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Der Pastor, Gemeindeberater und Coach Lothar Krauss sprach auf dem Christival in Erfurt zu jungen Leuten über das Thema Leitung. Im Format eines TED-Talks entfaltete er ein Feuerwerk an Gedanken über die für ihn wichtigsten Prinzipien.
Es gibt Rednerinnen und Redner, die kann man sich anhören, wenn man Zeit und Lust dazu hat. Und es gibt solche, die muss man hören – einfach, weil sie etwas zu sagen haben. Zu Letzteren gehört Lothar Krauss. Der ehemalige Pastor der «Kirche im Brauhaus» und jetzige Pastor der Viva Kirche Mannheim schreibt seit Jahren in seinem «Leiterblog» zu unterschiedlichsten Leitungsthemen. Auf dem Christival fasste er seine wichtigsten Erkenntnisse in zehn Punkten zusammen, weil er davon überzeugt ist, dass Gott mit vielen der Anwesenden «Geschichte schreiben» will.
Leitung ist für Krauss schon deshalb erforderlich, weil eine komplexer werdende Welt erhöhten Steuerungsbedarf hat. Dafür ist Leitung nötig, also das Ausüben von Einfluss. Wichtig dabei sind ihm die folgenden Prinzipien:
Alles Leiten ist abgeleitetes Leiten. Gott selbst ist die Quelle jeder guten Leitung und zeigt, wie dadurch das Leben zum Blühen kommt. Manche denken, dass Leitung nichts mit Glauben zu tun hätte, sondern eine Managementtechnik wäre, doch schon Paulus stellt nicht nur fürs Leiten einen direkten Bezug zu Gott her, wenn er unterstreicht: «Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge» (Römer, Kapitel 11, Vers 36). Wenn einer auch in diesem Bereich Experte ist, dann ist es Gott, und wer bei ihm andockt, lernt Leiten – auch ausserhalb von Gemeinde.
Jede Leitungsperson muss im Kern ein Jünger sein. Tatsächlich hängen viele Leitungsprobleme nicht nur im christlichen Umfeld damit zusammen, wem Leiter selbst nachfolgen. Wenn jemand die Gebote und Massstäbe von Jesus als verbindlichen Rahmen ernst nimmt, dann stellen sich zum Beispiel Fragen wie die nach Machtmissbrauch nicht. Wenn ein christlicher Leiter dagegen kein Nachfolger ist, können mit der Zeit grosse Probleme in seinem Leben heranwachsen. Dieses Prinzip zieht sich durch Kirche, Wirtschaft und Politik: Eine gute Führungskraft befindet sich in der Nachfolge von Jesus Christus.
Charakter ist, was ein Mensch im Dunkeln ist (D. L. Moody, Evangelist). Wer in der Schule oder Uni gut vorbereitet in Prüfungen geht, kann dabei gelassen bleiben. Doch wie bereitet man sich auf die Prüfungen des Lebens vor? Tatsächlich gehören solche Prüfungen für alle Christen zur Nachfolge dazu. Während junge Leitende sich bei ihrer Arbeit zunächst auf ihre Leistung fokussieren, werden später Charakterfragen wichtiger: Wer bin ich geworden? Wer bin ich, wenn mich niemand sieht?
Dass diese Fragen keine Randfragen sind, wird spätestens dann deutlich, wenn man berühmte geistliche Leiter von Bill Hybels bis Carl Lentz ansieht und sich fragt, warum ihr Dienst gescheitert ist. Dies lag nie an fehlender Begabung oder Performance: Es lag an Charakterfragen – unter anderem denjenigen, die die Bibel als «Frucht des Geistes» anspricht.
Vertrauen ist die Währung des Leiters. Wer Vertrauen verspielt, dem werden andere Menschen Leitung kaum noch zutrauen und sich ihm nicht mehr anvertrauen. «Es braucht oft Jahre, um Vertrauen aufzubauen, aber nur Sekunden, um es zu zerstören», ist ein geflügeltes Wort dazu. Tatsächlich durchzieht die Notwendigkeit des Vertrauens die Leitungsarbeit von Jungscharmitarbeitern über Geschäftsführer bis hin zu Pastoren. Ist dieses Vertrauen einmal verloren, muss es mühsam wieder aufgebaut werden – und es lässt sich durch kein Talent der Welt ersetzen.
Der Fokus guter Leitung liegt auf dem anderen. Die Aufgabe von Führungskräften ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Leben florieren kann. Eugene Peterson drückt das in seiner Bibelübertragung «The Message» von 1. Thessalonicher, Kapitel 5, Vers 15 folgendermassen aus: «Look for the best in each other and always do your best to bring it out.» (Halte nach dem Besten im anderen Ausschau und tue dein Bestes, um sein Bestes hervorzubringen.) Wenn jemand auf diese Weise Verantwortung übernimmt, blühen Gemeinden auf.
Dabei geht es weder darum, ein grosser Leiter zu sein, noch grosse Visionen zu haben: Es geht um Gott, der einen Plan für seine Kirchen und Gemeinden hat. Wer nach diesem Plan fragt und das Beste im anderen entfalten möchte, der wird fast unvermeidlich Wachstum erleben. Das ist der Fokus von Leitung.
Dies ist der erste Teil der 10 Top-Prinzipien guter Leitung; den zweiten Teil können Sie hier lesen. Auf seinem Leiterblog will Lothar Krauss ab Herbst 22 eine
ausführlichere Version dieser hier nur verkürzt dargestellten Prinzipien samt
Arbeitsblättern zur Verfügung stellen. Auf seinem Blog coacht und begleitet er zudem einige Leiter während jeweils eines Jahres.
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