In der Fricktaler Regionalausgabe der Aargauer Zeitung fand letzte Woche eine bemerkenswerte Debatte statt. Ausgelöst hat sie ein Fricker Confiseur.
Zeitungsausschnitt aus Aargauer Zeitung: Markus Kunz mit einem der Kreuze, die er extra für sein Geschäft anfertigen liess
Markus Kunz, Confiseur und Besitzer von Bäckereien und Cafés in Frick und Stein AG, findet es bedenklich, dass das Kreuz aus immer mehr Geschäften und Gaststätten verschwindet. Darum will er selbst mit gutem Beispiel vorangehen und liess sich für seine Geschäfte extra Kreuze von rund 50 cm Länge herstellen und aufhängen. Denn mit dem Verschwinden der Kreuze sei ein Wertverlust verbunden. Kunz: «Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir anderen Religionen den roten Teppich ausrollen, uns aber gleichzeitig für unseren eigenen Glauben schämen», sagte er der Aargauer Zeitung vom 18. Mai.
«Ich zeige meine Wertebasis»
Markus Kunz
Und Kuhn zu seiner persönlichen Motivation: «Das Christentum bildet meine Wertebasis und das zeige ich in meinen Geschäftsräumen auch.» Er ist sich bewusst, dass es von etlichen Gästen nicht beachtet wird und bei anderen vielleicht Ärger auslöst. Dennoch: «Wenn der eine oder andere still das Kreuz betrachtet und sich fragt: 'Warum macht der Kunz das?', ist schon viel erreicht.» Dabei sieht sich Markus Kunz nicht als besonders frommer Mensch. Er gehe nicht regelmässig in die Kirche, sondern versuche, die christlichen Werte im Alltag zu leben. Manchmal führe er auch «ein Streitgespräch mit dem da oben», wenn es wieder mal nicht so rund laufe. Aber er will ein «Zeichen für unsere Werte setzen».
Zeitung wertet Online-Umfrage aus
Zwei Tage später erschien ein Artikel mit dem Titel «Die Kreuz-Frage scheidet die Geister». Eine Online-Umfrage der Zeitung hatte ergeben, dass 82 Prozent das Kreuz im öffentlichen Raum belassen wollen. Etliche unterschieden dabei, ob es ein Kreuz in einem privaten, öffentlich zugänglichen Raum oder aber in einem öffentlichen Raum wie einer Schule sei. In Schulen und Verwaltung habe ein Kreuz nichts zu suchen, bekräftige ein SP-Grossrat und Gymnasiallehrer. Eine Parteikollegin argumentierte, wenn das Kreuz hängen dürfe, müsste auch allen anderen Religionen dasselbe Recht eingeräumt werden. Das Aargauer Bildungsdepartement stellte klar, dass in Aargauer Schulen Kreuze hängen dürfen, wobei die Schulbehörden darüber entscheiden können.
Als klarer Befürworter von Kreuzen in öffentlichen Räumen gab sich der Aargauer Grossrat André Rotzetter zu erkennen. Sie hängen deshalb auch in den Alterszentren in Frick und Laufenburg, für welche Rotzetter als Geschäftsführer tätig ist.
Auch die Freidenker
Der schweizweit wohl bekannteste Freidenker, der Walliser Lehrer Valentin Abgottspon, vertrat die überraschende Ansicht: Ein Kreuz aufzuhängen, ist das gute Recht des Eigentümers, zum Beispiel eines Cafés. Die Konsumenten hätten dann ja die Freiheit, dort einzukaufen oder nicht. Er könne sich in einem solchen Lokal auch eine Gebetsmühle oder einen Davidstern vorstellen. Die Zeitung zitiert auch eine Stimme, die in einem solchen Lokal nicht mehr essen oder einkaufen will. Oder eine Frau, die das Kreuz im Hotelzimmer abhängt und es während des Aufenthalts in einer Schublade versorgt. Anders der SVP-Grossrat, Postauto-Chauffeur und Gemeindepräsident in der Gemeinde Oberhof: «Unsere Kultur basiert auf dem Christentum. Es ist deshalb nur richtig, wenn wir zu den Symbolen dieser Kultur stehen.» Im Gemeinderatszimmer hänge daher nach wie vor das Kruzifix.
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