Selbst die glühendsten Anwälte der Evolutionstheorie müssen eingestehen, dass die Lücken dieses Modells grösser und zahlreicher werden. In einer wachsenden Zahl von Publikationen wird über eine grössere Revision oder sogar den Ersatz der Standarttheorie debattiert.
Gerd Müller
Gerd Müller, theoretischer Biologe an der Uni Wien und Präsident des Konrad-Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung, ist kein Verfechter der Schöpfungslehre oder der Design-Ansicht. Gleichzeitig hält er fest, dass er verblüfft wäre, wenn Darwins Theorie nicht verändert würde. Die Evolutionstheorie sei kein ewig geltendes Naturgesetz, sagte er bereits bei früherer Gelegenheit.
Eine Präsentation von Gerd Müller, die im «Interface Focus» veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass der Inhalt niederschmetternd sei «für all jene, die dachten, die grossen Fragen der biologischen Herkunft seien durch die orthodoxe Evolutionstheorie erklärt», kommentieren Experten des «Discovery Institute» auf ihrem Blog.
Kritik an Makroevolution
Müller kritisiert unter anderem das Konzept der Makroevolution – nach dieser Idee verwandelt sich eine Spezies in eine völlig andere. Dies sei «vage». Viele Evolutionisten glauben, dass Mikroevolution zu Makroevolution führen würde – er rät dazu, den Begriff zu vermeiden. Evolutionsexperten würden mittlerweile debattieren, ob Mikroevolution tatsächlich zu Makroevolution führen kann.
Revision oder Suche nach Ersatz
Selbst in evolutionären Zirkeln, so Müller, gebe es eine grosse Zahl an Wissenschaftlern, die erkennen würden, dass die Standart-Evolutionstheorie eine erhebliche Überarbeitung braucht oder gar abgelöst werden müsse. «In einer wachsenden Zahl von Publikationen wird für eine grössere Revision oder sogar den Ersatz der Standarttheorie gestritten, was darauf hinweist, dass es nicht als Ansicht einer Minderheit abgetan werden kann, sondern einem weit verbreiteten Gefühl bei Wissenschaftlern und Philosophen gleichermassen entspricht.»