Publikumsmagnet

Pfimi Schaffhausen: Heisser Wachs und gute Gespräche

In der Pfingstgemeinde (Pfimi) in Schaffhausen werden in der Vorweihnachtszeit Kerzen gezogen. Und wie! An die 5'000 Menschen sind dieses Jahr gekommen. Aus 1'200 Kilo Wachs entstanden 3'200 Kerzen und andere kreative Werke. Wer meint, Kerzenziehen sei von vorgestern, wird hier eines Besseren belehrt.

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Kerzenziehen in der Pfingstgemeinde Schaffhausen
Zu ihrem 75-Jahre-Jubiläum vor neun Jahren wollte die Pfimi Schaffhausen etwas für die und mit der Bevölkerung machen. Der damalige Jugendleiter und heutige Gemeindeleiter, Raffael Störchli, initiierte daraufhin den ersten Durchgang des mittlerweile in der Munotstadt schon fast legendären Kerzenziehens. «Wir wollten einen Event organisieren, der sich vom 'Garagen-Image' abhebt. Kein kalter, enger und düsterer Raum also, wo Leute ihr 'Fädeli tunken'», sagt der 54-jährige Störchli. Grosszügig, warm, einladend, freundlich sind die Attribute, die dem Anlass nach dem Willen von Störchli und seinem achtköpfigen Kernteam anhaften sollten.

Besucherzahl wächst jedes Jahr

Räumlich fiel die Wahl auf das vierte Stockwerk in einem Industriegebäude. Dort ist auch das Kinder- und Jugendangebot der Pfimi untergebracht. Schon der erste Kerzenzieh-Anlass war ein Erfolg. In der Zwischenzeit ist er für viele Menschen in und um Schaffhausen nicht mehr wegzudenken. Raffael Störchli weiss von Menschen, die sagen: «Das ist die schönste Zeit im Jahr, wenn das Kerzenziehen bei euch stattfindet.» Beim professionell geführten Projekt steht ganz weit oben auf der Prioritätenliste, dass sich Menschen willkommen fühlen. Dabei spielt das «Advents-Café» eine zentrale Rolle. Es ist ein beliebter Treffpunkt, der parallel zum Kerzenziehen geöffnet hat. «Manche Mütter nutzen die Zeit, in der ihre Kinder kreativ wirken, für eine kleine Auszeit», beobachten die Veranstalter.

Dass die Besucherzahl von Jahr zu Jahr wächst, hat auch damit zu tun, dass sich das Pfimi-Team immer neue Basteleien aus Wachs einfallen lässt. Nebst dem klassischen Kerzenziehen können Schwimm- und Gelkerzen, dekorative Wachsschalen, Wachsfackeln, Anzündhilfen und Kerzen mit Eiseffekt hergestellt werden. Wer will, kann Kerzenrohlinge mit verschiedenen Techniken verzieren oder als Geschenk Amaryllis-Zwiebeln im Wachsbett kreieren. In diesem Jahr konnten erstmals Wachstücher zum Verpacken und Abdecken von Lebensmitteln hergestellt werden – voll im Trend! Nach 300 Tüchern war der ganze Stoff aufgebraucht. Auch Kundenbedürfnisse werden aufgespürt. So wünschten sich etwa Erwachsene eine Insel, um einmal ungestört von den Kindern in aller Ruhe ihre Wachsobjekte zu kreieren. Als Antwort darauf wurde das Nachtkerzenziehen am Freitagabend lanciert, begleitet von einem Racletteplausch à Discrétion – exklusiv für Erwachsene ab 16 Jahren.

An die 5'000 Menschen machten mit

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Raffael Störchli
Wenn Raffael Störchli berichtet, dass die Besucherströme gemessen werden, dann lässt sich erahnen, welche Grösse der beliebte Event inzwischen erreicht hat. 2018 besuchten rund 4'500 Personen den Anlass, in diesem Jahr waren es nochmals rund 10 Prozent mehr. 1'200 Kilo Wachs wurden verbraucht. Daraus entstanden gut 3'200 klassisch gezogene Kerzen. Zudem wurden rund 1'300 Wachsschalen hergestellt, was 2'600 Ballone nötig machte. 360 Knollen Amaryllis wechselten den Besitzer und bereiten nun manchem Grosi, Götti oder Nachbarn Freude. Das Schaffhauser Kerzenziehen findet jeweils von Mitte bis Ende November statt und ist am Mittwoch-, Freitag-, Sonntagnachmittag, am Samstag den ganzen Tag offen, dazu am Freitagabend für Erwachsene. Ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten können Gruppen eine Zeitinsel für sich reservieren.

Das kreative Vorweihnachtsangebot findet auch bei Lehrpersonen und ihren Schulklassen einen positiven Widerhall und hat letztlich der Pfimi die Türen zu den Schulen in der Stadt geöffnet. Pro Tag stehen 20 bis 30 Helfer im Einsatz, insgesamt sind rund 80 Personen involviert. Am Anfang stehen die beiden Aufbautage für die ganze Infrastruktur. Diese ist aufwändig, muss doch für die zahlreichen elektrischen Anlagen ein eigenes Stromnetz aufgebaut werden.

Werbung auf allen Kanälen

Noch immer werden für die Werbung unterschiedliche Kanäle genutzt, unter anderem auch die Schaffhauser Herbstmesse, wo die Royal Rangers (Jungschi der Pfimi Schaffhausen) für das Kinderhüteprogramm zuständig sind und dabei kräftig für den Event werben. Im Werbebereich werden professionelle Marketingtools angewendet: Die Flyer und Inserate sind mit einem Bon für 100 Gramm Gratiswachs versehen. Sie tragen verschiedene Farben, je nach dem, wo sie verteilt werden. Dieses System lässt Rückschlüsse zu, mit welchem Werbekanal am meisten Leute erreicht werden. Zusätzlich sitzen die lokalen Medien – Radio, Fernsehen und Zeitung – als Werbepartner an Bord.

Erfahrungen teilen

Grosszügig ist ein Wort, das Raffael Störchli immer wieder verwendet. Für ihn widerspiegelt diese Haltung ein göttliches Prinzip: «Unser himmlischer Vater denkt und handelt grosszügig und seine Kinder sollen das widerspiegeln.» Deshalb sei ein Farbtopf zu wenig – ausser es handle sich um Bienenwachs, sagt Raffael Störchli. Also fährt die Pfimi Schaffhausen eine ganze Palette an Grosszügigkeit auf: von den hellen Räumen über die zahlreichen Wachstöpfe bis zu den Menschen an der Kasse, die auch mal einen Betrag abrunden. «Genau diese Atmosphäre soll den Besuchern in Erinnerung bleiben», sagt Pastor Störchli. Der Anlass ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Doch die Freude, Hunderten von Menschen in der Stadt Schaffhausen ein schönes Erlebnis im dunklen Winterhalbjahr zu ermöglichen, scheint die Anstrengung bei weitem aufzuwiegen. «Wir möchten ein Wohlgeruch für unsere Gäste und Besucher sein, ein niederschwelliges evangelistisches Angebot bieten», so Raffael Störchli. «Wir verstecken uns als Kirche und Organisator nicht, werben aber nur sehr dezent für unsere kirchlichen Angebote. Doch wer fragt, den versorgen wir gerne mit entsprechenden Infos.» Und für manche sind es genau solche Begegnungen, die sie motivieren, bei anderer Gelegenheit einen Anlass der Pfimi zu besuchen. Noch ist das Team um Raffael Störchli nicht müde. In einem Jahr wird es statt «Klinge Munotglöckelein...» wieder heissen: «Leuchte Munotkerzelein»!

2020 steht das 10-jährige Jubiläum auf der Agenda. Dass sich die innovativen Schaffhauser Christen dafür etwas Besonderes ausdenken werden, lässt sich schon jetzt mit Sicherheit voraussagen.

Zum Thema:
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Datum: 20.12.2019
Autor: Helena Gysin
Quelle: ideaschweiz.ch

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