Tourismus in Israel – Gibt es das noch?

Im diesem Frühjahr besuchte eine christliche Reisegruppe das Heilige Land, im April, genau während dem 2. Golfkrieg. Sie fand ein Land vor, das gängigen Medienklischees völlig widersprach. Der folgenden Reportage einer Teilnehmerin ist nichts von einer bedrohlichen Lage im Land abzuspüren; dafür sehr viel von einer Liebe zu Israel und seinen Menschen. Die Reiseleitung hatte das Ehepaar Wilhelm und Johanna Pahls vom christlichen Werk "Bruderhand" in Deutschland.

In Zürich und Frankfurt hatte unsere Gruppe das Flugzeug bestiegen. In Tel Aviv wurden wir wenig später mit einem herzlichen „Shalom“ und mit Blumen begrüsst. Jeder Teilnehmer bekam bei diesem äusserst liebenswürdigen Empfang ein kleines Geschenk überreicht. Israel ist dankbar ist für jeden einzelnen Touristen.

Am nächsten Morgen fuhr uns der Carchauffeur nach Cäsarea, den Regierungssitz von Pontius Pilatus. Der Palast lag direkt am Mittelmeer; er muss wunderschön gewesen sein! Das Singteam unserer Gruppe trug im Theater ein Lied vor, begleitet von Gitarren. Erstaunlich, wie man auch heute noch auf den obersten Plätzen jedes Wort verstehen konnte. Besonders beeindruckend war der Aquädukt. Mit 1 Zentimeter Gefälle auf 100 Meter Leitung transportierte er das Wasser weiter.

Auf einer früheren Reise hatte ich Israel in einem trockenen Herbst erlebt, wo alles braun und öde war. Jetzt kam ich aus dem Staunen kaum mehr heraus, als wir durch die Sharon-Ebene Richtung Carmel-Gebirge fuhren. „Carmel“ heisst übersetzt „Gottes Weingarten“, und das nicht zu Unrecht, ist diese Gegend doch unter Weinkennern ein Begriff. Überall grünte und blühte es, ein wahrer Augenschmaus. In Haifa überraschte uns unser israelische Reiseleiter Pauli Ron, der uns viel über die Geschichte Israels informiert hat und viel über Land und Leute berichtete, indem er die ganze Gruppe zu sich nach Hause einlud, wo seine Frau – sie heisst Carmela ... – mit Kaffee und Kuchen auf uns wartete. Von seiner Wohnung aus hatten wir einen fantastischen Blick über die wunderschöne Stadt.

Weiter gings zum See Genezareth.
Israel ist im vergangenen Winter mit unglaublich viel Wasser gesegnet worden. Als ich den See Genezareth das letzte Mal sah, war er in einem erbärmlichen Zustand. Doch jetzt war der Wasserstand um rund vier Meter gestiegen. Er reichte wieder bis zum wunderschönen Kibbuz-Gästehaus Ma-agan (Eden).

Am nächsten Tag besuchten wir in Tiberias zunächst eine messianisch-jüdische Gemeinde und erlebten die grosse Freude der Einheimischen, wenn sie Touristen sehen. Vom Berg Arbel aus tat sich danach ein wunderschöner Blick auf den See Genezareth auf. Den Abstieg wollten wir zu Fuss unternehmen; darum war zwischendurch Klettern angesagt. Alle kamen heil unten an, wo der Bus schon auf uns wartete.

An Migdal vorbei, dem Heimatort von Maria Magdalena, ging es weiter zum Berg der Seligpreisungen. Die dortige Kirche der Seligpreisungen ist achteckig gebaut, weil es acht Seligpreisungen gibt. Etwas unterhalb von ihr las Wilhelm Pahls die Bergpredigt vor. Die Akustik dort ist genial; fast wie in einem Amphitheater. Es war fast unglaublich, wie gut man jedes Wort verstand, und wir konnten uns gut vorstellen, dass Jesus hier zu mehreren tausend Menschen sprechen konnte und von allen gut verstanden wurde, alles ohne Mikrofon oder Lautsprecher.

Als nächstes standen die Golanhöhen auf dem Programm. Wir konnten es nun mit eigenen Augen sehen, wie wichtig dieses Gebiet für Israel ist. Einmal in Feindeshand, wird alles, was sich um den See herum bewegt, zur einer möglichen Zielscheibe für Angriffe. In der dortigen Kibbuz-Siedlung machte ein jüdischer Siedler aus der Schweiz mit uns einen Rundgang und zeigte uns voller Stolz seine Kuhställe und die Melkanlage, die er betreut. Zu guter Letzt durften wir noch die feine Milch probieren, die bis nach Jerusalem geliefert wird.

In einem nachgebauten antiken Boot genossen wir am Abend noch eine herrliche Schiff-Fahrt auf dem See Genezareth. Mit so einem Schiff könnte Petrus früher gefischt haben.

Weiter gings nach Banias, zu einer der drei Jordanquellen. Für die Israeli selbst war dieser Ort im April 2003 eine riesige Attraktion. Nur selten bekommen sie soviel Wasser zu Gesicht. Hier in Cäsarea Philippi, wie der Ort früher genannt wurde, erkannte Petrus Jesus als Messias, und Petrus wurden die Schlüssel des Reiches Gottes versprochen (Matthäus 16.13ff).

Am nächsten Tag wäre eigentlich ein freier Tag gewesen, aber wir entschlossen uns, nach Nazareth zu fahren, wo Jesus aufgewachsen ist. Nach dem Besuch der Verkündigungskirche schlenderten wir gemütlich durch den orientalischen Markt.
In Gan Haschloscha (Sachne) setzte uns dann unser Reiseführer ab. Er ging für uns Essen kaufen, während wir uns in den Naturwasserbecken erfrischten – ein paradiesischer Naturpark, den man einfach gesehen haben muss, wenn man nach Israel reist. Landschaftlich ganz anders zeigte sich das bizarre Jordantal. Vorbei an Jericho erreichten wir Qumran, wo vor rund 50 Jahren die wohl grösste archäologische Entdeckung des letzten Jahrhunderts gemacht wurde: die berühmten Schriftrollen.

Dann endlich war es soweit. Der Höhepunkt jeder Israelreise stand bevor: Wir fuhren nach Jerusalem hinauf. Auch wenn die Sicht leider nicht sehr gut, weil der starke Wind viel Staub in die Luft gewirbelt hatte, trübte das doch unsere Freude nicht. Vor dem Garten Gethsemane (auf deutsch Olivenpresse) machten wir erste Bekanntschaften mit Strassenhändlern. Sie wollten uns ihre Poster und aus Olivenholz geschnitzte Kamele verkaufen. Und hinter den Mauern des Gartens bestaunten wir tatsächlich uralte Olivenbäume, schauten uns die Kirche der Todesangst an (vgl. Matthäus 26,36ff) und sahen direkt an das gegenüberliegende Goldene Tor der Stadtmauer. Durch dieses Tor kam Jesus am Palmsonntag in die Stadt geritten.
Es folgte die Fahrt zum einzigen Kibbuzhotel in Jerusalem, dem Ramat Rachel, mit herrlichem Blick auf Bethlehem.

Vom prächtigen zweiten Tempel gibt es nur ein einziges Überbleibsel: die Klagemauer. Sie ist eigentlich ein Teil seiner früheren Stützmauer. Im Tunnel unter der Klagemauer konnten wir die gewaltigen Steinquader bewundern, die Herodes zum Bau der Mauern hatte verwenden lassen. Die Via Dolorosa führte uns anschliessend in die Altstadt und zu einem lockeren Basarbesuch.

In Jerusalem gibt es zwei Orte, von den man vermutet, dass Jesus dort gekreuzigt worden ist. Der eine ist in der heutigen Altstadt, wo heute eine gigantische Kirche steht. Der zweite Platz ist etwas ausserhalb. Der Felsen dort hat tatsächlich die Form eines Schädels. Ganz in der Nähe befindet sich ein noch intaktes Gartengrab. Sogar die Rille ist noch zu erkennen, in der der Stein zum Verschliessen des Grabes stand. Das Felsengrab hat eine Tür. Natürlich ist sie neueren Datums. Auf der Tür steht geschrieben: HE IS NOT HERE FOR HE IS RISEN. Wie wahr!

Am nächsten Tag dann jedoch eine Enttäuschung: Das Museum Schrein des Buches war wegen Umbau geschlossen. Das ist ein Teil des Israelsmuseums, worin die Schriftrollen, die am Toten Meer gefunden wurden, aufbewahrt sind und gezeigt werden. So besichtigten die Menorah im Regierungsviertel von Jerusalem und besuchten danach Yad Vashem, die Gedenkstätte des Holocausts.
Manch einer trat mit feuchten Augen aus dem Raum, in dem tausend Lichter brannten und wo Namen, Alter und Wohnort einzelner Kinder genannt wurden, die im Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen, nur weil sie Juden waren.

Am darauf folgenden Tag fuhren wir durch die Judäische Wüste zum Toten Meer. Unterwegs gab es noch eine kurze Wanderung über die Rampe nach Massada. Die Festung Massada am Toten Meer war der Winterwohnsitz des Königs Herodes. Die Stätte gilt als Nationalheiligtum, weil dort die Juden in fast übermenschlicher Weise unglaublich lange den Römern widerstanden haben. Hier genossen wir einen einzigartigen Blick über die Wüstenlandschaft, soweit die staubige Luft es uns erlaubte.

Wie ein Korken schwimmt, das durften wir beim Baden im Toten Meer erleben. Es war für alle ein Erlebnis, und die meisten liessen es sich auch nicht nehmen, sich auch tüchtig mit Schlamm einzureiben.

Danach teilte sich unsere Gruppe auf: Die eine Hälfte fuhr nach Jordanien, die übrigen fünf auf direktem Weg durch die Wüste Negev nach Eilat, um sich die Zeit mit Badengehen, Schnorcheln, Shoppen und Faulenzen zu vertreiben. Unterwasser-Observatorium gab es einen Rollentausch. Ausnahmsweise waren wir es, die sich im "Aquarium" befanden, und die Fische bewegten sich in der Freiheit. Durch eine dicke Glasscheibe hindurch konnten wir die herrliche Unterwasserwelt des Roten Meeres bewundern: herrliche Korallenriffe und fantastisch farbige Fische.

Alles hat ein Ende, auch die schönsten und friedlichsten Ferien. Nach zwei wunderbaren Wochen mussten wir wieder Abschied nehmen von diesem so beeindruckenden und abwechslungsreichen Land.

Die ganze Zeit über sahen wir nur wenig Militär, und von Unruhen haben wir absolut nichts bemerkt. Das war auch bei meiner letzten Reise im November 2001 schon der Fall. Israel ist so gefahrlos zu bereisen wie manch anderes Land auch – ausser dass man kaum sonst wo so herzlich empfangen wird wie hier. Und wer erst 'mal die Orte gesehen, die in der Bibel erwähnt werden, selber gesehen hat, wird seine Bibel ganz anders lesen.
Schon am Tag meiner Heimreise wusste ich: Ich werde wieder hingehen, hierher, in das heilige Land.

Reisen nach Jerusalem?

Die anhaltenden Spannungen mit militanten Arabern haben den Besucherstrom nach Israel praktisch zum Erliegen gebracht. Medienberichte, die vor allem diese gewalttätige Seite betonen, haben diese Tendenz weiter verstärkt und viele Ausländer verschüchtert. Der Alltag in Israel zeigt oft ein anderes Gesicht, wie diese Reportage belegt.

Freundschafts- und Solidaritätsreise nach Israel setzen in dieser Zeit ein markantes Gegenzeichen und zeugen von gelebter Solidarität mit den Juden. Christliche geführte Reisen bietet u.a. das Werk Bruderhand (www.bruderhand.de) oder amzi (Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel) www.amzi.org/deutsch/aktuell/reisen/reisen.html an. Allgemeine Auskunft über Israelreisen kann man über www.kultour.ch einholen. Die Mail-Adresse der Verfasserin lautet regulinski@jesus.ch

Autorin: Regula Rüttimann
Fotos: M. Müller, P. Ron, R.Rüttimann

Gebet

Herr, gnädiger Herr, ich habe Sehnsucht nach Jerusalem. Nach der hochgebauten Stadt im Himmel, aber auch nach der Felsenstadt drüben in Israel.
- Am Jakobsbrunnen würde ich versuchen zu träumen von der Leiter, die bis in den Himmel reicht.
- Am See Genezareth sitzen, die Bergpredigt ganz langsam vor mich hin sagen; das Wunder erleben mit der Speisung der fünftausend Mann…
- Dann nach Jerusalem hinaufgehen, mitjubeln, wenn der König der Ehren einzieht.

Herr, vor dem Palast des Pilatus stehen und schreien: Nein, nein, nicht den, nicht den, der ist unschuldig – den Barabbas, den Barabbas – oder besser keinen.
- Und an Ostern: Er ist auferstanden! Und jubeln und jubeln – tanzen und klatschen: Er ist auferstanden, er ist auferstanden.

Herr, ich möchte das irdische Jerusalem sehen, über das Land gehen, über das Jesus ging; alle seine Orte sehen, die Stätten seiner Wundern und Predigten: Jesus von Nazareth, Christus der Ewigkeit!

Herr, ich möchte das irdische Jerusalem sehen – und das himmlische!
Amen.

Gebet aus Afrika

Datum: 06.03.2004

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