Gerade vier Monate nach der Eröffnung der
paraguayischen Botschaft in Jerusalem hat der neue Präsident Mario Abdo Benítez
die Entscheidung rückgängig gemacht. Dadurch solle der Frieden zwischen Israel
und Palästina ermöglicht werden. Die Reaktionen sind drastisch.
Mario Abdo Benítez
Nachdem die USA ihre Botschaft
in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegten und Rumänien eine Verlegung zur
Unterstützung Israels prüfte, zog auch Paraguays Botschaft im Mai nach
Jerusalem. Es war eine der letzten Entscheidungen, die der Ex-Präsident des
südamerikanischen Landes, Horacio Cartes, machte. Und als einer der ersten
Schritte seines Nachfolgers Mario Abdo Benítez wurde die Entscheidung am
vergangenen Mittwoch nun rückgängig gemacht. Es ginge ihm um den Frieden
zwischen Israel und Palästina, der nur so ermöglicht werden könne. «Paraguay
ist ein Land der Prinzipien. Der Sinn der angekündigten Entscheidung ist, dass
die Völker Israel und Palästina weitreichenden, gerechten und anhaltenden
Frieden erreichen. Wir werden immer das internationale Recht respektieren»,
erklärte Präsident Benítez über Twitter.
Applaus der Arabischen Liga
Die Reaktionen auf diese
Entscheidung waren divers und weitreichend: Im Nahen Osten applaudierten die
Mitglieder der Arabischen Liga zu der Entscheidung. Saeed Abu Ali, Assistent
der Leitung Palästinischer Angelegenheiten der Liga, erklärte, diese
Entscheidung müsse anderen Ländern als Vorbild dienen. Palästinas
Aussenminister Riyad Malki, der vor zwei
Wochen beim Besuch in Paraguay die Rückverlegung der Botschaft gefordert hatte,
kündigte an, eine diplomatische Vertretung im südamerikanischen Land zu
eröffnen.
«Verrat» und Schliessung der israelischen
Botschaft
Ex-Präsident Horacio Cartes mit Netanyahu bei Botschaftseröffnung
Paraguays Ex-Präsident
Cartes dagegen sprach von Verrat am paraguayischen Volk und an der Freundschaft
zwischen Paraguay und Israel und drohte mit den Worten: «Jedes Volk, das
Israel den Rücken gezeigt hat, musste dies teuer bezahlen». Ein Teil dieses
Preises wurde auch sofort von Israels Seite her deutlich: Ministerpräsident
Netanyahu kündigte umgehend die Schliessung der israelischen Botschaft in
Paraguay an. «Israel sieht die ausserordentliche Entscheidung Paraguays als
sehr ernst an, die Beziehungen zwischen Ländern zu trüben», schrieb er auf
Twitter.
Evangelische Kirche: «Entscheidung respektieren»
Auch die evangelischen
Kirchen von Paraguay äusserten sich zu dem Thema, allerdings anders als
vielleicht erwartet. In einer Erklärung der Vereinigung Evangelischer Kirchen
Paraguays (ASIEP) werden die Christen des Landes aufgefordert, nicht zu
protestieren und die polemische Entscheidung zu akzeptieren. «Wenn wir den
Lehren der Bibel konsequent folgen wollen, müssen wir die Entscheidungen, die
unsere Autoritäten machen, respektieren und akzeptieren, egal ob wir mit ihnen
übereinstimmen oder nicht.»
Allerdings wünschen sich
die Pastoren der ASIEP, dass das Thema weiter diskutiert wird und sie in diese
Diskussion mit eingebunden werden, da «die verursachten Spannungen zwischen den
beiden Regierungen nicht nur politisch, sondern auch religiös geprägt sind.
Deshalb sollte die Nationalregierung beide Akteure (politische und religiöse)
des Landes miteinbeziehen, um miteinander zu sprechen und einen Konsens zu dem
Punkt zu suchen.»