Wird das Wunsch-Baby nach Mass dereinst Realität? Prof. Dr. Siegfried
Scherer warnte in Schaffhausen unter dem Titel «Anthropotechnik: Lasst uns Menschen
machen» vor gefährlichen Entwicklungen in der
Gentechnik.
Professor Scherer: «Die restriktive Gesetzgebung darf nicht aufgeweicht werden.»
Prof. Dr. Siegfried Scherer leitet den Lehrstuhl für mikrobielle Ökologie an der Technischen
Universität München in Freising. «Anthropotechnik: Lasst uns Menschen
machen». Er referierte auf Einladung der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute im Park Casino in Schaffhausen zum Thema «Anthropotechnik: Lasst uns Menschen
machen».
Eingriff ins Erbgut
Es ging im November
als Aufschrei durch die internationale Presse: Einem chinesischen Forscher soll
es erstmals gelungen sein, mit der Gen-Schere CRISPR/Cas ins Erbgut des
ungeborenen Menschen einzugreifen. Die Zwillingsmädchen sollen gegen das HI-Virus
immun sein.
Mit gut
verständlichen Worten und zahlreichen Illustrationen führte der Christ in das
äusserst komplexe und kontroverse Thema ein – unter Berücksichtigung von
christlichen und ethischen Standpunkten und der damit verbundenen Ausrichtung
auf Gott.
«Ich lehne den
Einsatz der Gentechnik nicht grundsätzlich ab», sagte er vor über 50
Interessierten. Er verwies auf viele Einsatzmöglichkeiten, so auch in der
Landwirtschaft, der Ernährung, der Tierzucht und in der Medizin.
Gefahrenpotential
Rund um die beiden
chinesischen Designer-Babys läuten beim Forscher alle Alarmglocken: «Diese
Entwicklung halte ich für äusserst bedenklich! Denn die Fähigkeiten unserer
Gesellschaft, ethische Grundsatzentscheidungen zu treffen, hinken der
schnelllebigen technologischen Entwicklung hinterher.»
Viele
Wissenschaftler sind der Überzeugung, dass die neue Methode CRISPR/Cas beim
Menschen noch nicht hinreichend getestet wurde. Sie verweisen auf mögliche
unerwünschte Nebenreaktionen auf das Erbgut der Babys.
Im Wort «Noch» erkennt Siegfried Scherer ein ernstzunehmendes ethisches
Gefahrenpotential: «Ich leite daraus ab, dass Forscher durchaus bereit sind,
dieses Tabu-Thema dereinst zu brechen.» Für ihn ist der Eingriff in die
menschliche DNA ein absolutes No Go. Auf keinen Fall dürfe die hierzulande
restriktive Gesetzgebung aufgeweicht werden. «Denn kein Forschungsziel darf die
Würde des Menschen verletzen.»
Schreckensszenarien
Verbunden mit der Anthropotechnik steht der
Traum vom besseren Menschen. Dass gentechnische Veränderungen künftig absolut
sicher vorgenommen werden können, hält Scherer für utopisch. Das erschreckende
Worst Case Szenario schildert der engagierte Forscher wie folgt: «Jedes Paar
kauft sich nach eigenen Wünschen das Wunsch-Designerbaby, etwa hinsichtlich
Intelligenz und Aussehen. Selbstverständlich wäre die frühzeitige Entsorgung
des Nachwuchses bei Nichterreichen der Ziele im Preis inbegriffen.»
Meghan und Harry sorgten mit einer «Netflix»-Doku für mächtig Wirbel. Die Autorin und «Woman Alive»-Chefredaktorin Tola Doll Fisher machte sich dazu...