Islamismus in Niger

Was Christen der neuen Gewalt entgegensetzen

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Niger geht mit Gesetzen gegen die islamistische Unterwanderung vor. Doch gerade dies hat jetzt eine Eskalation bewirkt.

In Afrika eskaliert zur Zeit die Gewalt gegen Christen: In Nigeria, Kamerun, Mali und zuletzt auch Niger. In dessen drittgrösster Stadt Maradi setzten Muslim-Demonstranten in der Nacht vom 15. auf den 16. Juni eine evangelische Kirche und das davor parkierte Auto des Pfarrers in Brand. Die meist jugendlichen Rabauken hatten sich zuvor im weitgehend christlichen Viertel Zaria hinter Strassensperren verbarrikadiert.

Gesetz gegen islamistischen Extremismus

Ihr Protest richtete sich gegen ein neues Gesetz zur Kontrolle und Eindämmung radikaler politislamischer Tendenzen und Gruppierungen. Es wurde Ende April von der Regierung in Niamey beschlossen und enthält drei zentrale Bestimmungen zur Bekämpfung des gewalttätigen Islamismus: So dürfen religiös deklarierte Kundgebungen nur mehr im Rahmen der öffentlichen Ordnung stattfinden und bedürfen an allgemein zugänglichen Orten der Genehmigung durch die Behörden.

Schliesslich bekommt der Staat das Recht, die Finanzierungsquellen für die Errichtung und den Betrieb von Kultstätten und Versammlungsorten zu überprüfen. Das ist besonders wichtig, da es sich bei der Islamisten-Unrast in Niger um einen aus den Nachbarstaaten importierten, vom fundamentalistischen Regime Saudi-Arabiens und Terrormilizen wie Al-Kaida, Islamischer Staat oder Boko Haram ferngesteuerten Untergrund handelt.

Die Pflicht, alle Religionen zu schützen

Ein fanatischer Moscheeprediger in Maradi, Scheich Rayaduni, hatte das Gesetz in seiner letzten Freitagsansprache als «anti-islamisch» angeprangert und zum Protest aufgerufen. Als sich seine Zuhörer zu Demonstrationen formierten, wurde Rayaduni festgenommen. Das goss aber erst Recht Öl ins Feuer. Die Stadt an der nigerianischen Grenze beruhigte sich erst wieder, als der islamische Geistliche freigelassen wurde.

Hochschulminister Yahouza Sadissou beschwichtigte die studentischen Rädelsführer der Ausschreitungen weiter mit der Versicherung: «Wir werden niemals etwas tun, das dem Islam zuwider läuft.» Er fügte hinzu: «Und wir haben die Pflicht, andere Religionen zu schützen.» Da war aber die evangelische Kirche von Maradi schon in Flammen aufgegangen.

Kleine Minderheit

Neben Nigers fast 20 Millionen islamischen Einwohnern stellen die 1-2 Prozent Christen eine verschwindende Minderheit dar. Aber selbst diese ist den heute auch im lang friedlichen afrikanischen Islam tonangebenden Dschihadisten noch zu gross. Schon 2015 gab es in der Hauptstadt des Landes, Niamey, und der zweitgrössten Stadt Zinder erste antichristliche Aufstände, bei denen zahlreiche Kirchen verwüstet wurden.

Die neueste Taktik der Muslim-Extremisten läuft auf die Vertreibung der Christen aus ganzen Gebieten hinaus. Zuletzt hat Boko Haram zur Junimitte ein Ultimatum für die südöstliche Region Diffa gestellt: Aus ihr hätten alle Christen zu verschwinden. Es handelt sich dabei um mehrere einheimische Gemeinden sowie Flüchtlinge aus dem nigerianischen Borno, die dort schon einmal Boko Haram weichen mussten. Ihre neue Gefährdung ist umso grösser, als die eigentlichen islamischen Terrormilizen mit «Nachbarschaftshilfe» der nigrischen Muslimbevölkerung rechnen können. Von ihr hungern 2,5 Millionen nur knapp am Tod vorbei. Hab und Gut der zu vertreibenden Christen sind für sie eine willkommene Beute. Dazu kommt Lebensmittelhilfe durch einen Teil der Islamisten. Zwar nicht von Boko  Haram, bei der es sich um eine echte Räuberbande handelt, sehr wohl aber durch IS und Al-Kaida.

Auf die Treue Gottes gebaut

Totale Vertreibung ist das Schlimmste, das Christen in Niger geschehen kann. Bisher haben sie überall ausgeharrt, ihre zerstörten Kirchen wieder aufgebaut. So in Niamey jene der Reformierten und der Baptisten. Der Präsident von Nigers Evangelischer Allianz, Kimso Bureima, sieht darin die «Treue und Güte Gottes seiner Kirche gegenüber.» Ebenfalls nur der Gewalt weichen will die Liebenzeller Mission mit ihrem 130-Betten-Krankenhaus von Galmi im Süden des mittleren Niger.

Mit ihrem Schwerpunkt Geburtshilfe und Gynäkologie ist die Klinik in einem Land unentbehrlich, wo Mädchen schon vor dem 15. Lebensjahr heiraten müssen und im Schnitt acht Kinder bekommen. Doch jede 16. Frau stirbt an einer Schwangerschaft. Die Missionsärztin Dr. Esther Pflaum führt täglich mindestens zwei lebensrettende Kaiserschnitte durch. «Sai Galmi», sagt sie in der Haussa-Sprache, «Galmi löst alle Probleme.» Hoffentlich mit tätiger christlicher Liebe auch den Islamismus.

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Datum: 20.06.2019
Autor: Heinz Gstrein / Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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