Jesus ist die grosse Busse, die der
Richter selbst bezahlt. Wir wissen nicht genau wie, aber hier wird im ganz
grossen Stil ent-schuldigt. Hier kommen Gnade und Recht zusammen.
Wer unter Anklagen von Menschen oder von seinem eigenen
Gewissen leidet, soll sich jetzt auf Jesus verlassen. Darum nennt man den
christlichen Glauben «gute, frohe Nachricht». Vergiss deine Bussübungen und hör
auf, dich zu rechtfertigen. Deine Schuld – und auch die deines Gegners – wurde
bezahlt.
Die Sache mit der Schuld ist ja nur die eine Seite. Wie
packt und berührt es uns, wenn wir auf Gnade, Vergebung und Grossherzigkeit
treffen (was auch unter Menschen durchaus vorkommt)! Ein Akt der Grosszügigkeit
oder wenn zwei sich versöhnen: Das kann uns Tränen in die Augen treiben und zu
Millionen von Daumen auf Youtube führen.
Darum atmen Sie tief durch – Sie sind durch Christus ent-schuldigt. Und
geben Sie das bitte unbedingt weiter!