In acht verschiedenen
Räumen kann die Ostergeschichte in Wangen bei Olten vor Ort begangen werden.
Die Schauspieler, in Lebensgrösse auf Monitoren zu sehen, begegnen dem Besucher als Zeitzeugen von damals – und vermitteln eine Hoffnung, die in unserer schwierigen Zeit zu
tragen vermag.
«Es ist eine kleine herzige Kirche
mit vielen schönen farbigen Fenstern», sagt Bruno Waldvogel, Pfarrer der
Reformierten Kirche von Wangen bei Olten. «Aber das wird sich bald verändern,
wenn wir die Corona-Passion hier installieren.» Die Fenster sollen verdunkelt werden, Stühle kommen raus. «Die Kirche wird wie ausgehöhlt. Der Flügel und der
Abendmahlstisch kommen weg … und dann bauen wir hier so etwas wie ein
Labyrinth.»
Nur spärliche Lichteffekte werden
eingesetzt, über Kopfhörer werden die Texte und Geräusche zu vernehmen sein –
und auf grossen Monitoren sprechen die Schauspieler die Besucher scheinbar
direkt an.
Verschiedene Zeitzeugen
Früher lud die Kirche jeweils in die
Teufelsschlucht, um mit Schauspielern die Passionsgeschichte darzustellen. «Hier
mussten wir nun Corona-konform arbeiten. Jetzt sieht man die Schauspieler
lebensgross auf den Monitoren.» So geht man durch das Labyrinth hindurch. «Man
kommt an einem Schuhputzer vorbei, in den Abendmahlssaal hinein und
bei Pontius Pilatus vorbei, der seine Sicht der Dinge erzählt und wir kommen
zum Kreuz, wo Simon von Kyrene steht.»
Dieser wird sogar rappen. «Simon
Gantenbein stammt von der Elfenbeinküste, er ist Hip-Hopper und wird die
Geschichte von Simon von Kyrene erzählen und wie dieser die Kreuzigung erlebt hat.»
Durch das leere Grab
In der Kirche geht man auch durch das
leere Grab und durch einen langen Gang wieder daraus hinaus. «Die Kirche wird
ganz anders aussehen als sonst. Ich freue mich auf diesen Moment, auch wenn es
nicht das erste Mal ist, dass wir die Kirche völlig umfunktionieren – es wird
ein ganz anderes Erlebnis werden.»
Der Zuschauer kommt immer zu spät. «Es
ist fast wie in einem Krimi, er begegnet verschiedenen Zeitzeugen. Dies beginnt
beim Palmsonntag in Jerusalem.» Dadurch, dass man immer einen Schritt
hintendrein ist, «erlebt man viele Menschen, die mit Jesus in Berührung
gekommen waren und ihre Sicht der Dinge erzählen.»
Facettenreicher Zugang
Stück für Stück entdeckt man so das
Mosaik. «Aufgrund der Zeugenberichte erhält man langsam ein Bild davon, wer Jesus
ist. Bis zu den Höhepunkten am Kreuz und am Grab. Jede Figur bringt eine eigene
Perspektive, vom griesgrämigen Pharisäer, der moniert, dass Sie jetzt
auch noch schauen kommen: 'Geht gescheiter wieder nach Hause, es ist sowieso ein
Blender' – bis hin zu jemandem, der ein völliger Fan ist.»
Die Zeitzeugen wiederspiegeln die
gesamte, facettenreiche Gesellschaft. Die Corona-Passion ist vom 22. bis 27.
März 2021 in der Reformierten Kirche in Wangen bei Olten zu sehen.
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...