Gründeten Christen eine Untergrundstadt für 70'000 Menschen?
Unter der türkischen Stadt Midyat befindet sich die Untergrundstadt Matiate. (Bild: TobiasGr / CC BY-SA 4.0 International)
In der Türkei haben Archäologen die Überreste einer Stadt unter der Erde gefunden. Dort sollen früher bis zu 70'000 Menschen gelebt haben, darunter Christen. Für das Leben unter der Erde gab es einen bestimmten Grund.
Bereits die ersten Christen litten unter starker Verfolgung im
Römischen Reich. Schutz fanden sie häufig in Höhlen oder –
unterirdischen Städten. Eine solche haben Archäologen kürzlich bei
Ausgrabungen in Midyat, im Südosten der Türkei, gefunden. Die
unterirdische Stadt Matiate soll bis zu 70'000 Menschen beheimatet
haben.
Der Fund befindet sich genau unter der Stadt Midyat an der syrischen
Grenze. Bemerkenswert ist neben der Grösse der unterirdischen Stadt vor
allem ihr Alter. Nach Angaben des Ausgrabungsleiters Gani Tarkan wurde
die im 2. oder 3. Jahrhundert gegründete Stadt Jahrhunderte lang ununterbrochen genutzt. Gegenüber der türkischen Zeitung Daily Sabah
erklärte Tarkan, dass die Stadt vermutlich von Christen als Fluchtort
gegründet und genutzt wurde. Unzählige Funde wie Gebetsstätten und
Artefakte würden diese Vermutung nahelegen.
Keine Seltenheit
Die Archäologen stehen jedoch erst am Anfang der Ausgrabung. Erst ein
kleiner Teil des Höhlensystems sei freigelegt. Schätzungsweise seien 97
Prozent des Fundes noch nicht erschlossen.
In Anatolien ist eine solche unterirdische Stadt keine Seltenheit. In
dem Gebiet wurden bereits über acht Stockwerke tiefe Komplexe gefunden.
Keine dieser Städte erreiche jedoch die Dimensionen von Matiate,
erklärte Tarkan.