Frieden bringen, der weiter reicht als einfache Heilung
Immer mehr Menschen erkranken an Krebs. Rev.
LaWanda Long begleitet seit Jahrzehnten Krebspatienten in ihrer Krankheit und
begegnet dabei häufig Angehörigen oder Freunden, die nicht wissen, wie sie dem
Ganzen begegnen sollen. Deshalb schult sie heute Christen weltweit im Umgang
mit Krebskranken.
LaWanda Long betet mit einem Patienten.
Krebs ist die zweithäufigste
Todesursache in der Schweiz, bei Männern zwischen 45 und 84 Jahren und bei
Frauen zwischen 25 und 84 Jahren sogar die häufigste. Ungefähr eine von fünf Personen
erkrankt vor dem 70. Lebensjahr an Krebs. Und so kommen auch immer mehr Aussenstehende
mit der Krankheit in Berührung. Die Frage ist: Wie können wir als Christen
Krebspatienten – gläubig oder nichtgläubig – helfen?
Frieden von Jesus
Jeder Kranke hat
besondere Bedürfnisse, auch geistliche. Selbst Menschen, die an Gott glauben,
zweifeln im Krankheitsfall oft an ihrem Glauben oder an Gott. Das erlebt die
Pastorin LaWanda Long jeden Tag. Die US-Amerikanerin kümmert sich insbesondere
um die Patienten einer Krebsklinik in Atlanta. «Ich möchte, dass sie wirklich
das erhalten, was Jesus uns gesagt hat. Er sagte: 'Ich gebe euch Frieden'. Das
Gefühl von Frieden ist ein Gefühl der Ganzheit und des Wohlbefindens und ich
glaube, das geht noch viel weiter als einfach nur von Krebs geheilt zu werden»,
so Rev. Long.
Klagen, so wie David
LaWanda Long
Die Pastorin geht jeden
Tag von einem Raum zum anderen und weiss oft nicht, was sie erwarten wird.
Das bedeutet häufig auch, dass Patienten ihre Wut auf Gott an der Pastorin auslassen. Doch das nimmt sie in Kauf, denn «ich weiss, dass es nichts mit mir persönlich zu tun hat. Aber wenn wir
näher zu Gott wachsen wollen, müssen wir manchmal unserem Ärger Luft machen und
sagen: 'Ich bin traurig; ich bin wütend…' Genau das machte David in einigen
seiner Klagepsalmen.»
Rev. Long möchte den
Patienten aber auch Mut machen, dass Gott bei ihnen ist inmitten der schweren
Situation. Das erlebte etwa Jean Bates, die aufgrund einer aggressiven Form von
Gebärmutterkrebs im Krankenhaus liegt. «Gott geht mit einem und ist mit einem,
in guten und in schlechten Zeiten», bezeugt Bates. «Der Herr verspricht uns
nicht, dass keine schlimmen Dinge passieren werden, aber er sagt, dass er immer
da sein wird. Und ich habe Gottes Gegenwart nie stärker gespürt…»
Tipps zum Begleiten von Krebspatienten
Doch LaWanda Long hat immer
wieder gemerkt, dass viele Christen nicht wissen, wie sie einen Krebspatienten
begleiten können. So startete sie 2004 ein Programm, durch das Christen in
ihren Gemeinden geschult werden. Seither haben über Tausend Gemeinden weltweit
an der Schulung teilgenommen und in vielen lokalen Kirchen sind richtige
Krebs-Dienste entstanden.
Doch was sind Dinge, die
Christen beachten müssen, wenn sie einen Krebspatienten begleiten? Rev. Long
hat einige Tipps:
Ihre Trauer berücksichtigen
LaWanda Long erklärt:
«Viele Patienten sagen mir, dass sie es nicht mögen, wenn andere ihnen sagen: 'Ach, es ist doch bloss dein Haar' oder 'Die Operation ist ja nicht schlimm,
weil du dadurch leben wirst'. Wenn Menschen einen Teil ihres Körpers verlieren,
seien dies die Haare, die Blase, eine Brust oder die Niere, dann trauern sie
darum.» Es sei wichtig, das Herz des Patienten zu hören, seine Gefühle zu
verstehen. «Für sie ist es nicht bloss ein Körperteil oder das Haar, es ist ein
Teil von ihnen.»
Keine Gefühle vorschreiben
Pastorin LaWanda Long mit der Patientin Jean Bates
Es ist wichtig, keinem
Kranken vorzuschreiben, was er fühlen oder denken sollte. «Wenn jemand die
Reise einer Krebskrankheit durchmacht, sind seine Gefühle einfach seine
Gefühle. Sagen Sie nicht: 'So solltest du dich nicht fühlen' oder 'Das solltest
du aber nicht denken…', denn wenn jemand so etwas hört, fühlt er sich
herabgesetzt, als ob er nicht wichtig wäre.»
Mitgefühl statt Mitleid
Haben Sie Mitgefühl,
nicht bloss Mitleid. Mitleid kann eine gewisse Distanz und Autorität
beinhalten, durch die sich der Patient einsam und isoliert fühlt. «Wenn jemand
sagt: 'Oh, das tut mir leid', klingt es fast, als ob der andere dort drüben
steht und man selbst hier. Wenn man stattdessen sagt: 'Ich bin bei dir
und wir gehen da gemeinsam durch. Was auch immer du brauchst, sag es mir; ich
bin hier für dich', dann ist das völlig anders als ein einfaches 'Es tut mir
leid für dich'.»
Nicht am Behandlungsplan zweifeln
«Manchmal sagen wir einem
Patienten: 'Bete einfach, aber mach die Chemo besser nicht' oder 'Mach die Bestrahlung
nicht'. Kritisieren Sie nicht den Behandlungsplan eines Patienten. Gott ist in
dem allen mit drin. Manchmal treffe ich Menschen, die einen grossen Glauben
haben, aber die Hoffnung verlieren…»
Nicht über das Schicksal anderer reden
Sprechen Sie mit einem
Krebspatienten nicht über andere Menschen, die an Krebs gestorben sind. LaWanda
Long: «Wir dürfen keinen Negativismus verbreiten. Das ist unheimlich wichtig
auf der Reise einer Krebskrankheit: Man muss positiv bleiben!»
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