Online-Bewertung

Kommt die «Vier-Sterne-Kirche»?

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Beim Fachkongress «Kirche und Tourismus» der bundesdeutschen Nordkirche in Lübeck votierte ein Referent für ein Online-Bewertungsportal für Kirchengemeinden und deren Gottesdienste.

Olaf Dierich, Direktor eines Hamburger Hotels, schlug laut der Evangelischen Nachrichtenagentur Idea vor, dass sich Kirchgemeinden per Online-Portal testen lassen sollten. Kundenbewertungen von Produkten und Dienstleistungen im Internet seien inzwischen gang und gäbe. Besonders beliebt sei dies bei Reisen und Hotels. Dierich kritisierte, dass sich nahezu jede Branche mittlerweile einer Bewertung im Internet stelle – nur die Kirche nicht. Per Online-Portal könnten sich Bürger so vorab informieren, ob sich der Besuch eines Gottesdienstes für sie lohne.

Auf der Suche nach gastfreundlichen Gemeinden

Die Kirche startete auf der Tagung in Lübeck ihren Wettbewerb «Gastfreundliche Gemeinde». Dabei sollen evangelische Kirchgemeinden im Norden Deutschlands gesucht werden, die besonders attraktiv für Touristen und Besucher sind. Bewertungskriterien sind bisher weniger inhaltlicher Natur – es geht eher um offene Türen, eine klare Beschilderung und das Angebot von Kirchenführungen. Mit einem Bewertungsportal – so Dierich – könnten Gemeinden schnell auf Kritikpunkte reagieren und «verärgerte Kirchgänger wieder einfangen».

Kommentar: «church-check» neben «holiday-check»?

Neben dem Onlinevergleich von Produkten, Lehrern und Professoren, Arbeitgebern, Ärzten und natürlich Reiseangeboten soll also in Zukunft auch die Kirche online bewertet werden. Entschuldigung, aber dieser Vorschlag kann auch nur von einem Hotelier kommen… Für Touristen, die sich für die Öffnungszeiten eines Glockenturms interessieren oder dafür, wann man dem Organisten beim Spielen seiner Silbermann-Orgel zuhören kann, ist das vielleicht sogar interessant. Obwohl die meisten dieser Infos über die Kirchgemeinden oder die Tourist-Informationen bereits gut zugänglich sind. Aber eine «normale» Gemeinde sucht weniger Besucher und Gäste, die einmalig touristisch vorbeikommen, um die im Internet gelobte Beschilderung zu besichtigen. Eine «normale» Gemeinde lebt von Christen, die dort im Gottesdienst und darüber hinaus ihr Christstein gestalten, sich gerne einbringen, aber sich bei Schwierigkeiten auch nicht gleich wieder verabschieden. Eine «normale» Gemeinde lebt genauso von Gästen, die auf der Suche sind nach Gemeinschaft, Orientierung und Gottesbegegnung.

Transparenz und eine informative Darstellung im Internet gehören unbedingt dazu. Ein Bewertungsportal mit der Möglichkeit, die Grösse der Parkplätze oder die Qualität des Kirchenkaffees zu kritisieren, wird den meisten Gemeinden nicht gerecht – und hilft den meisten Besuchern nicht weiter.

Zum Thema:
Dossier «Innovative Gemeinden»
Junge auf dem Absprung: Von der «Seniorenkirche» zur «Jugendkirche» - aber wie?
Professor Härle: Was Kirchgemeinden attraktiv macht

Datum: 22.03.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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