Das Gift des Antisemitismus

«Der Name des Herrn soll verherrlicht werden!»

In vielen Ländern dieser Welt gibt es heute eine rapide Zunahme von Antisemitismus. Obwohl in der Schweiz davon noch relativ wenig spürbar ist, sollten sich Christen Gedanken über ihre Rolle machen.

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Madeleine und Christian Neuenschwander
1996 fanden Madeleine Neuenschwander und ihr Ehemann Christian zum Glauben an Jesus. Christen in ihrem Umfeld lebten ihnen vor, regelmässig für Israel zu beten. Für sie gehörte das einfach dazu. Irgendwann las Madeleine ein Buch über den Holocaust, wobei sie viel weinen musste. Ebenfalls berührt hatten sie die Erzählungen von Juden, die nach Israel zurückkehrten.

Es begann mit einem Traum

Eines Nachts hatte Madeleine einen Traum, in welchem sie sich gegen das Töten von Juden zur Wehr setzte. Der Traum berührte sie sehr und sie sprach mit der damaligen Gebetsleiterin von Ebenezer Operation Exodus Schweiz darüber. Bei diesen Gesprächen kam die Sprache irgendwann auf eine Gebetskonferenz in Jerusalem, welche im Januar 2003 durchgeführt werden sollte. «Da muss ich unbedingt hin!», klang es in Madeleines Herz. Doch wie sollte sie die Möglichkeit haben? Sie hatten vier kleine Kinder und die finanzielle Situation der Familie passte mit solchen «Ausflügen» nicht gerade überein.

Ermutigt von ihren Mitmenschen buchte sie dann doch, trotz ihrer mangelnden Reiseerfahrung, einen Flug nach Israel. Als das benötigte Geld überraschend zusammenkam, war definitiv klar, dass Gott sie in Jerusalem haben wollte.

Wichtige Begegnungen in Jerusalem

So reiste Madeleine nach Jerusalem. «Es war die Zeit der zweiten Intifada», erklärt sie und erinnert sich an die dauernden Meldungen von Terroranschlägen und die unzähligen Militärkontrollen. Auf dieser Reise lernte sie die Leiter des internationalen Werkes Ebenezer Operation Exodus International kennen. Im selben Jahr liess sie sich ebenfalls als Mitglied in der Schweiz aufnehmen. Einige Jahre später wurde auch Christian Teil dieser Arbeit, welche jüdischen Menschen hilft, nach Israel heimzukehren. Heute ist Ebenezer Operation Exodus in mehr als 50 Ländern aktiv.

Seit 2014 leitet Madeleine die Gebetsarbeit von Ebenezer in der Schweiz. Sie versendet einen Gebetsbrief an ca. 700 Haushalte, steht in Kontakt mit den etwas mehr als 20 Gebetsgruppen und fördert sporadische gemeinsame Treffen.

Juden in der Schweiz

Trotz des starken Anliegens für Israel kam Madeleine erst im Jahr 2015 in Kontakt mit jüdischen Menschen in der Schweiz. Ein Besuch in der Synagoge und eine wachsende Freundschaft mit dem Rabbi folgten. Dieser liess sich sogar bei Neuenschwanders zum Essen einladen, obwohl deren Küche trotz bester Bemühungen nicht koscher war.

Nicht zuletzt durch die Ausstellung für Holocaustüberlebende ergaben sich weitere Kontakte mit Betroffenen. Es entstand ein Netz von Beziehungen und Freundschaften mit jüdischen Menschen in der Schweiz und in Israel.

«Wollt ihr Juden werden?»

«Wollen Neuenschwanders zum Judentum konvertieren?», fragten sie Gläubige. «Nein», war immer die Antwort. «Wir glauben aber an den Gott Israels und an den jüdischen Messias, Jeschua, wie sein ursprünglicher Name lautet.» An eine Konvertierung hatten die beiden wirklich nie gedacht und waren über diese Frage anfänglich sehr erstaunt. Es geht ihnen auch nicht darum, jüdische Menschen als bessere Menschen hinzustellen. Aber Gott hat sie auserwählt und wir können viel von ihnen lernen.

In Hesekiel, Kapitel 36, Verse 22 bis 28, lesen wir, dass die Wiederherstellung Israels Gottes Willen ist, um seinen Namen zu verherrlichen. «Deshalb setzen auch wir uns für die Wiederherstellung Israels ein – es geht um die Verherrlichung des Namens Gottes und dass sein Königreich auf Erden kommt.»

Zunehmender Antisemitismus

In vielen Ländern ist heute eine erschreckend rasante Zunahme von Antisemitismus zu beobachten. So sagte beispielsweise der französische Innenminister Christophe Castaner: «Der Antisemitismus breitet sich aus wie ein Gift.» Übergriffe und Gewaltakte an Juden nehmen stark zu – auch in europäischen Ländern wie Frankreich und Deutschland. Im Gegensatz zu den Verfolgungen während des Zweiten Weltkrieges gibt es heute den Staat Israel, wo jüdische Leute Zuflucht finden und sich verteidigen können.

Die Aufgabe von Ebenezer-Operation Exodus besteht darin, jüdischen Menschen bei ihrer Reise nach Israel zu helfen – egal ob sie freiwillig gehen oder flüchten müssen. Dies beinhaltet Besuche beim Israelischen Konsulat, das Zusammenstellen von Dokumenten und dem Verpacken von Containern. Wo nötig, werden auch Finanzen zur Verfügung gestellt. «Wir arbeiten eng mit der jüdischen Agentur zusammen und sind auch mit anderen Israelwerken gut vernetzt.»

Ein Blick in die Zukunft

Madeleine und Christian sind nicht die Typen, die sich in Spekulationen der zukünftigen Ereignisse verlieren. Sie äussern sich auch zurückhaltend, ob Juden in Schweiz dem wachsenden Antisemitismus ausgesetzt sein werden. «Unabhängig davon, ob die Juden bei uns in der Schweiz verfolgt werden oder nicht, wollen wir bereit sein, sie bei ihrer Reise nach Israel zu unterstützen – auch wenn wir sie lieber bei uns behalten würden. Gottes Pläne kommen an erster Stelle.»

Auf jeden Fall, wollen Neuenschwanders dem treu sein, was sie als persönlichen Auftrag von Gott verstehen. Madeleine erklärt: «Ich wünsche mir, eine ähnliche Haltung zu haben wie Rut aus der Bibel, die ihre Schwiegermutter Noomi nach Hause, nach Israel, begleitet und ihr dort hilft, sich zurechtzufinden.» Und auch Christian will seinen Beitrag leisten, damit Gottes Name verherrlicht wird.

Zu den Webseiten:
Ebenezer Schweiz
Ebenezer International

Zum Thema:
Wo steht SRF?: Die schmale Grenze zwischen Israelkritik und Antisemitismus
Antisemitismus: Besorgnis wegen Judenfeindlichkeit an deutschen Schulen
Jewish Agency spricht Klartext: «Hässliche Welle von Antisemitismus» über Europa?

Datum: 28.02.2019
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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