Lügen, die wir glauben #5

«Gott nimmt jeden an, wie er ist»

Zoom
Gottes Annahme ist tatsächlich bedingungslos – aber eben doch nicht für alle. Er hat weit geöffnete Arme für Versager, Verbrecher und Menschen mit verpfuschten Leben, widersteht aber den Stolzen und Selbstgerechten.

«Gott nimmt jeden an, wie er ist!» Sollte diese weitverbreitete Aussage tatsächlich eine Lüge sein? Eigentlich entspricht dies doch der Wahrheit, wie mit zahlreichen Bibelversen belegt werden kann. Und doch kann die Aussage mit fatalen Folgen missbraucht werden – gerade wenn sie «zu wortwörtlich» genommen wird.

Gott nimmt jeden an, der demütig zu ihm kommt

Unzählige Menschen kommen mit demütigem Herzen vor Gott und erfahren seine bedingungslose Annahme. Für solche Frauen und Männer ist die Aussage «Gott nimmt jeden an, wie er ist» eine wunderbare und erfahrbare Tatsache. Sie sind dankbar und freuen sich an der Liebe Gottes, die sie ganz praktisch erleben.

Doch leider erfahren viele Menschen bei Gott keine Annahme. Und das liegt nicht etwa daran, dass sie zu sündig oder zu kaputt sind oder zu wenig Gutes tun. Nein, es liegt an ihrer Herzenshaltung. «Gott widersteht den Stolzen», so lesen wir im Jakobusbrief, Kapitel 4, Vers 6. Wer sich damit brüstet, von Gott angenommen zu sein, weil dieser ja bekanntlich jeden Menschen annimmt, sich gleichzeitig aber weigert, ihn als alleinigen Herrn anzuerkennen, ist Opfer einer grossen Lüge geworden.

Gott nimmt nicht alle an, so wie sie sind

Genaugenommen nimmt Gott eben nicht jeden so an, wie er ist. Den Stolzen widersteht er und die Selbstgerechten erfahren von ihm keine Annahme. Sie glauben, dass Gott ihnen etwas schuldig ist, begegnen ihm mit Forderungen und werden wütend, wenn sie nicht erhalten, was sie wollen. Diese Menschen glauben, Gottes Verhalten beurteilen und bewerten zu müssen. Es sind die ständigen Besserwisser und Heuchler, die sich stets als besonders «geistlich» präsentieren, die trotz ihrer frommen Bemühungen Gottes Annahme nie so richtig erfahren können. Nein, Gott nimmt nicht alle Menschen so an, wie sie sind.

Das bussfertige Herz

Immer und immer wieder ruft die Bibel zur Umkehr oder Busse auf – besonders auch das Neue Testament. Damit ist nicht etwa gemeint, dass wir uns unentwegt ins schlechte Licht rücken, eine traurige Miene aufsetzen oder selbsterniedrigende Handlungen vollziehen. Busse bedeutet, das eigene Gutsein und das Pochen aufs eigene Recht beiseitezuschieben und uns voll und ganz Jesus zuzuwenden. Zu sagen «Jesus, ich krieg mein Leben nicht so auf die Reihe, wie du es möchtest! Ich brauche dich!» ist Ausdruck echter Herzensbusse. Das daraus folgende Leben drückt aus, dass wir erstens gewillt sind, nach Gottes Willen zu leben und zweitens wissen, dass wir es nie schaffen werden. Dieses Bewusstsein der persönlichen Unzulänglichkeit führt zu echter Demut und damit direkt ans Herz Gottes.

Je mehr unser Herz von echter Herzensbusse geprägt ist, werden wir auch Gottes Annahme erfahren – und ja: Jetzt erfahren wir diese Annahme tatsächlich als absolut bedingungslos!

Unser Versagen ist niemals das Problem

Letztlich ist es immer ein Zeichen von Gottes unendlich grosser Liebe, wenn wir seine Annahme erfahren. Wenn Gottes Annahme und Liebe nicht gespürt werden können, suchen viele den Grund in ihrem persönlichen Versagen. Sie wenden sich von Gott ab und glauben, seiner Gegenwart nicht würdig zu sein. Falls sie von ihrem Gewissen angeklagt werden, bringt es absolut nichts, sich irgendwie selbst zu rechtfertigen. Doch das Versagen, so schwer es auch sein mag, ist niemals Grund, von Gott abgelehnt zu werden – niemals! Denn genau für unsere Sünden – egal welcher Art – hat Jesus bezahlt. Sünde und Versagen ist nie ein Hindernis, um Gottes Annahme zu empfangen.

An dieser Stelle darf, ja muss gesagt werden: «Gott nimmt jeden an, wie er ist!» Es ist unmöglich, sich selbst «gut» zu machen. Aber wir können uns im Gebet an Jesus wenden und sagen: «Es tut mir leid!» oder vielleicht sogar: «Es tut mir leid, dass ich so bin, wie ich bin!» Und wir werden überrascht sein, wie Gott uns trotzdem annimmt.

Wenn wir Gottes Annahme nicht spüren

Gottes Liebe nicht zu spüren kann sehr viele Gründe haben. An dieser Stelle kann auf diesen Zustand, unter welchem viel zu viele Menschen leiden, nicht befriedigend eingegangen werden. Trotzdem ein paar kurze Gedankenanstösse. 

  • Das mangelnde Gefühl von Gottes Liebe bedeutet NIE, dass Gott mich nicht liebt. Er liebt jeden Menschen bedingungslos.
  • Wenn ich Gottes Liebe nicht spüre, könnte der Grund darin liegen, dass ich keine echte Verbindung mit ihm habe. Wer sein Leben vorbehaltlos Jesus übergibt, wird seine Annahme erfahren.
  • Gottes Liebe und Annahme nicht zu spüren, kann auch aufgrund von Stolz, Überheblichkeit oder Rebellion gegen ihn sein. Die einzige Lösung besteht darin, sich vor dem allmächtigen Gott zu demütigen und anzuerkennen, dass er der Herr und Schöpfer ist, wir aber nur ein fehlerhaftes Geschöpf sind. 
  • Leider gibt es viele Menschen, die sich aufrichtig nach Gott sehnen, aber einfach nicht zu ihm durchdringen können. Es kann hilfreich sein, sich an andere Menschen (z.B. einen Seelsorger) zu wenden.
Datum: 27.02.2019
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Advent ist eine Gefängniszelle
Für die Adventszeit gibt es viele Bilder. Die meisten beschreiben das Warten auf Weihnachten als etwas Schönes. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer...
Maryamu Joseph
Vor vier Monaten gelang der Nigerianerin Maryamu Joseph die Flucht: Die 16-Jährige lebte neun Jahre in den Fängen von Boko Haram. Im Interview mit...
Nach der Pandemie
Die Pandemie hat sich auch auf das Glaubensleben ausgewirkt. Eine Studie in Grossbritannien zeigt, dass viele Familien nicht mehr die Gottesdienste...
Deutsche Evanglische Allianz
«Das Christentum und die Bibel gehören untrennbar zu Deutschlands Geschichte und Kultur, wer das leugnet, der liegt falsch», heisst es in einer...

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...