Extrem verworren
stellt sich die Lage rund um den Brexit dar. Christen aus verschiedenen Ländern
beten für die Situation und ergreifen Initiativen zur Versöhnung.
Theresa May
Kirchenleiter
und christliche Leiter diesseits und jenseits des Kanals rufen zum Gebet auf
angesichts der völlig unübersichtlichen Lage rund um den Brexit. Alle drei,
vier Tage entsteht eine neue Situation und es ist nicht erkennbar, wie es überhaupt
zu einer Entscheidung kommen kann, die auch gesamtgesellschaftlich akzeptiert
wird.
In den letzten, für die Entscheidung wichtigen Tagen ist die Zukunft der
Regierung unter der konservativen Premierminsterin Theresa May zudem ungewisser
denn je. Die Boulevardzeitung «Sun»
schreibt über die Regierungschefin: «Wenn Theresa May heute zur
Kirche geht, muss sie für einiges beten.»
Fünf Tage des Gebets
Justin Welby
Erzbischof
Justin Welby, Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, gehört zu denen, die nicht
müde werden, zum Beten aufzurufen. Er kündigte an, dass nach einer Entscheidung
über den Brexit, seine Kirche fünf Tage des Gebets ausrufen werde. Dazu waren
zunächst die Tage nach dem 29. März angesetzt. Doch noch ist völlig unklar, ob
es dazu kommt, dass Grossbritannien die EU tatsächlich an diesem Tag verlässt
oder doch etliche Wochen oder sogar Monate später.
Es
ist eine alte Tradition, dass in den Gottesdiensten der anglikanischen Kirche für
die Queen gebetet wird. Vor einigen Wochen nun wurde die Fürbitte in den
Gottesdiensten so erweitert, dass auch für das Parlament und die lokalen
Unterhausabgeordneten gebetet wird und sie im Gottesdienst Erwähnung finden. In
einem Mustergebet für die Priesterinnen und Priester heisst es sogar, dass Gott
darum gebeten werde, «die
parlamentarische Demokratie zu retten».
Befürworter und Gegner an einen Tisch
bringen
Wichtig
ist Erzbischof Welby auch, dass es in der britischen Gesellschaft wieder zu
einem stärkeren Miteinander kommt. Die Brexit-Frage habe das Land gespalten. Er
regte an, dass die Gemeinden seiner Kirche zu Gesprächsrunden einzuladen, um so
die Befürworter und Gegner des Brexits an einen Tisch zu bringen. Dazu gab die
Kirche eigens eine Handreichung heraus, die betont, wie wichtig es sei, jeden
mit seiner Meinung ernst zu nehmen und respektvoll zu behandeln.
Welby: «Müssen einmal
Rechenschaft ablegen»
Erzbischof
Justin Welby ist fest davon überzeugt, dass der Brexit ein Schlüsselmoment der
Nation Grossbritanniens ist. Später einmal müsse die Kirche Rechenschaft
darüber ablegen, wie sie sich zu dem Thema und in der Situation verhalten habe.
Vor
einigen Tagen kamen 40 christliche Leiter aus Grossbritannien und der
Europäischen Union zu einem Gebetstreffen auf dem Londoner Flughafen Heathrow
zusammen. Leiter der deutschen Delegation war Bernd Oettinghaus (Leiter des Runden Tisches Gebet der Koalition
für Evangelisation). Er machte die Verbundenheit der Christen Europas mit
denen in Grossbritannien deutlich.
«Gott ist und bleibt der Herr der Geschichte»
Gegenüber dem deutschen Informationsdienst
der Evangelischen Allianz (idea) sagte Oettinghaus: «Wir suchten im Gebet keine politische Lösung.
Vielmehr wollten wir uns von Gott geistlich beschenken lassen und wahrnehmen,
dass Gott der Herr der Geschichte ist und bleibt.» Auch nach
einem Brexit wolle man ein enges Miteinander suchen.