MAF wird 70 Jahre alt

«In der Pionierzeit wurde ganz anders geflogen»

Mutig zogen junge Männer nach dem Zweiten Weltkrieg aus, um Bedürftigen von der Luft aus beizustehen. Die «kühnen Männer in ihren fliegenden Kisten» gründeten die Flugdienst «Mission Aviation Fellowship». Der Dienst ist nun 70 Jahre alt – zu den tragenden Pfeilern gehört auch der Schweizer Zweig. Wir sprachen mit Hansjörg Leutwyler, Geschäftsleiter der MAF Schweiz.

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Hansjörg Leutwyler
Hansjörg Leutwyler, heute ist die MAF mit Flugzeugen wie der PC-12 unterwegs. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn sie die alten «Kisten» sehen?
Hansjörg Leutwyler: In der interessanten Pionierzeit wurde viel freier geflogen, als heute mit all den Reglementen und festgelegten Abläufen. Zu Beginn war zudem stets ein Mechaniker mit an Bord, das ist heute nicht mehr nötig. Das Ziel ist aber dasselbe geblieben: Menschen in Notlagen in schwer zugänglichen Gebieten der Welt beizustehen. Wir legen Wert darauf, mit den Leuten zu leben, ihre Sprache zu sprechen, ihre Kultur zu verstehen und so besser auf ihre Nöte reagieren zu können. Wenn wir heute in rund 30 Ländern fliegen, so ist es nicht anders als damals vor 70 Jahren: Wir helfen nicht selber, aber wir fliegen für die verschiedensten Partner, die in humanitärer und kirchlicher Arbeit involviert sind.
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MAF-Flugzeug

Wie wird das Jubiläum gefeiert?
Nicht einmal besonders gross. In fünf Jahren folgt das 75. Jahr, das ist der grössere Meilenstein. Dennoch flogen wir kürzlich Stewart King von England ein, er ist 93 Jahre alt und einer der Pioniere der Bewegung, der zu jenen gehörte, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auszogen und die MAF gründeten. Stuarts Flugzeug erlitt schon auf der ersten Erkundungsreise Totalschaden. Aber er liess nicht locker, ging zurück nach England und sammelte zusammen mit seinen Freunden für einen nächsten Flieger. Wir sind Gott dankbar, dass er sich nicht locker liess. Er ist damit vielen Notleidenden zum Segen geworden. 

Was sind die aktuellen Schwerpunkte in der MAF-Arbeit?
Zurzeit sind wir beispielsweise – gemeinsam mit der Helimission – in der Wiederaufbauhilfe in Nepal involviert. Zwei gemietete Helikopter sind dort im Einsatz. Die DEZA steuert dazu einen Betrag von 100'000 Franken bei – und die britische DFID über eine Million –, damit die dringend notwendigen Flüge durchgeführt und den Menschen im Katastrophengebiet geholfen werden kann.

Oder in Liberia starten wir aktuell einen neuen Flugdienst mit einem Schweizer Programmleiter. Und auch in Myanmar sind wir dabei, einen Flugdienst aufzuziehen. Dagegen haben wir vor kurzem unseren Dienst in Tansania zurückgefahren, weil sich die Infrastruktur des Landes verbessert hat – die MAF ist da ständig am Evaluieren. Für Papua-Neuguinea und für den Südsudan suchen wir derzeit Mechaniker und Administratoren – und könnten gut 10 zusätzliche Piloten gebrauchen.

MAF International wird 70 – wann ist der Zweig in der Schweiz entstanden?
Piloten aus der Schweiz sind seit über 30 Jahren für die MAF tätig. Früher waren diese in die «Schweizerische Missionsgemeinschaft», kurz die SMG, eingebunden. Vor zehn Jahren wurde dann die MAF Schweiz aufgrund der wachsenden Zahl der Mitarbeitenden gegründet. Dennoch blieben wir mit der SMG verbunden, sie erledigt für uns die Aufgaben in der Finanz- und teilweise der Personaladministration; dieses Auslagern der Aufgaben könnte übrigens auch für andere kleinere Hilfs- oder Missionswerke interessant sein.

Wie ist die Bewegung international aufgestellt?
Weltweit haben wir mehrere Standbeine, die Leitstellen befinden sich in England, USA, und Australien, die Schweiz ist einer der 16 Teilhaber an den drei operationellen Basen. Wir beteiligen uns mit Mitarbeitenden und Finanzen und sind auch bei internationalen Leitungsaufgaben mit eingeschlossen. 15 Familien aus der Schweiz stehen in neun verschiedenen Ländern im Einsatz. Der Beitrag der Schweiz ist eher klein - und doch: Gemessen an der Einwohnerzahl hat die MAF-Schweiz wohl die höchste Mitarbeiterdichte. Die Stärke der MAF ist die internationale Positionierung und Vernetzung mit rund 1500 Partnerorganisationen. Dass die MAF international aufgestellt ist, hat auch einen grossen Vorteil bei Katastrophen: Ein solcher Flugdienst kann sehr schnell und effizient auf Nöte wie in Nepal, in Haiti oder Indonesien reagieren.

Sie sind selbst Pilot, sind Sie heute ebenfalls noch ab und an für die MAF in der Luft?
Vor meiner Zeit als Leiter der Evangelischen Allianz war ich während 15 Jahren mit der MAF unterwegs. Zuerst in Senegal, Mali und dem Kongo (DRC) als Pilot; später dann im internationalen Management. Ich fliege deshalb schon lange nicht mehr.

Wie gross ist die MAF-Flotte?
Sie umfasst derzeit 132 Flieger, vor zwei Jahren waren es noch 140. Zunehmend stellen wir um auf Turboprob-Maschinen um, weil diese nicht mit Avgas sondern mit JP1 betankt werden. Das ist, wie wenn man beim Auto von Bleifrei auf Diesel umstellen würde. JP1 ist einfacher erhältlich und günstiger. Zudem haben die Turboprop-Flugzeuge eine etwas grössere Ladekapazität. So hat die Verkleinerung der Flotte betreffend Cargo und Passagiere nicht viel verändert.

Welches Flugzeug stösst als nächstes zur Flotte?
Voraussichtlich eine Cessna 182 mit Dieselmotor, es gibt eben auch Flieger mit normalem Dieselmotor. Einerseits stellen wir um auf die zuverlässigeren und «grösseren» Turboprop-Maschinen mit 8-10 Plätzen, auf Cessna 208 oder Quest Kodiak, anderseits bedingt dies die Anschaffung der Vier-Plätzer, um kostengünstig und optimal auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren zu können. Umstellungen gibt es sonst eher im Cockpit als bei den Flugzeugen selber. So werden im kommenden Jahr etliche der Flieger eine neue Instrumentierung mit Bildschirmen anstelle der herkömmlichen Kreiselinstrumenten erhalten.

Was geschieht am Begegnungstag?
Der alljährliche MAF-Begegnungstag ist, was das Wort sagt: ein Tag der Begegnung. Missionsinteressierte begegnen MAF-Mitarbeitenden. Man tauscht sich aus, hört was Gott in der Welt tut und lernt sich kennen. Letztmals hatten wir eine Pilatus PC-12 dabei. Diesmal wird kein Flugzeug der MAF vor Ort sein, jedoch werden Berichte aus Uganda, Sambia und Nepal zu hören sein. Dazu kommt ein Flugsimulator für Kinder und Rundflüge werden angeboten. Der Begegnungstag wird am 15. August auf dem Flugplatz Bern-Belp ab 9.30 Uhr bis 15.15 Uhr durchgeführt.

Zur Webseite:
MAF Schweiz

Zum Thema:
Missionsflieger MAF: Zehn Jahre Flieger der Hoffnung in der Schweiz
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Datum: 03.08.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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