In einer leistungsorientierten Gesellschaft sind wir
herausgefordert, an Gottes Gnade festzuhalten. Anzunehmen, Gott sei unsere
Arbeit egal oder er könnte sogar gegen Leistung sein, ist jedoch ein grosser
Trugschluss.
«Ich bin so müde, immerzu Gott
dienen zu müssen!», stöhnt ein Christ nach jahrelangem mühsamen Glaubensleben.
Sein Gesprächspartner hat schnell eine Antwort bereit: «Du brauchst dich doch
gar nicht unter Stress zu setzen. Gott will nämlich gar nicht, dass wir etwas
leisten!» So könnte die Antwort lauten und vielleicht tun die Worte dem müden
Christen in seiner Situation gut. Tatsächlich entsprechen sie aber nicht der
Wahrheit.
Gott will (keine) Leistung
«Gott will keine Leistung!»
Diese oder ähnliche Worte sind heute oft zu hören. Oft steckt hinter derartigen
Aussagen ein aufrichtiges Anliegen. Fakt ist aber, dass Gott sehr wohl daran
interessiert ist, dass wir Leistung erbringen.
Gott schuf den Menschen, damit
er sechs Tage arbeitet, einen Tag ausruht und dann seine Arbeit fortsetzt.
Arbeiten ist also Bestimmung des Menschen und sollte im Leben erlöster Christen
erst recht zum Tragen kommen. Wenn wir den Reden von Jesus folgen, stellen wir
bald fest, dass Treue und Fleiss ebenfalls von hohem Wert sind. Es gibt keinen
Grund anzunehmen, Gott könnte irgendeine Abneigung gegen Leistung haben.
Unser Wert liegt nicht in unserer Leistung
In der westlichen Welt wird
menschlicher Wert stark mit Leistungsfähigkeit in Verbindung gebracht.
Arbeitslose, Rentner, chronisch Kranke oder leistungsschwache Menschen fühlen
sich oft wertlos und als Last für die Gesellschaft. Viele Christen nehmen dies richtigerweise
als falsch wahr. Sie wissen, dass bei Gott jeder Mensch unermesslich wertvoll
ist – ganz unabhängig von seiner Leistungsfähigkeit. Zu folgern, dass Gott
deshalb unsere Leistung ablehnt, ist aber ein Trugschluss.
Im Gegensatz zu westlichen
Ländern kennen Christen aus afrikanischen oder asiatischen Ländern diesen
Konflikt kaum. In deren Kultur wird der menschliche Wert weniger in erbrachter
Leistung, als vielmehr in Herkunftsfamilie, gesellschaftlichem Status oder Wohlstand
gesehen. Wenn ein Christ aus einem traditionellen, afrikanischen Stamm hört:
«Gott ist an deiner Leistung nicht interessiert», könnte man ihm genauso gut
sagen: «Gott will mit dir nichts zu tun haben.» In seinem Verständnis geht es
beim Mitarbeiten weniger darum, seinen Wert zu verdienen, sondern vielmehr,
Teil von etwas Grösserem zu sein.
Gott mag Faulheit nicht
In Matthäus, Kapitel 25 lesen
wir von schlechten Konsequenzen, welche diejenigen zu tragen haben, die das
ihnen Anvertraute nicht gewinnbringend einsetzen. Es gilt als verwerflich, sich
Notleidenden zu verschliessen und tatenlos zu sein. Beim Lesen der Bibel
stossen wir immer wieder auf Aussagen, die eines klar machen: Gott mag Faulheit
nicht! Er will Menschen, die ihrer Nächstenliebe Ausdruck verleihen und
unermüdlich Gutes tun.
Gott nimmt uns nicht aufgrund
unserer erbrachten Leistung an, sondern allein durch unseren Glauben an seine
Gnade. Wir können uns seine Liebe und Annahme nicht verdienen. Trotzdem will
Gott unseren vollen Einsatz.
Die Leistung der Erlösten
Wer Annahme bei Gott erfährt,
wird befreit durchatmen und Jesus für diese neue Freiheit preisen. Wir sind
frei, um Gott zu dienen. Es ist Gottes Wille, dass erlöste Menschen mit Freude arbeiten.
Erlöste müssen nicht durch
Leistung Wert gewinnen. Sie müssen weder Gott noch Menschen beeindrucken und
identifizieren sich auch nicht durch die Stufe auf ihrer Karriereleiter. Nein,
die Erlösten machen sich an die Arbeit, um Menschen Gutes zu tun. Es ist ihr
Ausdruck von Anbetung, mit all ihrer Kraft anzupacken – ohne Stress, wenn ihre
Kraft auch mal klein ist. Sie fürchten sich nicht davor, dass ihre Arbeit nicht
genügt, weil sie erfahren haben, dass der allmächtige Gott sie schon angenommen
hat, bevor sie überhaupt mit Arbeiten begonnen haben.
Was, wenn wir müde geworden sind?
Dass Gott keine Leistung will,
stimmt nicht. Er will nicht, dass wir uns immer zurücklehnen und seine Annahme
geniessen (so wichtig es auch ist, dies gelernt zu haben – doch dies ist ein
anderes Thema). Gesunde Christen sind nicht passiv, sondern in Bewegung.
Was sollen wir also tun, wenn
wir müde geworden sind, Gott zu dienen? Als erstes müssen wir eingestehen, uns
in einem geistlich schwachen (oder kranken) Zustand zu befinden. Die Lösung
besteht dann aber nicht darin, einfach aufs Gas zu drücken, sondern in Gottes
Gegenwart neue Freude und Kraft zu empfangen.
Müde Christen müssen Gottes
Liebe und Annahme neu erkennen. Dann gilt es, ganz einfach im Kleinen treu zu
sein. Jede Arbeit, die wir aus Glauben tun, verleiht neue Kraft. Für Gott wird
es nicht zu wenig sein – und trotzdem immer Wachstumspotential haben.
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