Das Referendum steht: Über 70'000 Unterschriften eingereicht
Das Referendum gegen die Ausweitung des Diskriminierungsartikels im
Strafgesetzbuch kommt zustande. Über 70'000 beglaubigte Unterschriften
wurden vor Ablauf der Sammelfrist bei der Bundeskanzlei eingereicht.
Nötig wären 50 000. Es geht um Diskriminierung aufgrund der sexuellen
Orientierung.
Samuel Kullmann erklärte als Sprecher des Referendumskomitees, was mit der Gesetzesänderung auf dem Spiel steht.
Mit einer symbolischen Aktion machte das Komitee darauf aufmerksam, dass die vom Parlament beschlossene Gesetzesänderung
das Grundrecht auf freie Meinungsäusserung bedrohe. Dazu gehöre die
Möglichkeit sachlicher Kritik an Lebenshaltungen. Die Komitee-Mitglieder
hatten sich ein Zensur-Klebeband über den Mund geklebt.
Toleranz als Anpassung an das politisch Korrekte
Das Referendumskomitee betonte, dass gleichgeschlechtlich empfindende
Menschen gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft seien. Hass und
Diskriminierungen, das heisst ungerechtfertigte Ungleichbehandlungen,
dürften nicht toleriert werden. Aber: «Der Begriff der Toleranz bedeutet
zunehmend weniger die Freiheit, andere Standpunkte stehen zu lassen,
sondern den Druck, eigene Überzeugungen an das anzupassen, was von
Meinungsführern als 'politisch korrekt' bezeichnet wird», begründete
Mediensprecher Samuel Kullmann das Anliegen des überparteilichen
Komitees «Nein zu diesem Zensurgesetz!». Das Komitee habe feststellen
müssen, dass die Anwendung ähnlicher Gesetze in anderen Ländern immer
wieder zu einer unverhältnismässigen Einschränkung anderer Grundrechte
geführt habe. «Redefreiheit ist die Luft einer offenen Gesellschaft, der
Lebenssaft einer Demokratie», schloss Kullmann sein Kurzreferat mit
einem Zitat von Prof. Timothy Garton Ash.
Freie Diskussion auch zur «Ehe für alle» nötig
Mit dem Referendum eröffne sich nun die Möglichkeit, tiefer über die
Notwendigkeit eines speziellen Schutzes aufgrund der sexuellen
Orientierung nachzudenken, blickte der französischsprachige Sprecher
Marc Früh voraus. «Das Sexual-Leben ist sehr wichtig.» Es habe höchste
Priorität, dass entsprechende Themen angegangen werden könnten, ohne
strafrechtliche Verfolgung befürchten zu müssen. Aus Sicht des
Komitee-Mitglieds Käthi Kaufmann ist die freie Diskussionsmöglichkeit
gerade angesichts der politischen Debatte über die «Ehe für alle»
wichtig.
Co-Präsident Hans Moser (EDU) sieht nach dem erfolgreichen
Schlussspurt bei der Sammlung «mit frischem Mut» auf den kommenden
Abstimmungskampf.