Besser als das Highlight

Step up – und mach den nächsten Schritt!

Am PraiseCamp in St. Gallen hat Tabea Nemecek die Jugendlichen motiviert, bei Enttäuschungen dranzubleiben. Livenet sprach mit ihr über ihre eigenen Erfahrungen.

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«Wertvoller als ein intensiver Moment»: Tabea Nemecek.
Livenet: Tabea, kein Leben ohne Enttäuschungen…
Tabea Nemecek: Ja, plötzlich bist du wieder allein, nicht mehr umgeben von 3299 anderen Christen und vielleicht stolperst du, fällst um und machst genau wieder diese Dinge, die du eigentlich nicht mehr tun möchtest. Ich wünsche mir, dass wir eine Generation von «Step-uppern» sind, die nach einer Enttäuschung nicht liegenbleiben, sondern wieder aufstehen und vorwärtsgehen.

Wie bist du selbst im Glauben gewachsen?
Ich merke, wie es in meinem Leben mit Gott einzelne Momente gibt, in denen mir Gott begegnet und eine bewusste Entscheidung von mir fordert. Andererseits gibt es Dinge, die sich stetig entwickeln: Gott redet über längere Zeit zu meinem Herzen, rüttelt daran, so dass ich spüre, dass ich da wachsen soll in vielen kleinen Schritten.

Ins PraiseCamp sind vielleicht manche mit dem Verlangen nach dem grossen Erlebnis oder einem Durchbruch gekommen – damit sie auf einen neuen Level gelangen. Klar, solche Momente kommen vor. Aber eher selten! Wir sollen nicht nur auf diese bombastischen Momente warten, sondern Gott jeden Tag unser Herz hinhalten und ihn daran arbeiten lassen. Manchmal spürt man mehr davon, manchmal weniger. Aber im Nachhinein sehe ich in meinem Leben: Dies ist beinahe wertvoller als ein einziger intensiver Moment…

Was macht Enttäuschungen schwierig?
Enttäuschungen und Fehltritte gehören zum Leben. Das Schwierige daran ist, dass wir der Enttäuschung meist mehr Macht in unserem Leben zusprechen, als sie eigentlich hat. So oft geben wir Enttäuschungen das Recht, uns das Gefühl zu vermitteln, dass Gott mit einem Looser wie mir längst abgeschlossen hat.

Ich glaube, am Wichtigsten ist, dass wir beginnen, über Schwäche und Stolpern zu reden. Es gibt bestimmte christliche Tabu-Themen wie Sexualität, Pornografie, Magersucht, Rauchen etc. Und aufgrund dieser Tabu-Themen und aus Angst vor Urteilen scheuen wir uns, Fehltritte zu bekennen. Dann fressen wir Dinge lieber in uns hinein, sagen sie niemanden – und kapitulieren vor Gott.

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«Über Schwäche und Stolpern reden»: Tabea Nemecek macht Jugendlichen Mut.
Was sollten wir denn tun?
Am Wichtigsten ist es, dass wir unseren Stolz hinter uns lassen und das Schweigen brechen: dass wir reden über die Dinge, die uns immer wieder zu Fall bringen. Jugendliche sind besonders bei diesen Tabu-Themen extrem herausgefordert: in der Schule, in der Lehre, durch das, was Kollegen treiben…

Ich mache Mut: Geh mit dem, was dir Mühe macht, zu Jesus! Dich selber zu verurteilen, bringt nichts. Denn Jesus hat all die Sachen überwunden. Er vergibt uns immer wieder. Auch wenn es unserem Leistungsdenken zuwiderläuft, wenn wir meinen, dass wir etwas ausbaden müssen, statt dass wir uns von Jesus vergeben und befreien lassen. Da sage ich: Bleib nicht stehen, lauf mit deiner Enttäuschung zu Jesus! Er vergibt dir von Herzen gern.

Glaubst du, dass das auf einen Schlag geschieht?
Jesus begegnet uns mit seiner Liebe. Wenn wir sie erleben, sind wir bereit, den Weg zu gehen – auch wenn es mühsam ist. Es geschieht nicht von null auf hundert; du bist nicht gleich da, wo du sein willst. Es braucht Zeit und Heilung. Vielleicht musst du alte Wunden nochmals aufreissen. Aber wenn du weisst und einmal erfahren hast, dass Jesus das Beste für dich will, bist du auch bereit, dich wieder auf den Weg zu machen und ihm alles zuzutrauen.

Heute ist der Groove, dass dir alles geliefert wird, dass du nichts mehr selbst erarbeiten musst. Aber im Leben fordert Gott auch einen Beitrag von uns. Du musst dich entscheiden, wieder aufzustehen und dich auf den Weg zu machen. Das meine ich nicht im Sinn des Leistungsdenkens: dass du noch mehr für Jesus machen sollst. Für mich war es ein mega Erlebnis, Gnade zu erfahren. Wenn wir Gnade richtig verstehen, kommen wir ins Gleichgewicht, wo wir sehen, was wir beizutragen haben – die Bibel redet von Kampf –, und dabei das empfangen, was Jesus uns schenkt.

Wie kamst du dazu, für den Bibellesebund zu arbeiten?
Ein Kollege hat mich angefragt. Lange lehnte ich es ab, voll in die Christenwelt einzusteigen.

Warum?
Weil ich nicht Bünzli-Christ sein will. Ich habe Profi-Christen beobachtet, die sich irgendwie von der Aussenwelt abschotten. Das wollte und will ich nicht. Zwar hatte ich schon lange den Wunsch, meine Zeit ins Reich Gottes zu investieren – aber Kollegen verlieren und mich noch weiter vom normalen Leben entfernen? Ich machte verschiedene Dinge, arbeitete als Nanny – bis ich merkte, dass Gott mich wirklich in diese Aufgabe ruft. Es ist genial und bis jetzt fühle ich mich nicht als Bünzli-Christ.

Tabea Nemecek (21) lebt in Zürich, studiert Theologie am ISTL und arbeitet beim Bibellesebund für :b live, um Jugendliche zum Bibellesen zu animieren.

Zum Thema:
Bericht vom PraiseCamp 2012

Datum: 24.01.2013
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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