Religiöses Interesse?

Warum die Suche nach ausserirdischem Leben Milliarden kosten darf

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Schwarzes Loch und die Milchstrasse (Wikimedia / CC BY-SA 2.5)
Neun Millionen hat die ETH in ein Forschungszentrum investiert, das nach ausserirdischem Leben sucht. Die NASA investiert dafür Milliarden. Livenet-Redaktor Fritz Imhof macht sich Gedanken zur Sinnhaftigkeit dieser Investitionen.

Die Suche nach ausserirdischem Leben ist ein Faszinosum. Daher ist jetzt auch die ETH Zürich auf den Zug aufgesprungen und will sich – noch ganz bescheiden – an der Suche nach ausserirdischem Leben beteiligen. Unlängst ging es darum, intelligentes Leben auf anderen Planeten zu finden. Auch dafür stehen Antennen und Satelliten bereit.

Allein im Universum?

Die Frage, ob wir Menschen alleine im Universum sind, treibt die Menschheit seit Jahrhunderten um. Während für Christen das Erscheinen des Gottessohnes auf dieser Erde exklusiv ist, trieben und treiben vor allem Skeptiker die Forschung nach Leben auf anderen Planeten und Galaxien voran. Das ist grundsätzlich legitim. Der Fortschritt der Wissenschaften lebt davon, dass Menschen interessiert sind, immer mehr zu wissen und das Unbekannte zu erforschen.

Die Suche nach ausserirdischem Leben trägt aber auch religiöse Züge. Der Schweizer Erich von Däniken hat eine Fangemeinde, die überzeugt ist, dass wir von Wesen aus dem Weltall besucht worden sind. Stichwort «Fliegende Untertassen». Aber selbst die NASA beschäftigt sich mit «Unidentified Aerial Phenomena» also «unidentifizierten Phänomenen im Luftraum». Dort wird intern mit Mails über Besuche Ausserirdischer auf der Erde diskutiert, auch wenn dies nicht öffentlich kommuniziert wird. Doch an zwei Forschungszentren der NASA beginnen Forschungsteams jetzt mit der gezielten Suche nach ausserirdischem Leben.

ETH will Leben ausserhalb des Sonnensystems finden

Für den Astrophysiker Sascha Quanz von der ETH Zürich ist klar: «Mein Ziel ist es, Leben ausserhalb unseres Sonnensystems zu finden. Ich habe 25 Jahre Zeit, das ist nicht unmöglich.» Dafür steht dem Professor für Astrophysik an der ETH Zürich nun das «neue Forschungs- und Lehrzentrum zur Entstehung und Verbreitung von Leben auf und ausserhalb der Erde zur Verfügung», wie der Wissenschaftsjournalist Bruno Knellwolf in der Aargauer Zeitung schreibt. Und: «Der Ursprung des Lebens ist wohl das grösste Rätsel der Menschheit. 'Wie wurde aus der steinernen Erde ohne Leben eine lebendige Erde?', fragt deshalb Cara Magnabosco, Geobiologin an der ETH und Teil des nun eröffneten Zentrums, dessen Direktor der Nobelpreisträger Didier Queloz ist.» Neun Millionen Franken stehen den 41 beteiligten Professoren und ihren Forschenden in den nächsten drei Jahren im neuen Forschungszentrum zur Verfügung. 

«Die grossen Fragen der Menschheit lösen»

Der Astrophysiker Didier Queloz spricht von vielen wissenschaftlichen Durchbrüchen auf diesem Gebiet in den letzten Jahren. Queloz selbst entdeckte zusammen mit Michel Mayor vor rund 30 Jahren den ersten Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems, was den beiden den Nobelpreis einbrachte. Das James-Webb-Teleskop ermögliche, so Queloz, einen noch nie da gewesenen Blick in die Vergangenheit des Universums, aber auch in der Molekularbiologie und in anderen Lebenswissenschaften seien wichtige Erkenntnisse gewonnen worden. All dieses Wissen werde nun «in diesem Forschungszentrum von Biolog*Innen, Physiker*Innen, Astrophysiker*Innen, Chemiker*Innen, Erdwissenschaftler*Innen und Umweltsystemwissenschaftler*Innen gebündelt, um die grossen Fragen der Menschheit zu lösen», erklärte ETH-Präsident Joël Mesot laut der AZ an der Eröffnung. Insbesondere mit der Entwicklung eines Riesenteleskops bis 2030. Es soll helfen, Spuren wirklichen Lebens Lichtjahre entfernt in der Atmosphäre eines ausserirdischen Planeten nachzuweisen. 

Die teure Forschung darf hinterfragt werden

Wenn Christen den Sinn dieser teuren Forschung in Frage stellen, werden Naturwissenschaftler ihnen antworten, dass die Kirche schon mal einen Forscher – Galileo Galilei – exkommuniziert hat, der das Dogma in Frage stellte, die Erde stehe im Zentrum des Weltalls und alles drehe sich um sie. Darauf zu bestehen, dass es nur eine Menschheit gibt, wird daher in Forscherkreisen nur Kopfschütteln auslösen. Dennoch darf die Motivation zur Forschung nach Leben auf anderen Planeten und Sonnensystemen auch hinterfragt werden. Denn es gäbe auf dieser Erde noch genug ungelöste Fragen, für deren Lösung weniger Geld zur Verfügung steht.

Religiöses Interesse?

Sollte es gelingen, zu belegen, dass es nicht nur primitives, sondern auch menschenähnliches Leben auf anderen Planeten gibt, wäre dies ein weiterer Mosaikstein für die Evolutionstheorie. Obwohl diese den eigentlichen Ursprung des Kosmos und besonders des menschlichen Lebens nicht beantworten kann, bildet sie doch für einen grossen Teil der Naturwissenschaft und die meisten Glaubensskeptiker die Gegenthese zur göttlichen Schöpfung. Hinter dem Treiben nach der Suche von Leben ausserhalb der Erde kann auch ein quasireligiöses Interesse stehen. Wer an eine Schöpfung ohne Schöpfer glauben kann, kann auch glauben, dass er von keinem Schöpfer Verantwortung übernehmen muss.

Dass allerdings Astronomen und Naturwissenschaftler keineswegs Atheisten sein müssen, sondern bei ihrer Arbeit dem Schöpfer sogar näherkommen, belegt Heino Falcke, der als erster das «Schwarze Loch» fotografieren konnte. Für ihn ist eine gottlose Physik nicht möglich.

Zum Thema:
Astrophysiker Heino Falcke: «Zusammen werden wir die Flut überstehen»
Astrophysiker Heino Falcke: «Wir dürfen mit Freude unseren Schöpfer loben»
James Webb Teleskop: Christlicher Forscher hilft Schönheit des Universums zu enthüllen

Datum: 12.09.2022
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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