WEA-Generalversammlung

Evangelikale: «Die am schnellsten wachsende religiöse Bewegung»

Laut Efraim Tendero, dem Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), sind Evangelikale «die am schnellsten wachsende religiöse Bewegung der Welt in den letzten sechzig Jahren». Dies sagte er vor rund 800 Vertretern aus 92 Nationen im Rahmen der WEA-Generalversammlung in Indonesien.

Zoom
Efraim Tendero an der WEA-GV
Die letzte Generalversammlung der WEA fand im Jahre 2008 statt; dieses Jahr steht sie unter dem Motto «Dein Reich komme». Gemeinsam soll darüber nachgedacht und geplant werden, wie man den Auftrag Jesu, «alle Völker zu Jüngern» zu machen, erfüllen kann.

«Für diesen Moment gebetet und geweint»

Die WEA repräsentiert rund 600 Millionen Evangelikale weltweit. Bei der Wahl des Veranstaltungsortes habe man sich bewusst für Indonesien entschieden, erklärte der aus den Philippinen stammende Bischof Efraim Tendero in seiner Eröffnungsansprache. Es sei das Land mit den meisten Muslimen, und es gebe religiöse Toleranz und Harmonie. Darüber hinaus wachse hier die Kirche und wirke sich in der Gesellschaft aus. Ronny Mandang, Vorsitzender der indonesischen Evangelischen Allianz, bezeichnete das Treffen als grossen Segen für die einheimischen Christen: «Wir haben für diesen Moment gebetet und geweint, und jetzt stehe ich hier und schaue auf all diese internationalen Leiter, die vereint sind, und Jesus Christus als gemeinsamen Herrn haben.»

«Freundschaft mit Menschen anderer Glaubensrichtungen»

Zoom
Alle Vertreter der evangelikalen Bewegung an der WEA-GV
In einem Bericht erklärte Generalsekretär Tendero am 8. November, es gehe darum, alle Nationen mit dem Evangelium zu erreichen. Ziel des nächsten Jahrzehnts sei es, eine globale geistliche Erneuerung einzuleiten; man wolle dabei auch vermehrt auf interreligiöse Beziehungen setzen. Manche Christen hätten «verständliche Bedenken geäussert, dass unsere evangelische Botschaft gefährdet sein könnte, wenn wir Freundschaften und Kooperationen mit Menschen anderer Glaubensrichtungen aufbauen». Die Erfahrung zeige aber, dass Christen auch in interreligiösen Begegnungen eine «Visitenkarte» für Jesus sein können.

Tendero kündigte an, soziale Medien und andere Plattformen künftig verstärkt zu nutzen, um sich innerhalb der WEA besser zu vernetzen und neue nationale Evangelische Allianzen zu gründen. Auch wolle die WEA künftig den Ansatz der «polyzentrischen Mission» vertreten: «Das heisst, dass Mission von überall nach überall hin ausgehen sollte und nicht einfach vom Westen in die restliche Welt.»

Genfer Büro: Einsatz für Religionsfreiheit

Die WEA setzt sich traditionell in aller Welt für Religionsfreiheit ein – nicht nur für Christen, sondern auch für Andersgläubige, wie Tendero festhielt: «Auf diese Weise gewinnen wir Respekt und Partner für unsere Bemühungen.» Das Genfer Verbindungsbüro der WEA spiele dabei eine immer wichtigere Brückenfunktion zwischen den WEA-Mitgliedsallianzen auf der einen Seite sowie globalen Menschenrechtsinstitutionen und Regierungen auf der anderen Seite. So übernehme das Büro pro Jahr von durchschnittlich 20 nationalen Dachverbänden Fälle, in denen es um Verletzungen der Religionsfreiheit geht. Es richte Berichte und Appelle an die Vereinten Nationen sowie Regierungen.

Zum Beispiel Algerien – und Palästina

Als Beispiel verwies der Bischof auf das nordafrikanische Algerien: «Unsere Bemühungen um den Schutz der Religionsfreiheit in Algerien, wo Kirchen kürzlich von Regierungsbehörden geschlossen wurden, dauern an.» Einige Kirchen seien 2018 wiedereröffnet worden, nachdem die WEA das US-Aussenministerium gebeten hatte, die Situation zu untersuchen. Jedoch seien in den letzten Monaten sechs weitere Kirchen geschlossen worden (Livenet berichtete).

Laut Tendero gibt es aber auch positive Entwicklungen in einigen Ländern, etwa in den palästinensischen Gebieten. «Wir hatten in dieser Woche gerade einen wunderbaren Erfolg, als die Palästinensische Autonomiebehörde der Evangelischen Allianz in Palästina volle Anerkennung gewährte.»

WEA-Treffen in Manila:

Die Weltweite Evangelische Allianz ist in sieben regionale und 129 nationale Allianzen organisiert. Neben Diskussionsrunden, Plenarsitzungen und Arbeitsgruppen steht bei dem Treffen in Manila dieses Jahr auch die Wahl eines neuen Vorstandes der WEA auf der Tagesordnung. Livenet-Gesamtleiter Beat Baumann ist als Vertreter des Global Outreach Day ebenfalls Teil der Konferenz.

Zum Thema:
Efraim Tendero: Evangelische Allianz setzt sich erfolgreich für Religionsfreiheit ein
2020 ist das «Jahr der Bibel»: Bischof Tendero: «Es muss von allen verstanden werden»
«Inspirieren und ausrüsten»: Weltweite Evangelische Allianz eröffnet Umwelt-Zentrum in Bonn

Datum: 12.11.2019
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / idea D

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Im Iran
Viele Christen versammeln sich jeden Abend im Iran, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und das Abendmahl zu nehmen. Im Vergleich zu einmal pro Monat...
Isaak und Abimelech
Evan Thomas hat über 40 Jahre der Versöhnung zwischen lokalen Nachfolgern Jesu im israelisch-palästinensischen Konflikt gewidmet. Er stellt das...
Neuausrichtung
Vreni Müllhaupt ist in einer Bauernfamilie gross geworden. Dass sie einmal Strassenkinder der peruanischen Hauptstadt Lima aufsuchen würde, hatte sie...
In Mikronesien
Ein Missionsflugdienst leistet humanitäre Hilfe im Inselgebiet Mikronesien. Er nimmt aber auch Passagiere an Bord und breitet das Evangelium aus.

Anzeige