Islamisten in Pakistan

Gewichtigster Fürsprecher von Asia Bibi ermordet

Die pakistanische Christin Asia Bibi kämpft um ihr Leben. Der Gouverneur ihres Staates, der für die wegen Blasphemie („Gotteslästerung“) zum Tod verurteilte Frau eintrat, ist am 4. Januar von einem Wächter erschossen worden.

Salman Taseer, Gouverneur der zentralen pakistanischen Provinz Punjab, hatte mit einem Besuch bei der Christin Asia Bibi (auch unter dem Namen „Noreen“ bekannt) im Gefängnis im November seine Gegnerschaft zu den berüchtigten Blasphemieparagrafen unterstrichen. Als er am Dienstag einen Markt in der Hauptstadt Islamabad besuchte, wurde er von einem Polizisten erschossen, der eigentlich mit seinem Schutz beauftragt war.

Polizist als Vollstrecker

Innenminister Rehman Malik erklärte, der Polizist habe den Gouverneur getötet, weil dieser die Änderung der Blasphemiegesetze gefordert habe. Salman Taseer hatte Staatspräsident Zardari dazu aufgefordert, Asia Bibi zu begnadigen, und sich damit unter Islamisten Feinde gemacht. Diese agitieren seit Wochen heftig gegen die Aufweichung oder Abschaffung der Paragrafen. Die Artikel 295 A-C des Strafgesetzbuchs bedrohen jeden, der abfälliger Worte oder Handlungen gegen Allah, den Koran oder Mohammed überführt wird, mit der Todesstrafe.

Niederschmetternd

Sohail Johnson, Sprecher der christlichen Organisation, die für Asia Bibis Leben kämpft, sagte, der Besuch des Gouverneurs bei ihr (mit seiner Frau und Tochter) habe die Hoffnung auf eine Wende zum Guten gestärkt. „Wir glaubten, dass Gott den Gouverneur gesandt hatte, um uns zu helfen.“ Seine Worte hätten Asia aufgerichtet und sie habe daran geglaubt, dass ihr Gesuch beim Obergericht in Lahore gutgeheissen werden könnte. „Die lokalen islamistischen Kräfte glaubten, dass der Präsident Asia aufgrund von Taseers Fürsprache begnadigen würde, und dies war für sie inakzeptabel.“

Die Christin und der Gouverneur für vogelfrei erklärt

Islamisten hatten auf Asia Bibi wie Salman Taseer hohe Kopfgelder ausgesetzt und sie für vogelfrei erklärt. Laut Johnson ist die Gefahr von Anschlägen auf Asias Leben mit der Fürsprache von Salman Taseer noch gewachsen. Die Blasphemieparagrafen haben in Pakistan bisher noch zu keiner Verurteilung geführt, doch fanatische Muslime wollen sich mit allen Mitteln für Allahs Ehre einsetzen, und sie verübten aufgrund dieser umstrittenen Gesetzesparagraphen zahlreiche Morde und Mordversuche an Beschuldigten. Wenn jemand der Blasphemie angeklagt wird, ist er auch im Gefängnis nicht sicher vor Anschlägen. Asia Bibi habe zuvor vier Stunden täglich die Zelle verlassen dürfen, um sich zu bewegen. Jetzt müsse sie rund um die Uhr drin bleiben. Ihre Familie ist untergetaucht.

„Blasphemie“ wird im schlimmsten Fall mit Tod bestraft

Das umstrittene „Blasphemiegesetz“ wurde 1986 in das pakistanische Strafgesetzbuch aufgenommen. Danach können Gotteslästerung und negative Aussagen über den Propheten Mohammed mit Geld- oder Gefängnisstrafen oder im schlimmsten Fall mit dem Tod bestraft werden. Für Islamisten ist bei Blasphemie nur die Todesstrafe angemessen. Darum kommt es immer wieder zu Selbstjustiz und Lynchmorden bei Angehörigen von religiösen Minderheiten.

Zum Thema:
Der Fall Asia Bibi und Pakistans Islamisten 

Einsatz für ein besseres Pakistan

Datum: 07.01.2011

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