Durch Dorf-Entwicklung entstehen christliche Gemeinden
Durch die Arbeit von
«Inter-Mission» erhalten Kinder eine Bildung in Dorfschulen und später eine
Ausbildung. Das Schweizer Werk hilft bei der Entwicklung von
Dorfgemeinschaften. Oft entstehen dadurch lokale, christliche Gemeinden. P. Beyeler, Geschäftsführer
Inter-Mission Schweiz, im Interview mit Livenet.
Inter-Mission setzt sich in Indien für Schulbildung ein.
Livenet: P. Beyeler, was
sind die Schwerpunkte von «Inter-Mission»?
P. Beyeler: Der Schwerpunkt der Inter-Mission liegt
besonders auf der Arbeit für Kinder. Wir unterstützen sehr viele
Ausbildungsprojekte. Dazu gehören Dorfschulen, aber auch weiterführende
Angebote wie die technische Fachhochschule, Lehrlingsausbildung oder Krankenschwesternschulen.
Wir unterhalten auch Kinderheime und Projekte für die Entwicklung von ganzen
Dorfgemeinschaften. In all diesen Projekten legen wir grossen Wert auf die
ganzheitliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie sollen durch eine solide
Ausbildung gut auf ihr Leben vorbereitet werden, speziell auf das Berufsleben.
Es ist uns sehr wichtig, dass sie während der Zeit, in der sie in unseren
Projekten sind, den Glauben an Jesus Christus kennenlernen, beispielsweise durch
biblische Geschichten und durch Vorbilder, die sie erleben.
Sie bieten
verschiedene Möglichkeiten für Kurzeinsätze. Wie sehen diese aus? Wer kann
alles mitmachen?
Wir bieten Praktikumseinsätze in Indien an. Wir haben
dort verschiedene Partnerwerke, bei denen solche Einsätze möglich sind. Etwas
speziell ist, dass sich unser Angebot eher an Volontäre richtet, die eine
gewisse Selbständigkeit mitbringen. Ich meine damit, dass wir keine längeren
Vorbereitungskurse hier in der Schweiz anbieten und auch die Betreuung vor Ort
nicht von Schweizer Mitarbeitern erfolgt, sondern durch einheimische
Mitarbeiter unserer Partnermission. Wer flexibel ist und Freude hat an einer
Arbeit in einer völlig anderen Kultur, ist jederzeit herzlich willkommen zu
einem Vorgespräch. Je nach zeitlichen Möglichkeiten sowie beruflichen und
sonstigen Fähigkeiten, stellen wir ein individuelles Programm zusammen.
Sie fördern unter
anderem Dorfentwicklung. Was kann man sich darunter vorstellen?
Dorfentwicklungsprojekte unterstützen wir vor allem in
Indien und seit kurzem ein kleines Projekt in Brasilien. Ein besonderes
Augenmerk wird hierbei auf Kinder gelegt, denen wir eine Schulbildung
ermöglichen. Beispielsweise indem wir Hausaufgabenhilfe anbieten, Schulbücher
und – wie in Indien üblich – Schuluniformen abgeben. Wo dies sinnvoll ist,
bietet die Schule den Kindern auch eine oder zwei Mahlzeiten pro Tag an. Dazu
kommen medizinische Hilfe durch mobile Kliniken, Kurse auch für Erwachsene,
beispielsweise für Alphabetisierung oder zu Gesundheitsthemen. In einer
weiteren Phase sind Massnahmen zur Schaffung von Einkommen sinnvoll. Auch hier
legen wir viel Wert darauf, dass der christliche Glaube gefördert wird. So
entstehen an diesen Orten oft lokale christliche Gemeinden, was wir sehr
begrüssen.
Gibt es Menschen,
denen die «Inter-Mission» früher geholfen hat, die nun selbst bei Ihnen
mitarbeiten?
Wir sind dankbar, dass
wir auf diverse Geschichten der letzten 50 Jahre zurückblicken können, in denen
wir tolle Entwicklungen von Menschen sahen, denen ein aussichtsloses Leben
bevorstand. In unserem zweimonatlichen Rundbrief, den wir den
Freunden der Inter-Mission verschicken, werden oft solche Lebensberichte
aufgezeigt.
Robert aus Indien
Aus den
Dorfentwicklungsprojekten gibt es zurzeit noch nicht so viele gelungene
Beispiele, weil diese Projekte noch nicht so lange am Laufen sind. Aber sehr
viele ehemalige Heimkinder wurden Lehrer oder Krankenschwestern, manche auch
Pastoren oder Heimleiter. Ein besonders schönes Beispiel ist Robert, der in
einem Heim der Inter-Mission aufgewachsen ist. Er hat später Pharmazie studiert
und verschiedene Weiterbildungen absolviert. Heute arbeitet er in der Leitung
eines Spitals und hat eine Tagesstätte und Therapiestation für behinderte
Kinder aufgebaut. Er ist auf dieses Thema gestossen, weil sein eigener Sohn an
zerebraler Kinderlähmung leidet.
Zahlreiche ehemalige
Schüler oder Heimkinder der Inter-Mission arbeiten bei Firmen der
Technologiebranche oder bei internationalen Konzernen, die vor allem in den
Städten und in Südindien eine Niederlassung aufgebaut haben.
Was bewegt Sie
persönlich besonders an Ihrer Arbeit?
In der Schweiz arbeiten alle ehrenamtlich. Wir sind
ein gutes Team mit einem Dutzend Vorstandsmitglieder, die meisten davon sind
Fachleute wie Ökonomen, Juristen, Pädagogen, Ingenieure und Theologen. Besonders
spannend finde ich, dass wir neben unserer normalen Berufstätigkeit und unserem
Engagement in Familie und Gemeinde eine so vielfältige und sinnvolle Arbeit
unterstützen und mitgestalten können. Höhepunkte sind natürlich, wenn uns
Leiter der Werke in der Schweiz besuchen oder wenn wir die Gelegenheit haben,
die Projekte direkt vor Ort anzuschauen.
Es berührt mich immer wieder zu sehen, mit wie viel
Begeisterung und Engagement die Leiter und Mitarbeiter in den Partnermissionen
ihre Arbeit machen und dabei sehr viel mit Gott erleben, weil sie ihm Vertrauen
und weil sie ihre Entscheidungen im Gebet vorbereiten. In diesen Dingen sind
sie mir Vorbilder.
Eindrücklich ist auch zu sehen, wie man mit
vergleichsweise wenig finanziellen Mitteln sehr viel erreichen kann. So kann
beispielsweise durch die Inter-Mission alleine in Bihar, dem ärmsten indischen
Bundesstaat, über 20'000 Kindern ein Schulbesuch ermöglicht werden.
Nelson aus Indien
Können Sie ein, zwei
Lebensgeschichten mit uns teilen, bei denen Menschen durch Ihre Arbeit
verändert worden sind?
Nelson studiert im ersten Jahr Maschinenbau an der
Polytechnischen Fachhochschule, die dank einem Spender der Inter-Mission, eines
Schweizer Geschäftsmannes, errichtet werden konnte.
Als er eintrat, hatte er mit seinem Studium zu kämpfen
und hatte schwere Bedenken, wie er es wohl abschliessen könnte und wollte es
abbrechen. Jeden Morgen findet an der Fachhochschule eine Versammlung mit einer
biblischen Botschaft statt. Dadurch wurde Nelson sehr motiviert. Er setzte sein
Studium fort und arbeitete hart. Schliesslich hat er das erste Semester mit
einer sehr guten Note bestanden. Er ist überzeugt und stolz darauf, dass er an
einer der besten Fachhochschulen von Bihar studiert und weiss, dass er nach
Abschluss der Ausbildung problemlos eine gute Stelle finden wird.
Besonders eindrückliche Beispiele finden sich in einem
Buch, das in diesen Tagen erschienen ist. Augustine Jebakumar, der Gründer und
Leiter von GEMS, eines unserer wichtigsten Partnerwerke in Indien, berichtet
sehr anschaulich in «Glauben. Lieben. Ernten» über seine Berufung und über die Entstehung dieses
Missionswerks mit mittlerweile mehreren tausend Mitarbeitern. Es ist unbedingt
lesenswert, wenn man sich für Mission interessiert und erfahren will, wie
Gottes Wirken in Indien erlebt werden kann.
Buchcover von «Glauben. Lieben. Ernten.»
Gibt es neue
Projekte, die bei Ihnen anstehen?
Um auswärtigen Studenten an der obengenannten
Fachhochschule ein Studium zu ermöglichen, ist es sinnvoll eine Unterkunft für
diese Studenten zu erstellen, dies ist für nächstes Jahr geplant. Weiter haben
wir vor kurzem angefangen, ein neues Dorfprojekt im verarmten Nordosten
Brasiliens zu fördern. Auch in Indien werden wir in Gaya, der Geburtsstätte des
Buddhismus, in den nächsten Wochen ein Dorfprojekt starten, wo wir am Anfang 50
Kindern eine Ausbildung ermöglichen. Ebenfalls in Bihar ist eine weitere
Tagesschule für behinderte Kinder geplant.
Bevor wir jeweils solche Entscheidungen treffen,
besprechen wir diese Fragen im Vorstand und beten darüber. Im Rückblick sind
wir Gott sehr dankbar über seine Führung.