Ordnung spielt nicht nur im Alltag eine wichtige Rolle. Schon in der Bibel kann man Grundprinzipien der Ordnung finden.
Ordnung ist das halbe
Leben. Die andere Hälfte ist mir lieber. —Kerstin Hack
Ich liebe das Leben. Ich
liebe es, Dinge zu gestalten, Neues zu entdecken. Dinge zu erschaffen und zu
geniessen. Deshalb liebe ich Ordnung. In einem Magazin las ich einmal, dass der
durchschnittliche deutsche Büroangestellte täglich fast eine Stunde damit verbringt,
nach Dingen zu suchen: Unterlagen, Dateien, Mails und Schlüssel.
Ganz ehrlich: Suchen macht
nur an Ostern richtig Spass. Im Normalfall ist es anstrengend und es verbraucht
viel Zeit und mentale Energie, nach Dingen zu suchen: «Wo ist nur mein Handy?» «Wo habe ich das Dokument abgelegt?» Ich verbringe meine Zeit lieber damit,
kreativ zu sein. Deshalb liebe ich Ordnung.
Das heisst nicht, dass sie
mir immer leicht fällt. Gelegentlich flachse ich, dass mein Leben der beste
Beweis gegen die Evolutionstheorie sei. Bei mir verwandelt sich nämlich nie
etwas von Chaos in Ordnung. Es ist immer umgekehrt: Dort, wo gerade noch
Ordnung war, ist wie aus dem Nichts heraus Chaos entstanden. Der eben noch aufgeräumte
Schreibtisch ist, auf mir unerklärliche Weise, plötzlich voll mit Zetteln und
Kaffeetassen. Das Chaos entsteht in der Regel von selbst, aber Ordnung muss man
aktiv schaffen.
Gute grundsätzliche Ordnungen
Mich hat auf der Suche nach
guten Strukturen für mein Leben die biblische Schöpfungsgeschichte inspiriert.
Dort wird erzählt, wie Gott das Wasser grundsätzlich sortiert. Einen Teil nach
oben in den Himmel, den Rest auf die Erde. Ich mag das. Er sortiert das
Wesentliche für das Leben, das Wasser, an den richtigen Ort. Er schafft eine
gute, grundsätzliche Ordnung.
Alle Aufräumexperten sagen: Es
ist gut, wenn die Dinge ihren festen Platz haben, sonst weiss man einfach nicht,
wohin die Sachen gehören. Ordnung wird ohne feste Zuordnungen praktisch
unmöglich. Wenn die Dinge ihren festen
Platz haben, bleibt der Kopf frei für das Wesentliche. Bei mir hat sich die
Zeit, die ich mit der Suche nach meinem Schlüssel verbringe, drastisch
reduziert, seit ich einen Schlüsselhaken neben der Tür nutze. Vorher war der
Schlüssel immer irgendwo – und ich wusste nicht wo.
Noch ein Bonus: Wer ein
gutes, grundsätzliches Ordnungssystem geschaffen hat, wird es leichter finden,
aufzuräumen. Es geht schneller – denn man weiss, wo die Dinge hingehören. Man
braucht sie nur an diesen Ort zu bringen. Alles hat – zumindest für eine Zeit –
seinen festen Platz. Wie schön.
Flexible Ordnungen
Was mir an der
Schöpfungsgeschichte auch gefällt ist, dass die einmal geschaffene Ordnung
flexibel bleibt. Es ist sinnvoll, diese regelmässig zu überprüfen und sich zu
fragen, ob die Struktur noch angemessen ist. Würden zum Beispiel Kinder in
meiner Wohnung wohnen, würde ich den Schlüsselhaken irgendwann mal nach unten
versetzen – damit sie auch rankommen.
Strukturen sind nie
Selbstzweck – auch wenn manche Ordnungsfanatiker einen das glauben lassen
wollen. Die Aufgabe jeder Ordnung ist, dem Leben zu dienen.
Praxistipps
Überlegen Sie: Welche Projekte und Dinge
habe ich nie grundsätzlich geordnet? Schaffen Sie eine Struktur.
Ausmisten: Alles, was man seit Monaten
nicht benutzt hat, kannst du verbrauchen, weggeben oder wegwerfen. Das
reduziert künftige Aufräumzeiten.
Der ehemalige BBC-Frühstücksmoderator Dan Walker hat kürzlich in einem Interview mit der britischen Zeitung «The Guardian» über die Bedeutung seines...