Mohammed El-Halabi

Ein Maulwurf der Hamas in christlichem Hilfswerk?

Die Anklage gegen den Gaza-Direktor und die Vorwürfe des israelischen Geheimdienstes Shin Bet gegen ihn haben World Vision schockiert. Zwar sind die Vorwürfe gegen El-Halabi noch nicht belegt, aber sie wirbeln trotzdem Staub auf.

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Mohammed El-Halabi
Der Gaza-Projektleiter des internationalen christlichen Hilfswerks soll der Hamas seit 2010 jährlich 7,2 Mio. Dollar zugespielt haben, die laut dem Israelischen Geheimdienst Shin Bet auch für Waffenkäufe und den Bau von Tunnels eingesetzt worden sein sollen. El-Halabi und auch die Hamas weisen die Vorwürfe zurück. Der Berichterstatter der NZZ wundert sich, dass Shin Bet die detaillierten Vorwürfe ohne Rücksicht auf die übliche Geheimhaltung so offen darlegt. Auch das Aussenministerium bekräftigt die Vorwürfe, was anzeigt, dass hier die Politik mitspielt.

Auch Gelder aus der Schweiz fehlgeleitet?

Negative Berichte über ein Hilfswerk haben meistens Auswirkungen auf den Spendeneingang, weil sie das Vertrauen der Spender erschüttern. Im Fall des Gaza-Projektleiters El-Halabi, dem in Beersheba der Prozess gemacht wird, ist dabei von Belang, dass in den letzten zehn Jahren auch 150'000 Dollar aus der Schweiz nach Gaza geflossen sind. Verständlich, dass World Vision Schweiz jetzt sehr daran interessiert ist, ob das Geld dem Zweck entsprechend eingesetzt worden ist, wie World-Vision-Schweiz-Mediensprecher Heinz Mazenauer bekräftigt. Er verweist auch auf die detaillierten Vorgaben und Kontrollen beim Mitteleinsatz und den strengen Richtlinien bei der Mitarbeiterrekrutierung. Er räumt aber auch ein, dass in Krisengebieten oft besondere Bedingungen herrschen, welche die Kontrollen erschweren, was auch NZZ-Korrespondent Ulrich Schmid bestätigt: «Es gibt schlicht keine Krisenregion, in der nicht zu hören ist, Hilfsgelder würden konfisziert, gestohlen und verkauft, und mit dem Geld würden Waffen beschafft.»

Von Hamas infiltriert?

Auch der Vorwurf, die Hamas habe World Vision mit El-Halabi infiltriert, der als verdeckter Agent zu World Vision gekommen sei, stammt von Shin Bet. Ein Geheimdienstbeamter entlastete allerdings World Vision und gestand dem Hilfswerk zu, sicher nicht wissentlich mit der Hamas kollaboriert zu haben. Dass es seit der Verhaftung von El-Halabi zwei Monate bis zur Anklageerhebung gedauert habe, deutet im übrigen darauf hin, dass die Anklage möglicherweise auf schwachen Füssen steht. World Vision wünscht jedenfalls einen fairen Prozess. Für NZZ-Korrespondent Ulrich Schmid ist die Verurteilung El-Halabis noch keine ausgemachte Sache. Er verweist auf die hohe Qualität und Unbestechlichkeit der israelischen Justiz.

Heinz Mazenauer von World Vision Schweiz verweist darauf, dass World Vision International sich intensiv mit dem Vorfall befasst und informieren wird, sobald gesicherte Erkenntnisse vorliegen. Das Ziel der Organisation bleibe, den Ärmsten der Armen zu helfen.

Für eine Vorverurteilung des angeklagten Gaza-Projektleiters ist es nach Auswertung der bisherigen Fakten jedenfalls zu früh.

Zum Thema:
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Datum: 08.08.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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