Maryam ist frei

Warum fürchten sich Irans Mächtige vor den Christen?

Die aus dem Islam konvertierte Christin Maryam Naghash Zargaran war seit 2013 in Haft – einzig wegen ihres Glaubens. Während sie nach dem Verbüssen ihrer vierjährigen Haftstrafe frei ist, erhielten allein im Juni und Juli mehrere Konvertiten lange Haftstrafen auferlegt; bei drei kommen 80 Peitschenhiebe dazu, weil sie beim Abendmahl Wein getrunken hatten.

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Maryam Naghash Zargaran
Weil sie in der Hausgemeinde-Bewegung aktiv war, ortete die Mullahkratie Teherans in Maryam Naghash Zargaran eine Gefährdung der nationalen Sicherheit. Die Haftstrafe war auf vier Jahre angesetzt, der Antrag auf Berufung wurde abgelehnt. Bereits bei Haftantritt war der Gesundheitszustand der damals 32-Jährigen schlecht. Die Diabetikerin hat ein Loch in der Herzscheidewand, vor zehn Jahren wurde sie operiert. Dazu kommen Arthritis und Osteoporose. Hinter Gittern verschlechterte sich ihre Gesundheit, die nötige medizinische Behandlung wurde ihr verweigert. Deshalb trat sie im Mai 2016 in den Hungerstreik (Livenet berichtete).

Wegen ihrer schlechten Behandlung wurde Maryam von Amnesty International als Beispiel für die schlechte medizinische Versorgung in iranischen Gefängnissen zitiert. Mehrfach konnte sie schliesslich ausserhalb der Haftanstalt versorgt werden, war dann jedoch stets gezwungen, zurückzukehren, ehe die Behandlung abgeschlossen war.

«Warum hasst ihr mich so sehr?»

Ihre Strafe wurde um sechs Wochen verlängert, dies aufgrund der Zeit, welche sie ausserhalb des Gefängnisses war, um sich medizinisch betreuen zu lassen. Von Menschenrechtlern wie etwa Mansour Borji von der Anwaltsgruppe «Artikel 18» wird der Umgang mit Maryam als klarer Hinweis für den fehlenden Respekt des Irans gegenüber religiöser Freiheit betrachtet: «Das reflektiert die wachsende Zahl an Arresten und den Kampagnen gegenüber religiösen Minderheiten, besonders den Christen.»

Denn Maryam ist bei weitem nicht die einzige, die wegen ihres Glaubens im Iran hinter Gittern schmachtet. Der iranische Konvertit Amin Afshar-Naderi wurde zu insgesamt 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Vor drei Wochen schrieb er einen offenen Brief an die Behörden und fragte, warum sie ihn so sehr hassen, obschon er sich rein gar nichts zu Schulden kommen liess. Durch einen Hungerstreik werde er sein Leben langsam beenden. In nun schlechtem Zustand wurde er kürzlich auf Kaution freigelassen, bis das Ergebnis des Berufungsprozess bekannt wird.

80 Peitschenhiebe wegen Abendmahl-Wein

Andere Christen dagegen bleiben in Haft, so etwa Hadi Asgari, der seit August 2016 einsitzt. Um dessen Gesundheitszustand ist Mansour Borji sehr besorgt. Ebrahim Firouzi, ein anderer Christ, kritisierte ebenfalls den Umgang mit iranischen Konvertiten, er ging Mitte Juli für zehn Tage in einen Hungerstreik. Auf ihn warten derzeit noch fünf Jahre wegen «Handlungen gegen die nationale Sicherheit».

Der im März 2013 festgenommene Firouzi schrieb öffentlich: «Nach der Misshandlung neuer christlicher Gläubiger und Konvertiten durch die Justizbehörde, der Zugangsverweigerung zu christlicher Literatur für christliche Häftlinge und die Erteilung ungerechter und harter Schuldsprüche sowie die Verurteilungen neuer christlicher Gläubiger und Konvertiten bis zu dem Punkt, dass Dutzende von Christen in den letzten Monaten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden sind, kündige ich hiermit an, ab 17. Juli 2017 zehn Tage lang in Hungerstreik zu gehen, um für die Rechte der Mitchristen einzutreten.»

Wie Pastor Youcef Nadarkhani erhielten im Juli 2017 mehrere Konvertiten langjährige Haftstrafen. Drei von ihnen wurden zudem 80 Peitschenhiebe auferlegt – wegen Trinkens von Wein beim Abendmahl.

Zum Thema:
Christenverfolgung: Gefangene iranische Christin in Lebensgefahr
So erlebte Said Abedini Gott im iranischen Gefängnis
Weil er Hauskirchen gründete: Pastor Nadarkhani zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt

Datum: 03.08.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Article18 / Middle East Concern / Open Doors

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