Wo steht SRF?

Die schmale Grenze zwischen Israelkritik und Antisemitismus

Laut einer Untersuchung der Technischen Universität Berlin ist der Antisemitismus im Netz so weit verbreitet wie noch nie. Das stellt öffentlich-rechtliche Medien in die Verantwortung. Radio und Fernsehen SRF schneiden da nicht gut ab.

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Israelische Flagge
In sozialen Medien, Blogs und Online-Kommentaren ist der Antisemitismus so weit verbreitet wie noch nie, heisst es in der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Untersuchung. Die Antisemitismus-Expertin Monika Schwarz-Friesel spricht laut einer Meldung des Portals ref.ch von einem «besorgniserregenden Phänomen».

Judenfeindliches Gedankengut ungefiltert verbreitet

Im Web 2.0 werde Antisemitismus selbst in der Mitte der Gesellschaft und auch bei gebildeten und links eingestellten Nutzern akzeptiert, so Schwarz-Friesel. Das Ausmass der «ungefilterten und nahezu grenzenlosen Verbreitung von judenfeindlichem Gedankengut», auch auf themenfremden Ratgeberseiten oder Diskussionsforen, habe ein einmaliges Ausmass erreicht. Für die Studie wurde 300'000 Texte ausgewertet. Diese waren zum Teil auch über die Meinungskanäle von Qualitätsmedien publiziert worden.

Antisemitismus und Israelhass

Der auf Israel bezogene Judenhass tauche in einem Drittel (33,35 Prozent) der Texte auf, besagt die Studie. Und im muslimischen Antisemitismus würden neben dem Vernichtungswunsch Israels die Juden selbst für den Antisemitismus verantwortlich gemacht.
Die Wissenschaftler sprechen daher von einer «Israelisierung der antisemitischen Semantik». Oft sei nicht mehr von «Jude» oder «Judentum» die Rede, sondern von «Israelis», «Zionismus» oder «einflussreichen Kreisen».

33 antiisraelische SRF-Beiträge

Das verdient einen Blick auf die Israel-Berichterstattung der SRG. Der jüdische Journalist Beni Frenkel, Kolumnist im Tages-Anzeiger, hat dazu einen Artikel für das Magazin „Schweizer Journalist“ verfasst. Darin berichtet er über eine Analyse von 68 Radio- und Fernsehbeiträgen des SRF durch den Publizisten und früheren Blick-Chefredaktor Sascha Wigdorowits im Oktober 2017. Darin beurteilte er 35 Beiträge über Israel als neutral und 33 als antiisraelisch. Er kam zum Schluss: „Die Berichterstattung von SRF über Israel und den Nahostkonflikt erfüllt den Auftrag eines öffentlich-rechtlich Senders in keiner Weise. Sie zementiert, bewusst oder unbewusst, antiisraelische und teilweise antijüdische Vorurteile.“

SRF gelobte Besserung

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SRF-Gebäude in Zürich
Nachdem Wigdorowits die Studie in einer von SRG-Ombundsmann Blum organisierten Gesprächsrunde präsentiert hatte, versprach SRF, seine Berichterstattung über Israel zu intensivieren. Dazu sei auch der Korrespondentenposten für den Nahen Osten von Beirut nach Amman verlegt worden. Kürzlich wurde dafür die Journalistin Susanne Brunner eingesetzt.

Beispiel Nationalitätengesetz

Ihre bisherige Arbeit zeigte allerdings noch keine Wende hin zu einer sachlichen Israel-Berichterstattung. Ein Beispiel dafür ist ihr Kommentar zum neuen Nationalitätengesetz, das die Identität Israels als jüdischen Staat stärken soll, aber die nichtjüdischen, besonders die arabischen Staatsangehörigen, benachteiligt. Brunner stellte das Gesetz den internationalen Normen bezüglich Menschenrechte gegenüber und sprach ihm jede Legitimität ab. Kritik daran muss erlaubt sein. Allerdings verzichtete der Beitrag auf eine Einbettung dieses Gesetzes in den Nahostraum oder einen Hinweis auf die Sorgen der israelischen Juden vor der Zukunft. Israel wird mit westlichen Massstäben gemessen, wenn es um gleiche Rechte für alle geht, für die arabische Umwelt gilt ein anderer Massstab.

Beispiel Rettung der Weisshelme

Ein Beispiel für eine Reportage, die Israel in ein positives Licht stellt, wäre die Rettung der syrischen Weisshelme vor dem Assad-Regime gewesen. Nur schon, wie es nach einer internationalen Koordination schliesslich dazu gekommen ist. Doch nach den Berichten in Radio und Fernsehen stellte wiederum Susanne Brunner am Montag in einem Kommentar auf DRS1 kritische Fragen zur Aktion, welche die Aktion der israelischen Regierung als fragwürdig erscheinen liess.

Beispiel UNRWA-Kritik

Die Berichterstattung und Kommentierung der Ereignisse rund um Israel ist freilich anspruchsvoll, und SRF nimmt dabei wohl Rücksicht auf eine seit geraumer Zeit in der Tendenz israelkritischen Haltung auch in der Schweizer Politik. Typisch dafür war der Aufschrei nach der Kritik an der Arbeit der UNO-Entwicklungsorganisation UNRWA, die laut Bundesrat Ignazio Cassis eher die bestehenden Probleme der Palästinenser zementiert statt einer Lösung zu dienen. Statt dass seine Kritik eine Debatte über den Sinn der UNRWA-Tätigkeit unter Palästinensern auslöste, wurde das Thema sofort vom Bundespräsidenten und den Medien abgewürgt, weil eine offene Diskussion darüber offenkundig politisch unkorrekt wäre.
 
Kritik an Israel muss erlaubt bleiben und soll sachlich und fair sein. Dabei ist aber immer auch zu bedenken, ob sie konstruktiv ist oder als Stoff für das Wüten von Antisemiten geeignet ist. Gerade den Christen muss es ein tiefes Anliegen sein, dem Antisemitismus zu widersprechen, wo immer er sich äussert.

Zum Thema:
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Datum: 23.07.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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