Gegen «Klima des Hasses»

Indien: Oberstes Gericht sagt «Stopp» zu Hassreden

Zoom
Das Oberste Gericht Indiens hat die Regierung der Bundesstaaten Delhi, Uttarakhand und Uttar Pradesh aufgefordert, sofortige Massnahmen zu ergreifen, um «das im Land vorherrschende Klima des Hasses zu bekämpfen».

Am vergangenen 21. Oktober antwortete das Oberste Gericht auf eine Forderung, die «wachsende Bedrohung der muslimischen Gemeinschaft in Indien durch gezielte Angriffe und Terror» zu beenden. Angesichts der Hasstiraden gegen diese religiöse Minderheit erklärten die Richter: «Dies ist schockierend für ein Land, das religiös neutral ist.»

Hassreden bestrafen

Einer der Richter sagte: «Wir leben im 21. Jahrhundert. Wohin sind wir im Namen der Religion gekommen? Es ist tragisch, worauf wir die Religion reduziert haben!»

Die Richter wiesen die Regierungen der drei Staaten an, Massnahmen gegen Hassreden zu ergreifen. Und zwar «ohne auf eine formelle Beschwerde zu warten und unabhängig von der Religion des Zuwiderhandelnden». Sie fügten hinzu, dass «jedes Zögern, gemäss dieser Richtlinie zu handeln, als Missachtung dieses Gerichtshofes angesehen wird und angemessene Massnahmen gegen die fehlbaren Beamten ergriffen werden». Zudem forderten sie die Regierungen der drei Staaten auf, über die ergriffenen Massnahmen Bericht zu erstatten.

Ein in ganz Indien verbreitetes Problem

Die christlichen Leiter des Landes haben sich positiv über diese Entwicklung geäussert. Rajesh (Namen geändert), ein lokaler Partner von Open Doors, betonte jedoch, dass das Problem nicht nur einzelne Bundesstaaten, sondern das ganze Land betreffe: «Die christliche Gemeinschaft wartet gespannt und im Gebet auf den Ausgang des Prozesses und die Folgen der Gerichtsentscheidung.»

Christen besorgt über mögliche Reaktionen seitens der Regierung

In einem anderen Fall ersuchte die christliche Minderheit in Indien das Oberste Gericht, etwas gegen die zunehmende Zahl gewalttätiger Übergriffe auf Christen zu unternehmen (Livenet berichtete). Am 1. September forderten die Richter D. Y. Chandrachud und Hima Kohli daraufhin das Innenministerium auf, innerhalb von zwei Monaten einen Bericht über die Angriffe auf Christen in acht Bundesstaaten vorzulegen: Bihar, Chhattisgarh, Jharkhand, Odisha, Karnataka, Madhya Pradesh, Uttar Pradesh und Haryana. In dem Dokument sollten auch die Massnahmen aufgeführt werden, die nach diesen Vorfällen ergriffen wurden. Das Innenministerium hat jedoch noch nicht offiziell reagiert und die nächste Verhandlung zu dem Fall ist für den 6. Dezember angesetzt.

Rachel (Namen geändert), eine andere lokale Partnerin von Open Doors, befürchtet negative Folgen, falls die Gewalt gegen Christen vor dem Obersten Gericht bewiesen werden sollte. Fundamentalistische Regierungen könnten in einigen Bundesstaaten weitere Anti-Bekehrungsgesetze erlassen und «jede christliche Versammlung als Versuch einer Zwangsbekehrung betrachten und Kirchengebäude zu illegalen Bauten erklären».

Indien belegt laut dem Weltverfolgungsindex 2022 den zehnten Platz unter den Ländern, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden.

Zum Thema:
Weltverfolgungsindex 2022: Afghanistan ist der gefährlichste Ort für Christen
Christliche Ostmission: «Menschenhandel ist grausam. Schweigen auch!»
Sonntag der verfolgten Kirche: Die Verfolgung von Gläubigen nimmt weiter zu

Datum: 14.11.2022
Quelle: Open Doors CH

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Highlights GO 2022
Für das GO Movement war 2022 ein starkes Jahr. Als Ermutigung – und in Vorfreude auf das, was 2023 auf uns zukommt – hier noch einige Highlights des...
GO Movement
Im nun zu Ende gehenden Jahr fanden weltweit über 49 Millionen Menschen rund um das GO Movement zum Glauben an Jesus Christus. Zahlreiche Gemeinden...
GO Movement
Die Weihnachtszeit ist grossartig, weil die Menschen dann offener für den christlichen Glauben sind. Viele Menschen, selbst in der westlichen,...
GO Movement
In Brasilien und in der Dominikanischen Republik wurden in den vergangenen Wochen riesige Taufen gefeiert. Und in Uruguay geht eine ganze Gemeinde...

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...