SEA-Flüchtlings-Taskforce

«Auch Flüchtlinge haben viel zu bieten»

«Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Leute in den Kirchen sich für Freundschaften mit geflüchteten Menschen öffnen», sagt Danila Halter von der «Taskforce Flüchtlinge» der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Die Taskforce ermutigt zum Engagement für Flüchtlinge. Wir unterhielten uns mit Danila Halter über ihr Engagement.

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Danila Halter
Livenet: Danila Halter, Sie wirken in der Flüchtlings-Taskforce mit. Was genau tut die Taskforce?
Danila Halter: Die Taskforce Flüchtlinge der Schweizerischen Evangelischen Allianz koordiniert, vernetzt und unterstützt die Mitgliedskirchen, -werke und Arbeitsgemeinschaften der SEA, die bereits seit Längerem im Bereich Flüchtlinge und Migration aktiv sind. Auch geht die Taskforce auf Herausforderungen ein, denen die Gesellschaft oder auch Kirchen und Werke gegenüberstehen. Daraus entstand beispielsweise die Webseite flüchtlingen-helfen.ch, die Interessierten Möglichkeiten aufzeigt, sich zu engagieren. Auch ein Wohnprojekt zur Vermittlung von Flüchtlingen und Familien konnte lanciert werden. Privatpersonen können sich über diese Website melden, wenn sie ihr Haus oder ihre Wohnung für Flüchtlinge öffnen möchten. Weiter ist die «LoveEurope Refugee App» aus der Taskforce entstanden. Sie richtet sich mit Informationen über das Land und Hilfsangeboten an Flüchtlinge, die Asyl suchen. Da ein grosses Bedürfnis an Vernetzung unter Mitarbeitenden von Hilfsangeboten für Flüchtlinge besteht, unterstützt die Taskforce Austauschtreffen in den verschiedenen Sektionen der SEA.

Was ist Ihre Tätigkeit bei der Taskforce?
Meine Aufgabe ist es, die Taskforce in der Umsetzung ihrer Ziele und Beschlüsse zu unterstützen. Das heisst konkret: Ich koordiniere unseren Internetauftritt, wirke beim Aufbau der Webseite für die Kirchen mit, unterstütze die Austauschtreffen in den Sektionen, halte Workshops und unterstütze beim Fundraising. Die Website für die Kirchen wird gemeindespezifische Themen wie Seelsorge mit traumatisierten Menschen, Dialog und Freundschaft mit Menschen muslimischen Glaubens oder Gebet für Flüchtlinge aufnehmen.

Wie engagieren sich Christen heute für Flüchtlinge, nachdem die grosse Welle vor mittlerweile mehr als einem Jahr anrollte?
Viele engagieren sich treu in lange bestehenden oder neu entstandenen Angeboten. Christliche Gemeinschaften und Kirchen haben nicht nur das Potential, spontan auf Nöte von geflüchteten Menschen zu reagieren, sondern sind wie kaum andere Organisationen und Gemeinschaften ausgerüstet, geflüchtete Menschen auch in ihrem langfristigen Integrations- und Wiederherstellungsprozess zu begleiten. Christen können viel bewirken und durch Kontakte mit geflüchteten Menschen auch selber viel gewinnen!   

Gibt es eine «Müdigkeit» im christlichen Engagement oder ist das Gegenteil der Fall?
Ich erlebe immer noch ein grosses Engagement und eine hohe Aktualität des Themas. Die hohe Teilnehmerzahl von rund 800 Personen an der Flüchtlingskonferenz 2016 von StopArmut zeigt, dass das Thema immer noch für viele aktuell ist.

Sie laden unter anderem dazu ein, mit Flüchtlingen zu teilen. Wie kann das geschehen?
Hier sind die Möglichkeiten sehr breit. Wir haben viel, was wir teilen können. Seien dies unsere nicht mehr gebrauchten – noch schönen – Kleider, unsere Zeit oder unser Geld, das wir in gute Projekte investieren oder unsere Wohnung, indem wir mit Flüchtlingen leben. Konkrete Ideen zum Teilen liefert unsere Webseite unter dem Bereich «Teilen/Spenden».

Was raten Sie Menschen, die sich engagieren wollen?
Unsere Internetseite bietet gute Ideen und Links um sich zu engagieren. Weiter führen verschiedene Hilfsorganisationen online Möglichkeiten auf, sich zu engagieren, oder man kann bei Asylzentren in der Nähe nachfragen, wo es Bedarf gibt.

Auch ermutige ich Leute, in ihrem Umfeld die Augen offen zu halten. Auf dem Spielplatz, im Block oder beim Einkaufen begegnen wir Menschen mit Migrationshintergrund und können anfangen, Beziehungen zu ihnen zu leben.

Was ist Ihr Herzensanliegen?
Hauptsächlich durch mein ehrenamtliches Leiten eines internationalen Müttertreffs konnte ich mit Migrantinnen Freundschaften schliessen, die mir sehr wertvoll sind. Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Leute in den Kirchen sich für Freundschaften mit geflüchteten Menschen öffnen. Dafür braucht es uns alle, das können wir nicht den Verantwortlichen in der Migrationsarbeit überlassen. 

Auch wünsche ich mir, dass Kirchen einen weiteren Blick bekommen auf die eigenen Möglichkeiten der Flüchtlingsbegleitung. Wir haben in unseren Kirchen unglaublich viel zu bieten! Wichtig ist mir dabei auch, dass wir immer im Kopf und Herz behalten, dass geflüchtete Menschen nicht nur Nehmende sind. Sie haben auch sehr viel zu geben. 

Zur Webseite:
flüchtlingen-helfen.ch
Arbeitsgemeinschaft interkulturell der SEA
Beratungsstelle für Integrations- und Religionsfragen
Fachstelle für Asyl und Migration von MEOS

Zum Thema:
Dossier: Migration
Flüchtlingen koordiniert helfen: SEA-Taskforce für Flüchtlingshilfe wird aktiv
Denise Kehrer: Projektleiterin für SEA-Flüchtlingshilfe gefunden

Datum: 23.02.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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