Nestlé-Topmanager führt nun ein christliches Spitalschiff
Roland Decorvet spielte in der obersten Liga der internationalen Manager mit. 2013 wurde der Nestlé-Chef in China zum Geschäftsmann des Jahres gewählt. Jetzt ist er aus dem Topmanagement des Konzerns ausgestiegen und hilft zusammen mit seiner Familie auf dem christlichen Spitalschiff «Africa Mercy».
Familie Decorvet vor der «Africa Mercy»
Der Umstieg des Spitzenmanagers macht Eindruck. Das Migros-Magazin widmet Decorvet in der aktuellen Ausgabe ein ausführliches Porträt und schreibt: «In Peking bewohnte die Familie ein luxuriöses Haus mit Koch und Chauffeur; diese Woche bezieht Roland Decorvet (48) mit seiner Frau und den vier Töchtern ein 60-Quadratmeter-Quartier auf der 'Africa Mercy'. Das christliche Spitalschiff wird am 15. August von den Kanarischen Inseln aufbrechen und vor Benin Anker werfen, um die lokale Bevölkerung für zehn Monate medizinisch zu versorgen.»
Den Ärmsten der Armen helfen
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Nestlé China wird künftig den Ärmsten der Armen helfen (Livenet berichtete). Bereits seit 2008 ist er Vorstandsmitglied von Mercy Ships Schweiz und seit 2011 ist er auch im internationalen Vorstand mit am Steuer. Nun engagiert sich Roland Decorvet auch auf operativer Ebene für Mercy Ships (Schiffe der Barmherzigkeit). Er wird als geschäftsführender Direktor des grössten privaten Hospitalschiffs der Welt, der «Africa Mercy», fungieren.
Früher war Decorvet als Direktor für Nestlé Pakistan/Afghanistan und Nestlé Schweiz tätig. 2013 wurde er anlässlich der «Financial Leaders Annual Conference China» zum Geschäftsmann des Jahres gewählt. Seit 2008 ist er Vorstandsmitglied von Mercy Ships Schweiz und seit 2011 Mitglied im internationalen Vorstand der Organisation.
Auf viel Geld verzichtet
Roland Decorvet wird auf dem Hospitalschiff «African Mercy» arbeiten.
Roland Decorvet sieht seine langjährige Erfahrung als Manager als ideal für die Aufgabe auf dem Schiff an. Allerdings mit einem zentralen Unterschied: «Hier leisten alle Freiwilligenarbeit. Nicht nur erhalten sie keinen Lohn, sie müssen im Gegenteil für Kost und Logis sogar bezahlen. Pro Monat sind das vielleicht 300 Franken. Ich zahle 1'500, weil wir eine ganze Familie sind.» Decorvet hat sich vorerst für 14 Monate verpflichtet. «Danach sehen wir weiter.» Seine Frau wird sich an Bord mit den Patientinnen und Patienten beschäftigen. «Und meine Töchter sind ganz begeistert. Sie haben bei unserem ersten Aufenthalt Anfang Mai bereits Freunde gefunden, das war in Peking schwieriger.» Auch freut er sich, jetzt so nahe bei seiner Familie zu sein. Und am Wochenende gibt es Möglichkeiten, Land und Natur zu erkunden.
Misstrauen zwischen Konzernen und Hilfswerken
Auf den scheinbaren Widerspruch, von einem umstrittenen Weltkonzern zu einer Hilfsorganisation zu wechseln, wird er im Migros-Magazin ebenfalls angesprochen: «Das Misstrauen zwischen Konzernen und Hilfswerken ist gross; eine Seite glaubt, die andere bestehe nur aus raffgierigen Geldhaien, die andere sieht nur kommunistische Aktivisten mit Umsturzgelüsten», betont der Ex-Manager. «Der Grund für das Misstrauen liegt zu 80 Prozent bei mangelnder Kommunikation. Auch Nestlé müsste da besser werden.» Eine Kontroverse löste 2008 auch sein Einsitz im Stiftungsrat des Hilfswerks der evangelischen Kirchen Schweiz (Heks) aus, damals war er Chef von Nestlé Schweiz. «Kritiker fanden, der böse Nestlé-Mann habe nun das Heks infiltriert.»
«Was in der Bibel steht, stimmt»
Nicht zuletzt bekennt sich Decorvet klar zu seiner christlichen Motivation: Als Sohn eines protestantischen Pfarrers sei er dort ganz automatisch hineingewachsen. «Was in der Bibel steht, stimmt. Ich glaube nicht, dass es sich dabei um Metaphern handelt, die im übertragenen Sinn zu verstehen sind», sagt Decorvet im M-Magazin. Er bezeichnet sich selbst heute als evangelikal, geht auch jeden Sonntag mit seiner Familie in die Kirche. Das M-Magazin schreibt im Zwischentitel anerkennend darüber: «Ein Evangelikaler mit einem Herz für Menschen in Not.»
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