US-Präsident Donald Trump hat ein
neues Gesetz zum «Schutz der Gewissensrechte» für Mitarbeiter im
Gesundheitswesen bekanntgegeben. Diese sollen in Zukunft selbst darüber
entscheiden können, ob sie bei religiös fragwürdigen Verfahren wie Abtreibungen
mitwirken wollen.
Donald Trump
Bei einer Zeremonie vor dem Weissen Haus zum «Nationalen
Gebetstag» am 2. Mai stellte US-Präsident Donald Trum die neue
«Gewissensklausel» vor. Das Gesetz aus dem Ministerium für Gesundheitspflege
und Soziale Dienste soll die Rechte von medizinischen Mitarbeitern fördern, die
aus Glaubensgründen bestimmte Aufgaben nicht durchführen wollen. «Menschen und
Organisationen müssen ihre religiösen Überzeugungen nicht ablegen, nur um
anderen gesundheitlich weiterzuhelfen», sagte der Direktor des Amts für
Bürgerrechte, Roger Severino, laut der amerikanischen Tageszeitung New York Times (NYT).
Abtreibungen,
Sterilisationen und Sterbehilfe
Dem Gesetz nach dürfen sich medizinische Fachkräfte in Zukunft
von Verfahren distanzieren, die sie aufgrund persönlicher moralischer oder
religiöser Vorstellungen ablehnen. Darunter fallen insbesondere Abtreibungen, Sterilisationen
und Sterbehilfe. Die Teilnahme an der Patientenbehandlung soll in solchen
Fällen nicht mehr verpflichtend sein. Ausserdem müssen Mediziner Patienten nicht
durch die Überweisung an andere Fachkräfte weiterhelfen.
Die neue Regel bezieht sich vor allem auf Ärzte, Pfleger,
Apotheker, Lehrer, Studenten und glaubensbasierte Wohltätigkeitsorganisationen.
Staatlich finanzierte Gesundheitsinstitutionen müssen demnach die Einhaltung
von 25 Regeln nachweisen, um zu gewährleisten, dass sie die religiösen Rechte
ihrer Mitarbeiter respektieren. Andernfalls drohen Strafen. Die Klausel stärkt
ausserdem die Rechte von Eltern, die ihre Kinder aus Glaubensgründen gewissen
Behandlungen, etwa Impfungen, nicht unterziehen wollen.
US-Vizepräsident Mike Pence sagte laut der Deutschen
Presse-Agentur, Trumps Regierung habe von Anfang an Schritte ergriffen, um
sicherzustellen, «dass die Bundesregierung nie wieder jemanden für seine
Glaubensüberzeugung bestraft». Trump selbst liess bezüglich des initiierten
Verweigerungsrechts von Abtreibungen verlauten, man baue nun eine Kultur auf,
die Würde und Wert menschlichen Lebens schätze. «Jedes Kind, geboren und
ungeboren, ist ein heiliges Geschenk Gottes.»
Kritik von
Bürgerrechtsorganisationen
Die neue Regelung wurde von konservativen und religiösen Gruppen
bereits im Vorfeld begrüsst. Sie schütze vor der zwanghaften Durchführung von
Behandlungen, die dem Glauben widersprächen.
Scharfe Kritik kam hingegen von Bürgerrechtsorganisationen. Die Präsidentin des
«National Women's Law Center», Fatima Goss Graves, warnte vor einem «bösartigen
und hinterhältigen Angriff» auf Patientenrechte und sagte: «Persönliche
Überzeugungen sollten niemals einen Einfluss auf die Behandlung eines Patienten
haben.» Der NYT zufolge befürchtet sie, die Gewissensklausel könne die
rechtliche Situation zwischen Patienten und ihren Medizinern aus dem
Gleichgewicht bringen.
Laut der Zeitung Washington Post pflichtet ihr
die stellvertretende juristische Direktorin der Amerikanischen
Bürgerrechtsunion, Louise Melling, bei: «Medizinische Standards, nicht
religiöse Überzeugungen, sollten die medizinische Versorgung bestimmen.»
Weitere Gegenstimmen kritisieren, die Regel trage potenziell zur
Diskriminierung von Homosexuellen und Transgender sowie deren Familien bei.
Ausserdem könne sie die Verbreitung von Impfungen behindern.
Das Gesetz soll in zwei Monaten in Kraft treten. Bis dahin kann
es noch gerichtlich abgewandelt werden.
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