Sonntagmorgen im Gottesdienst in einer Gemeinde, die sich sowohl in den USA wie auch in Südafrika befinden könnte. Eine Vielfalt, die beeindruckt angesichts der langen Geschichte der Rassentrennung. Ein Zeichen für Einheit in Christus.
Siedlerkolonien, wie die USA oder
Südafrika, stehen vor besonderen
Herausforderungen, was die Versöhnung zwischen den Gemeinschaften der Siedler und der (ehemals) Kolonisierten angeht – nicht
nur im Hinblick auf die hohe soziale
Ungleichheit. Zwar setzen heutzutage viele Kirchen auf die Überwindung der Rassentrennung durch
das Schaffen multiethnischer, «versöhnter» Gemeinschaften. Dies
schliesst zum Teil eine kritische
Aufarbeitung der Theologie mit ein,
welche die Rassentrennung mitbegründet hatte, wie zum Beispiel in
der Zeit der Apartheid in Südafrika.
Doch geht es oft nicht einher mit
einer echten Aufgabe von Privilegien um der Gemeinschaft mit dem
anderen willen.
In kolonialen Denkweisen
verhaftet
Die US-amerikanische Soziologin
Korie Edwards macht gerade in der
Art und Weise, wie weisse Menschen oft versuchen, Rassendenken
zu überwinden, weisses Überlegenheitsdenken aus (vgl. Edwards, Korie Little: The Multiethnie Church Movement Hasn't Lived up to Its Promise. Christianity Today, 16. Februar 2021). Das Beispiel Südafrika zeigt: Gemeinden, die ethnisch divers werden, sind in der
Regel solche, die von Weissen geleitet oder an einer westlichen Theologie orientiert sind. Kulturelle Vielfalt entsteht dort, weil «People of Colour» in Gemeinden gehen, in
denen Weisse zuhause sind. Weisse
sind nur in verschwindend geringer
Zahl in einheimischen afrikanischen Kirchen zu finden. Und in
den ethnisch gemischten Gemeinden wird Anpassung an Sprache,
Umgangsformen und eine Theologie erwartet, die westlich, aber nicht
indigen geprägt sind. Damit bestimmen weisse Menschen über die
Bedingungen, unter denen eine
«versöhnte», multikulturelle
Gemeinschaft möglich ist.
An Jesus orientieren
Wenn Versöhnung in Siedlerkolonien nun in die Falle tappt, alte Hierarchien im neuen – multiethnischen – Gewand weiterleben zu
lassen, was wären denn tragfähige
Alternativen? «Siedler»-Christen
müssten sich erstens ihrer kolonial
geprägten, fortdauernden Dominanz bewusst werden. Und zweitens könnte man sich sowohl an
Jesus als auch an den Strukturen
der neutestamentlichen Gemeinden orientieren: Jesus gab seine
göttlichen Privilegien auf, um den
Menschen Gott auf Augenhöhe zu verkündigen. In ähnlicher Weise
mussten sich Heidenchristen in
Demut üben, um Teil der Gemeinden zu werden, die in der Kultur der
ausgegrenzten und unterdrückten
Juden verwurzelt waren. Für Siedlerkolonien heutzutage hiesse das,
versöhnte, multikulturelle Gemeinschaft zu suchen, indem «weisse»
Christen sich auch auf Glaubensformen und -gemeinschaften einheimischer Geschwister einlassen.
Gemeinschaft um Gottes Wort zu
den Bedingungen «der anderen»
verspricht eine tiefergehende Art
von Versöhnung.
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